Die Kirche St. Mang in Füssen im Allgäu wurde als Klosterkirche des Benediktinerklosters St. Mang errichtet und ist seit Auflösung des Klosters Anfang des 19. Jahrhunderts katholische Stadtpfarrkirche.

Lage

Das Kloster St. Mang liegt über dem Lech unterhalb des Burghügels des Hohen Schlosses. Die Pfarrkirche liegt am westlichen Ende des Klosters und ist an ihrer Ost- und Südseite baulich mit dem Klostergebäude verbunden. Nordöstlich schließt sie an die Annakapelle an. Vom Westchor der Kirche verläuft ein Mauerzug der Stadtbefestigung zum Hohen Schloss. Vor dem Haupteingang an der Nordseite liegt der Magnusplatz.

Geschichte

Pfarrgeschichte

Spätestens seit dem 9. Jahrhundert gab es in Füssen eine Pfarrei, deren Pfarrkirche St. Stephan war und die nicht dem Benediktinerkloster St. Mang gehörte. Das Kloster war aber ein religiöses Zentrum in Füssen. Dieses Nebeneinander führte zu Streitigkeiten, die beigelegt wurden, indem der Bischof von Augsburg 1206 die Pfarrrechte von St. Stephan dem Kloster im Tausch gegen dessen Rechte in Waltenhofen übertrug. St. Stephan blieb Pfarrkirche, bis sie 1641 den Franziskanern für deren neu gegründetes Kloster übertragen wurde. Danach wurde die Pfarrstelle durch ein Mitglied des Klosters St. Mang besetzt, das die Messe am Pfarraltar genannten Petrusaltar in der Klosterkirche von St. Mang las. An Sonn- und Feiertagen übernahmen die Franziskaner die Predigt bei der Messe in St. Mang.

1802 wurde das Kloster St. Mang im Zuge der Säkularisation aufgelöst und die Klosterkirche wurde zur Stadtpfarrkirche. Die Pfarrechte gingen zunächst zusammen mit dem anderen Besitz des Klosters an das Haus Oettingen-Wallerstein und wurden 1837 an eine Stiftung übertragen. Seit 2007 ist St. Mang Teil der Pfarreiengemeinschaft Füssen zusammen mit den Pfarreien Zu den Acht Seligkeiten in Füssen-West, St. Walburga in Weißensee und St. Peter und Paul in Hopfen am See.

Baugeschichte

Als Ausgangsbau wird eine dem Heiland geweihte Kapelle angenommen, die Mitte des 8. Jahrhunderts vom heutigen Namenspatron Magnus von Füssen errichtet worden sei. Reste von deren Außenmauern sind wohl in Nord- und Südwand der Ostkrypta erhalten, einschließlich eines kleinen Rundfensters. Zwischen 815 und 830 wurde einer Überlieferung zufolge mit dem Bau einer der Gottesmutter geweihten Klosterkirche begonnen, einer langgestreckten Saalkirche. Mitte des 11. Jahrhunderts wurde dann die erste kreuzförmige Basilika am Ort errichtet, dem heutigen Namenspatron geweiht. Sie hatte einen Rechteckchor über der Ostkrypta. Um 1200 wurde die Kirche um einen Westchor von einem Joch mit anschließender halbrunder Apsis verlängert, der auf die hierfür angelegte Westkrypta gestellt wurde. Bei diesem Ausbau wurde auch an die Stirnseite des Nordquerhauses der Turm gebaut, in den Winkel zwischen Nordquerhaus und Chor eine Vorhalle und in den Winkel zwischen Südquerhaus und Chor die Sakristei.

Nach Plünderung und Bauschäden im Dreißigjährigen Krieg kamen 1687 Ideen zu einem Neubau auf, jedoch wurde die heutige Kirche ab 1701 von Johann Jakob Herkomer entworfen und gebaut, der 1717, im Jahr der Weihe, starb. Die Ausstattung vollendete bis 1726 sein Neffe Johann Georg Fischer.

Bauwerk

Der heutige Bau ist vom italienischen Frühbarock des 16. Jahrhunderts inspiriert und wird gerne mit der Basilika Santa Giustina in Padua verglichen. Im Osten wurde an den Reckteckchor ein halbrund schließendes weiteres Joch angeschlossen, im Grundriss durch seine dünne Wandung vom den dicken romanischen Grundmauern zu unterscheiden. Im Querschnitt wurden die Gewölbe der Seitenschiffe so hoch angelegt, dass ihre Kämpfer­höhe mit der des Mittelschiffs übereinstimmt. Die Gurtbögen der Seitenschiffe wurden aber nicht erhöht. So wurde aus einer romanischen Basilika ein Abseitensaal an der Grenze zu Hallenkirche.

Orgeln

Hauptorgel

Die Orgelgeschichte der Kirche ab etwa 1500 nachweisbar. Die heutige Hauptorgel geht aus einem Instrument aus dem Jahr 1753 des Orgelbauers Andreas Jäger unter der gestalterischen Mitwirkung des Bildhauers Peter Heel hervor. 1877 wurde das Instrument von Orgelbauer Balthasar Pröbstl fast vollständig umgebaut. In den Jahren 1958 und 1978 wurde die Orgel durch die Firma Zeilhuber unter der Fachberatung von Arthur Piechler nach damals modernen Kriterien umgebaut, erheblich erweitert und erhielt elektrische Kegelladen.

2011/12 wurde die Orgel durch die Firma Schmid überarbeitet und auf den Stand von 1958 zurückgeführt. Dabei entschied man sich gegen einen Neubau, da man die klanglichen Geschehnisse und Umbauten der Vergangenheit als Zeitdokument (Pichler) erhalten wollte. Außerdem wurde ein Setzer installiert.

Das Instrument hat heute 39 Register auf drei Manualwerken und Pedal. Die Spiel- und Registertrakturen sind elektrisch.

Die Disposition lautet heute:

I Hauptwerk C–g3
1.Bourdon16′
2.Principal8′
3.Spitzflöte8′
4.Gedeckt8′
5.Octave4′
6.Flöte4′
7.Nasard 223
8.Supercotav2′
9.Kornett III223
10.Mixur IV2′
11.Trompete8′
II. Manualwerk C–g3
12.Gedeckt8′
13.Quintade8′
14.Prästant4′
15.Flöte4′
16.Schwiegel2′
17.Quinte113
18.Zimbel III1′
19.Krummhorn8′
III Schwellwerk C–g3
20.Nachthorn8′
21.Salicional8′
22.Schwebung8′
23.Principal4′
24.Waldflöte2′
25.Mixtur IV223
26.Fagott16′
27.Trompete8′
28.Clairon4′
Pedal C–f1
29.Principalbass16′
30.Kontrabass16′
31.Subbass16′
32.Quintbass1023
33.Oktavbass8′
34.Großnasat513
35.Choralbass4′
36.Flötbass2′
37.Mixtur IV 223
38.Posaune16′
39.Trompete8′
  • Koppeln: Normalkoppeln: II/I, III/I, III/II, III/P, II/P, I/P. Oktavkoppeln: III/I 16′, III/I 4′, III/II 16′, III/P 4′, III/III 16′, III/III 4′, II/II 16′, II/II 4′, I/I 16′, I/I 4′ zum II. und III. Manual
  • Spielhilfen: Setzeranlage mit Registertableu; zwei freie Kombinationen; Crescendowalze; Absteller (Zungen, Crescendo)

Chororgel

Um 1750 erbaute Andreas Jäger eine Chororgel. Das Instrument wurde 1898 durch Hermann Späth verändernd umgebaut und 1996 durch Josef Maier wieder in den Originalzustand zurückgeführt und restauriert.

Die Disposition lautet:

Manual CDEFG–c3
1.Principal8′
2.Copl8′
3.Gamba8′
4.Octav4′
5.Flaut4′
6.Superoktav3′
7.Quint113
8.Mixtur
9.Cimbl
Pedal CDEFG–c0
10.Subbaß16′
  • Koppel: Man/P
  • Stimmtonhöhe a1 = 418 Hz

Literatur

  • Dehio-Handbuch Bayern III – Schwaben, 2. Aufl. (2008), Deutscher Kunstverlag, ISBN 978-3-422-03116-6, S. 361–367
  • Ingo Seufert: Kath. Stadtpfarrkirche St. Mang in Füssen. Kunstverlag Fink, Lindenberg 2011 (2. Auflage), ISBN 978-3-89870-185-3.
Commons: Klosterkirche St. Mang – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 Rudibert Ettelt: Geschichte der Stadt Füssen. Stadt Füssen, Füssen 1970, S. 263268, urn:nbn:de:bvb:355-ubr21797-5.
  2. Über uns. Pfarreiengemeinschaft Füssen, abgerufen am 10. Oktober 2023.
  3. Beschreibung der Hauptorgel auf Organindex.
  4. Beschreibung der Chororgel auf Organindex.

Koordinaten: 47° 33′ 58,9″ N, 10° 41′ 56,1″ O

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