Stuyvesant Town – Peter Cooper Village ist eine große, einheitlich geplante Wohnsiedlung an der Ostseite des Stadtbezirks Manhattan in New York City.

Größe und Lage

Stuyvesant Town besteht aus zahlreichen Ziegel-Apartmenthäusern, die sich von der First Avenue bis zur Avenue C zwischen der 14th Street und der 23rd Street erstrecken – eine Fläche von ca. 32 Hektar. Die Wohnsiedlung Stuyvesant Town zwischen der 14th Street und 20th Street besteht aus 8.757 Apartments in 35 Wohnhäusern. Zusammen mit der Schwester-Wohnsiedlung Peter Cooper Village zwischen der 20th Street und 23rd Street besteht der Komplex aus 56 Wohnhäusern mit 11.250 Apartments und über 25.000 Bewohnern.

Die beiden Wohnsiedlungen werden vom East River und der Avenue C im Osten, durch das Viertel Gramercy Park im Westen, das East Village und Alphabet City im Süden und Kips Bay im Norden begrenzt. In der Umgebung sind der historische Stuyvesant Square, die Saint George’s Church und das Beth Israel Medical Center erwähnenswert.

Geschichte

Stuyvesant Town wurde nach dem letzten Generaldirektor der niederländischen Kolonie Nieuw Amsterdam, Petrus Stuyvesant, benannt, dessen Farm im 17. Jahrhundert auf diesem Gebiet stand. Die Bewohner der Siedlung nennen sie kurz „Stuy Town“. Peter Cooper Village hingegen wurde nach dem Industriellen, Erfinder und Philanthropen Peter Cooper benannt, der im 19. Jahrhundert die Cooper Union gründete. Die Planung für diesen Komplex begann im Jahre 1942. Das erste Gebäude wurde 1947 bezogen.

Im 19. Jahrhundert war diese Gegend noch unter dem Namen „Gas House district“ bekannt, wegen der vielen riesigen Gastanks, die das Straßenbild dominierten. Die Tanks, die manchmal leckten, und die Gas House Gang sowie andere Kriminelle machten diese Gegend unattraktiv. Mit dem Bau des East River Drive (heute: FDR Drive) wurde die Gegend aufgewertet. In den 1930er Jahren waren bis auf vier Gastanks keine Tanks mehr vorhanden, und obwohl das Viertel heruntergekommen war, gab es hier nicht mehr Elend als anderswo in der Stadt nach den Jahren der Großen Depression.

Vor der Errichtung von Stuyvesant Town bestand das Viertel aus 18 Blocks mit öffentlichen Schulen, Kirchen, Fabriken, Privathäusern, Wohnungen, mittelständischen Betrieben und sogar recht zeitgemäßen Apartmenthäusern, die schließlich der neuen Wohnsiedlung weichen mussten. Insgesamt wurden für Stuyvesant Town 600 Gebäude, in denen 3100 Familien lebten, 500 Läden und kleine Fabriken, drei Kirchen, drei Schulen und zwei Theater abgerissen. Ungefähr 11.000 Personen wurden zum Umzug in ein anderes Viertel gezwungen. Die New York Times bezeichnete dies 1945 als „the greatest and most significant mass movement of families in New York’s history“ (den größten und bedeutendsten Massenumzug von Familien in New Yorks Geschichte). Die letzten Bewohner des Gas House district, die Familie Delman, zog im Mai 1946 aus, so dass die Abrissaktion kurz darauf abgeschlossen werden konnte.

Aufgrund der Wohnungsnot, die während der Depression gestiegen war, wurde Stuyvesant Town bereits während des Zweiten Weltkriegs als Nachkriegs-Wohnungsbauprojekt geplant (1942–43). Eine Bestimmung regelte die bevorzugte Berücksichtigung von Veteranen, die sich um eine Wohnung bemühten. Der Komplex wurde im selben Stil, wie das Wohnquartier Parkchester in der Bronx oder die Riverton Houses in Harlem erstellt, die beide 1942 fertiggestellt wurden. Alle drei Projekte wurden von der Metropolitan Life Insurance Company realisiert.

Der Präsident von Metropolitan Life – Frederick Ecker – verkündete in der ersten Werbeanzeige, dass Stuyvesant Town es Generationen von New Yorkern ermöglichen würde, in einem Park auf dem Land zu wohnen – mitten in New York. Gleich am ersten Tag erhielt der Konzern 7.000 Bewerbungen für Wohnungen. Als die ersten Wohnungen durch Veteranen des Zweiten Weltkriegs mit ihren Familien am 1. August 1947 bezogen wurden, lagen bereits 100.000 Bewerbungen vor. Damals bewegten sich die Mieten noch zwischen 50 $ und 91 $ pro Monat. Derzeit muss man für eine 2-Zimmer-Wohnung über 2500 $ bezahlen, für eine 6-Zimmer-Wohnung über 7000 $.

Kontroversen

Stuyvesant Town war von Anfang an umstritten. Obwohl es kein kommunales Projekt war, wurde es vom Parks Commissioner Robert Moses verfochten, der als treibende Kraft bei der Umsetzung sowohl von Stuyvesant Town wie auch von Peter Cooper Village galt. Im Auftrag von New Yorks damaligen Bürgermeister Fiorello LaGuardia versuchte Moses Versicherungen und Banken dafür zu gewinnen, selbst im großen Stil die Sanierung von Slums zu übernehmen. Dieses Projekt wurde durch verschiedene bundesstaatliche Gesetze und Gesetzesänderungen ermöglicht, die es Firmen erlaubte auf einem Terrain zu agieren, das zuvor der öffentlichen Hand vorbehalten war. Robert A. Caro schreibt in seinem 1975 erschienenen Buch The Power Broker auf Seite 968, dass durch die großzügige und langjährige Steuerbefreiung, die Moses vorangetrieben hatte, insgesamt eine Summe an nicht bezahlter Steuern ergebe, die die ursprüngliche Investitionssumme von MetLife in den Schatten stelle. Zugleich setzte Moses sein öffentliches Amt dafür ein, um es dem Konzern nicht nur die Errichtung des Komplexes zu ermöglichen, sondern zugleich auch noch die bisherigen Eigentümer auf diesem Gebiet zu enteignen oder Straßen stillzulegen.

Die neue Public Private Partnership und der Vertrag zwischen der Stadt und dem Investor, der Metropolitan Life Insurance Company, waren Auslöser für eine umfangreiche Debatte. Dabei ging es unter anderem um die Möglichkeit zur Enteignungen für private Zwecke und den damit verbundenen Rückbau von Straßen oder öffentlichen Anlagen, wie etwa öffentlicher Schulgelände. Die 25-jährige Steuerbefreiung, die der Vertrag gewährt und das Recht des Konzerns, bei der Auswahl der Miete Unterschiede machen zu dürfen.

Als der 50-Millionen-Dollar-Plan für Stuyvesant Town durch die City Planning Commission am 20. Mai 1943 mit fünf zu eins Stimmen genehmigt wurde, war die Diskriminierung von Afroamerikanern bereits ein wichtiges Thema in der öffentlichen Debatte. Die Stadträte Stanley M. Isaacs und Adam Clayton Powell Jr. versuchten noch eine Bestimmung in den Vertrag einzufügen, die eine Diskriminierung aufgrund von „Rasse“ oder Glaubenszugehörigkeit bei der Mieterauswahl verhindern sollte. Dieser Zusatz wurde u. a. von Robert Moses nicht akzeptiert – mit der Begründung, dass dies der Wirtschaftlichkeit des Konzerns schaden könnte und dass die Widersacher damit offensichtlich nach einem politischen Problem und nicht nach Ergebnissen in Form einer effektiven Slumsanierung suchen würden.

In den Jahren, nachdem die Wohnsiedlung bezogen wurde, wurde Afroamerikanern das Wohnen in diesem Komplex verwehrt, was Frederick Ecker, der Präsident von Metropolitan Life, verteidigte, indem er angab, dass Schwarze und Weiße nicht zusammenpassen („Negroes and whites do not mix.“). Lee Lorch, ein Bewohner des Komplexes und Professor der City University of New York, beantragte, Afroamerikaner in der Wohnsiedlung zuzulassen und verlor daraufhin auf Druck von Metropolitan Life seine Anstellung. Er nahm daraufhin eine Stelle an der Pennsylvania State University an und erlaubte einer afroamerikanischen Familie in seinem Apartment zu wohnen und umging so die bestehende Regel, keine Afroamerikaner als Mieter zuzulassen. Auf Druck von Metropolitan Life verlor er auch seinen neuen Job.

Klagen wurden eingereicht, auf der Grundlage, dass das Projekt öffentlich oder halb-öffentlich sei und damit gegen die Anti-Diskriminierungsgesetze für Sozialwohnungen in New York City verstoße. Im Juli 1947 entschied das New Yorker Verfassungsgericht (New York Supreme Court), dass die Wohnsiedlung nicht öffentlich sei und der Konzern damit diskriminieren könne, wie er es für richtig halte. Nach Auffassung der Richter sei klar geregelt, dass der Vermieter eines nichtöffentlichen Apartments oder Wohnhauses sich die Mieter auch aufgrund von Rasse, Hautfarbe, Religion oder dem jeweiligen Glaubensbekenntnis aussuchen dürfe, ohne damit gegen irgendeine Verfügung der Föderalen oder Staatlichen Verfassung zu verstoßen. Zudem stellten sie klar, dass eine Unterkunft nicht als Bürgerrecht verstanden wird. Die Klage war durch drei afroamerikanische Kriegsveteranen eingebracht worden. Zu diesem Zeitpunkt baute Metropolitan Life eine separate but equal Wohnsiedlung in Harlem: Riverton Houses. Einige Jahre später ließ der Konzern eine geringe Anzahl von afroamerikanischen Familien in Stuyvesant Town einziehen und ebenso eine geringe Anzahl von weißen Familien in Riverton Houses.

Auch die städtebauliche und architektonische Gestaltung von Stuyvesant Town löste Kontroversen aus. Man nahm bereits in den ersten Debatten von 1943 Anstoß daran, mit welcher Eile das Projekt abgesegnet wurde und monierte die mangelnde öffentliche Beteiligung an diesem Prozess. Aber auch die Bevölkerungsdichte in diesem Quartier, das Fehlen von öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Gemeindezentren oder Läden in der Wohnsiedlung, der dortige private Wachdienst, der Privateigentumscharakter mit der Regelung, dass nur Anlieger dieses Gebiet betreten dürfen, das zuvor öffentlich zugänglich war sowie Verstöße gegen den Masterplan der Stadt erhitzten die Gemüter.

Ehemalige Grundstückseigentümer klagten, aber im Februar 1944 lehnte der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten eine Überprüfung ab, ob das Gesetz des Staate New Yorks verfassungsgemäß war, dass die Wohnsiedlung erst ermöglichte – obwohl öffentliches Eigentum für privaten Gewinn herangezogen wurde, eine Steuerbefreiung gewährt wurde, wobei die Investoren und deren Anwälte den öffentlichen Nutzen der Siedlung ins Felde führten.

Sicherheit

Der Komplex ist eine Gated Community und hat einen eigenen Sicherheitsdienst, der überwiegend aus vereidigten Ordnungskräften besteht – so genannten Peace Officers. Da sie keine Feuerwaffen tragen dürfen, tragen sie Schlagstöcke, Pfeffersprays und Handschellen bei sich und patrouillieren in der Wohnsiedlung. Ende März 2009 wurden in allen Gebäuden von Stuyvesant Town Sicherheitskameras installiert. Darüber hinaus wurden Sensoren an den Dachtüren installiert, um einen unberechtigten Zutritt zu verhindern.

Zeitung

Das Viertel hat seine eigene Zeitung „Town & Village“, auch „the T&V“ genannt. Sie wurde 1947 zum ersten Mal herausgegeben, wird seither wöchentlich veröffentlicht und enthält Nachrichten aus Stuyvesant Town, Peter Cooper Village, Waterside Plaza und Gramercy Park. Town & Village ist unabhängig und gehört nicht den Eigentümern des Komplexes.

Bekannte Bewohner

Siehe auch

Literatur

  • Robert A. Caro: The Power Broker. Vintage, New York 1975, ISBN 0-394-72024-5.
Commons: Stuyvesant Town–Peter Cooper Village – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Wohnsiedlung auf Google Maps
  2. Huge Gas Tank Collapses, The New York Times, 14. Dezember 1898, S. 1. Abgerufen am 20. Juli 2010. 
  3. Lee E. Cooper: Uprooted Thousands Starting Trek From Site for Stuyvesant Town, The New York Times, 3. März 1945, S. 13. Abgerufen am 18. Juli 2010. 
  4. Last Tenant Vacated in Stuyvesant Town, The New York Times, 5. Mai 1946, S. 18. Abgerufen am 18. Juli 2010. 
  5. Hearing Advances Big Housing Plan; Further Action Due May 19 on Metropolitan Life Project, The New York Times, 6. Mai 1943, S. 36. Abgerufen am 11. Juli 2010. 
  6. Housing Plan Seen As A „Walled City“, The New York Times, 20. Mai 1943, S. 23. Abgerufen am 18. Juli 2010. 
  7. Stuyvesant Town to Get Its First Tenants Today, The New York Times, 1. August 1947, S. 19. Abgerufen am 11. Juli 2010. 
  8. Grundrisse von Wohnungen in Stuyvesant Town. In: Stuyvesant Town. Abgerufen am 11. Juli 2010.
  9. Robert A. Caro: The Power Broker. Vintage, New York 1975, S. 7.
  10. Robert Moses: Stuyvesant Town Defended, The New York Times, 3. Juni 1943, S. 20. Abgerufen am 20. Juli 2010. 
  11. Robert A. Caro: The Power Broker. Vintage, New York 1975, S. 968; Zitat: „For projects such as Stuyvesant Town, Peter Cooper Village, Riverton and Concord Village … though the money that built them was supposedly private money, the tax abatement that Moses arranged for them would, when totaled over the years, insure that the public investment in them would dwarf the private, and the powers that Moses utilized to make possible not only their construction but the assemblage of their sites – eminent domain, street closings, utility easements – were all public.“
  12. Hearing Is Ordered on Housing Project, The New York Times, 29. Mai 1943, S. 11. Abgerufen am 20. Juli 2010. 
  13. Charles V. Bagli: $5.4 Billion Bid Wins Complexes in New York Deal, The New York Times, 18. Oktober 2006. Abgerufen am 16. Oktober 2007. „The company barred blacks from living in Stuyvesant Town for many years, and its president at the time, Frederick H. Ecker, once said, „Negroes and whites do not mix.““ 
  14. Lorchs Angaben zufolge, hatte er sein Apartment nicht untervermietet, was gegen seinen Mietvertrag verstoßen hätte. Er erlaubte einem afroamerikanischen Freund mit dessen Familie mietfrei in seiner Wohnung zu leben.
  15. Mathematician Lorch Wins Award for Activism. In: York University. 8. Januar 2007, abgerufen am 20. Juli 2010
  16. Race Housing Plea Quashed By Court, The New York Times, 29. Juli 1947, S. 23. Abgerufen am 20. Juli 2010. 
  17. Stuy Town Peace Officer

Koordinaten: 40° 43′ 54″ N, 73° 58′ 40″ W

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