Standing NATO Maritime Group 1
— SNMG1 —

Aufstellung 13. Januar 1968
Staat Multinational
Organisation NATO NATO
Typ Einsatzverband
Unterstellung ACO
Befehlshaber
Kommandeur Deutschland Flottillenadmiral Thorsten Marx
Alte Bezeichnungen
1968 – 2004 Standing Naval Force Atlantic

Die Standing NATO Maritime Group 1 (SNMG 1) ist ein ständiger maritimer Einsatzverband der NATO. Er untersteht innerhalb der NATO-Kommandostruktur dem Allied Command Operations, das die Führung an das Allied Maritime Command, kurz MARCOM in Northwood delegiert hat. Beide SNMG sind in die NATO Response Force eingegliedert.

Geschichte

Der Aufbau ständiger NATO-Verbände

Angesichts der als bedrohlich empfundenen Aufrüstung des Warschauer Pakts und insbesondere der Sowjetunion in den 1960er Jahren entschloss sich die NATO, multinationale Eingreifverbände aufzustellen. Diese Verbände waren ihr als NATO Command Forces bereits im Frieden für den Einsatz unterstellt und standen für sofortige Reaktionen in Krisensituationen zur Verfügung. Mit ihrem Einsatz sollten die Streitkräfte möglichst vieler NATO-Mitgliedstaaten an der Krisenbewältigung beteiligt werden, um Bündnissolidarität zu zeigen.

Als erster Eingreifverband war 1960 die Allied Command Europe Mobile Force (ACE Mobile Force/AMF) mit einer Land- (AMF/L) und einer Luftkomponente (AMF/A) geschaffen worden, die dem NATO-Kommandobereich Europa (ACE) unterstand. Als Marineäquivalent wurde am 1968 die Standing Naval Force Atlantic (STANAVFORLANT/SNFL) unter dem NATO-Kommandobereich Atlantik (ACLANT) aufgestellt.

Standing Naval Force Atlantic

Die SNFL war Vorläufer der SNMG 1. Sie bestand aus Zerstörern und Fregatten und wurde am 13. Januar 1968 gegründet, nachdem zuvor der Einsatz eines gemeinsamen Übungsverbandes mit dem Namen Matchmaker (1965–1967) erprobt worden war. Dieser Verband ist der älteste, noch bestehende ständige Einsatzverband der NATO. Seit seiner Aufstellung fuhren über 500 Schiffe und mehr als 150.000 Seeleute unter seinem Kommando.

Der Verband unterstand im damaligen Kommandobereich Atlantik dem Befehlshaber Ostatlantik (CINCEASTLANT) in Northwood, Großbritannien. Ständige Teilnehmernationen waren die USA, Großbritannien, Kanada, die Niederlande und die Bundesrepublik Deutschland. Das Kommando wechselte zunächst zwischen den vier erstgenannten Nationen, die Bundesmarine verzichtete bis 1984 auf die Führung, weil sie grundsätzlich ACE unterstellt war. Die Marinen Norwegens, Dänemarks, Belgiens, Portugals und seit 1990 Spaniens beteiligen sich zeitweise an dem Verband. Aufgabe im Kalten Krieg war es, in Krisenfällen schnell als multinationaler Verband Bündnissolidarität demonstrieren zu können.

Der Verband wurde hauptsächlich im Nordatlantik eingesetzt. Mit dem Ende des Konflikts wurde die STANAVFORLANT auch, unter anderem 1993 für die Operation Sharp Guard (Mittelmeer), in anderen, angrenzenden Regionen eingesetzt. Dafür wurde die Flotte mit der Standing Naval Force Mediterranean und der Western European Union Maritime Contingency Force integriert. Diese Operation dauerte bis 1996, anschließend wurde der Verband wieder in den Atlantik verlegt.

2004 wurde die Gruppe in Standing NATO Response Force Maritime Group 1 umbenannt und die regionale Bindung aufgehoben. Gleichzeitig wurde der für den Mittelmeerraum zuständige Verband Standing Naval Force Mediterranean (STANAVFORMED) in Standing NATO Response Force Maritime Group 2 umbenannt. Als solche nahmen beide unter anderem an der Operation Active Endeavour teil. Die Bezeichnung wurde später auf Standing NATO Maritime Group verkürzt.

Konzept

Ständige Mitglieder des jetzigen, sechs bis zehn Zerstörer, Kreuzer und Fregatten umfassenden Verbands sind die kanadische, deutsche, niederländische, britische und die amerikanische Marine, die jeweils ein Schiff abstellen. Der Verband wird zeitweise durch Einheiten aus anderen NATO-Nationen verstärkt.

Jährlich werden im Rahmen der Flotte Übungen abgehalten, die vor allem auch die multinationale Zusammenarbeit stärken sollen.

Einsätze

Am Nachmittag des 30. September 2007 befand sich die SNMG 1 im Roten Meer auf dem Weg Richtung Suezkanal als sie von der HMCS Toronto alarmiert wurde, dass sich eine größere Explosion vor der Küste Jemens ereignet haben soll. Die Fregatten NRP Álvares Cabral und Evertsen wurden vorausgeschickt und bestätigten so dem Rest des Einsatzverbands kurz darauf einen Vulkanausbruch auf der Insel Dschazirat Dschabal at-Tair. In Absprache mit der jemenitischen Küstenwache unterstützte die SNMG 1 die Rettungsaktionen vor Ort, bei denen die Einheiten NRP Álvares Cabral, USS Bainbridge, Zr.Ms. Evertsen, HDMS Olfert Fischer, Spessart und HMCS Toronto die Gewässer im Umfeld der Insel nach Überlebenden absuchten. Auch der Super Lynx Mk.95-Bordhubschrauber der Álvares Cabral kam dabei zum Einsatz. Am Morgen des 1. Oktobers fanden und retteten die USS Bainbridge und die HMCS Toronto während der Suchaktion zwei überlebende jemenitische Soldaten aus dem Roten Meer.

Vom 24. März bis 29. Juni 2009 wurde die SNMG 1 von der NATO für die Operation Allied Protector eingesetzt, um am Horn von Afrika Handelsrouten vor Piratenangriffen im Golf von Aden zu schützen. Der Einsatzverband befand sich dabei unter dem Kommando des portugiesischen Konteradmirals Jose Pereira de Cunha und bestand aus den Kriegsschiffen NRP Corte-Real, HMCS Winnipeg, De Zeven Provinciën, Blas de Lezo und USS Halyburton. Am 29. Juni 2009 wurde die SNMG 1 von der Standing NATO Maritime Group 2 abgelöst. Von November 2009 bis Dezember 2014 war die Standing NATO Maritime Group 1 insgesamt sechsmal an der Operation Ocean Shield beteiligt und wechselte sich dabei mit der SNMG 2 ab. Die Mission diente vor allem dem Schutz von Schiffen des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen vor Piraterie.

Von 23. bis 25. März 2012 führte die Standing NATO Maritime Group 1 eine PASSEX-Übung mit der Flugzeugträgerkampfgruppe Carrier Strike Group 12 der United States Navy durch. Die Übung fand unter der Führung der USS Enterprise im Mittelmeer statt. Die SNMG 1 selbst stand dabei unter dem Kommando von Commodore Ben Bekkering (Koninklijke Marine) und setzte sich aus den Fregatten Álvaro de Bazán, HMCS Charlottetown, Rheinland-Pfalz und dem Flaggschiff Zr.Ms. De Ruyter zusammen.

Schiffe der SNMG 1

An der Gruppe beteiligte Schiffe im Jahr 2022[veraltet]:

Jahr Kommandeur Kennung Name Klasse Schiffstyp Teil des Einsatzverbands Flaggschiff
2022

Commodore
Ad van de Sande
(7. Januar – 8. Juli)

Commodore
Jeanette Morang
(seit 8. Juli)
L800 Rotterdam Rotterdam-Klasse Amphibious Transport Dock 7. Januar – 4. Februar
7. Januar – 4. Februar
F362 Peter Willemoes Iver-Huitfeldt-Klasse Flugabwehrfregatte 15. Januar – April
F78 HMS Kent Duke-Klasse Fregatte 24. Januar – 4. Februar
A 1411 Berlin Berlin-Klasse Einsatzgruppenversorger 4. Februar – April 4. Februar – April
F831 Van Amstel Karel-Doorman-Klasse Lenkwaffenfregatte 7. Februar – März
F 262 Erfurt Braunschweig-Klasse Korvette 2. März – Mai
F802 De Zeven Provinciën De-Zeven-Provinciën-Klasse Flugabwehrfregatte 10. März – Juli April – 8. Juli
F238 HMS Northumberland Duke-Klasse Fregatte März – 20. April
D653 Languedoc Aquitaine-Klasse Mehrzweckfregatte März – April
L9015 Dixmude Mistral-Klasse Amphibisches Angriffsschiff März – April
D646 Latouche-Tréville Georges-Leygues-Klasse U-Jagd-Fregatte März – Mai
FFH 330 HMCS Halifax Halifax-Klasse Fregatte 18. April – Juni
A 1442 Spessart Rhön-Klasse Betriebsstofftransporter seit April
A833 Karel Doorman Karel-Doorman-Typ Joint Support Ship seit 8. Mai seit 8. Juli
F332 NRP Corte-Real Vasco-da-Gama-Klasse Fregatte seit 26. Mai
F 218 Mecklenburg-Vorpommern Brandenburg-Klasse Fregatte 30. Mai – 15. Juli
F79 HMS Portland Duke-Klasse Fregatte seit 24. Juni
F311 KNM Roald Amundsen Fridtjof-Nansen-Klasse Fregatte seit 4. August

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. NATO-Handbuch, Ausgabe 2001 (Memento vom 17. Juli 2007 im Internet Archive)
  2. Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.): Verteidigung im Bündnis – Planung, Aufbau und Bewährung der Bundeswehr 1950 – 1972. München 1975, ISBN 3-7637-5137-8.
  3. Kommuniqué der Sitzung des NATO-Ministerrats am 13.–14. Dezember 1967 in Brüssel
  4. Peter Monte: Die Rolle der Marine der Bundesrepublik Deutschland in der Verteidigungsplanung für Mittel- und Nordeuropa von den 50er Jahren bis zur Wende 1989/90. In: Werner Rahn (Hrsg.): Deutsche Marinen im Wandel – Vom Symbol nationaler Einheit zum Instrument internationaler Sicherheit. S. 17ff. [20], ISBN 3-486-57674-7.
  5. NATO Press Release: NATO ships rescue Yemeni servicemen following volcano eruption. In: www.nato.int. NATO, 1. Oktober 2007, abgerufen am 14. Juni 2022.
  6. Press Release: Standing NATO Maritime Group ONE Aids in Volcanic Eruption Search and Rescue. (PDF) In: www.nato.int. NATO, 1. Oktober 2007, abgerufen am 14. Juni 2022.
  7. Noor Javed: Canadians aid dramatic rescue. In: Toronto Star. 2. Oktober 2007, abgerufen am 14. Juni 2022.
  8. Counter-piracy operations (2008-2016). In: www.nato.int. NATO, abgerufen am 14. Juni 2022.
  9. SNMG1 in PASSEX with US Carrier Group. (Nicht mehr online verfügbar.) In: www.aco.nato.int. NATO, 26. März 2012, archiviert vom Original am 14. September 2014; abgerufen am 14. Juni 2022 (englisch).
  10. Standing NATO Maritime Group One (SNMG1). NATO, abgerufen am 31. Januar 2022 (englisch).
  11. COM SNMG1 (@COM_SNMG1). In: twitter.com. Abgerufen am 21. März 2022.
  12. Einsatzgruppenversorger „Berlin“ läuft aus. Deutscher Marinebund, abgerufen am 31. Januar 2022.
  13. Die „Berlin“ läuft zur NATO-Verpflichtung aus. Bundeswehr, 2. Februar 2022, abgerufen am 6. Februar 2022.
  14. EGV „Berlin“: Corona stoppt den NATO-Einsatz. In: Bundeswehr-Journal. 1. Februar 2022, abgerufen am 6. Februar 2022 (siehe redaktioneller Nachbrenner).
  15. Flotte verstärkt Aktivitäten an der NATO-Nordflanke: Korvette wird Teil der SNMG 1. DPA, abgerufen am 26. Februar 2022.
  16. HMCS Halifax crew seeing lots of Russian warships in the Baltic. SaltWire Network, abgerufen am 24. Mai 2022.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.