Das Taifa-Königreich von Saragossa (arabisch طائفة سرقسطة, DMG Ṭāʾifat Saraqusṭa), auch Emirat von Saragossa genannt, war zwischen 1018 und 1110 ein unabhängiger muslimischer Staat im Nordosten Spaniens.

Regierende Dynastien

Die Taifa von Saragossa war im Jahr 1018 auf den Trümmern des von den Umayyaden beherrschten Kalifats von Córdoba entstanden. Während der ersten zwei Jahrzehnte wurde Saragossa von den Tudschibiden regiert. Diese wurden dann im Jahr 1038 von der Dynastie der Hudiden abgelöst. Das Taifa-Königreich wurde von den Almoraviden im Jahr 1110 übernommen und verschwand letztlich durch die Eroberung Alfons I. im Jahr 1118 vollständig.

Geschichtliche Entwicklung

Bereits um 1013 war al-Mundir I. vom Kalifat von Córdoba die Unabhängigkeit des Emirats zugesagt worden. Das Emirat wurde anfangs von der Dynastie der Tudschibiden beherrscht, ging aber 1039 an die Hudiden (Banu Hūd) der Taifa von Lérida. Unter Ahmad I. al-Muqtadir (1046 bis 1082) und Yusuf al-Mutaman (1082 bis 1085) erreichte das Emirat seinen politischen und kulturellen Höhepunkt.

Im Frühjahr des Jahres 1086 begann Alfons VI. mit der Belagerung von Saragossa. Unter diesen Umständen blieb dem Taifa-Königreich keine andere Wahl, als die Almoraviden zu Hilfe zu rufen. Ihr Emir, Yusuf ibn Taschfin, landete am 30. Juli 1086 in Algeciras, um das schwache Königreich aus seiner Zwangslage zu befreien. Alfons VI. brach daher die Belagerung ab und marschierte mit seinem Heer nach Süden, um die Almoraviden abzufangen. In der darauf folgenden Schlacht von Sagrajas am 23. Oktober 1086 erlitt Alfons VI. jedoch eine schmächliche Niederlage.

Das Emirat von Saragossa wurde aber von den Almoraviden nach ihrem Sieg nicht annektiert und so fiel bereits am 24. Juni 1089 Montsó in die Hände von Peter I. Nach der Schlacht von Alcoraz, in der er den Emir Ahmad ibn Yusuf al-Musta'in in die Flucht geschlagen hatte, eroberte Peter I. im Jahr 1095 Osca und nahm 1101 Barbastro und Sariñena ein. Im Jahr 1104 belagerte er dann Saragossa und Tamarit de Llitera. Durch diese militärischen Erfolge zementierte sich die christliche Vorherrschaft über die maurischen Truppenkontingente.

Der neue Almoravidenemir Ali ibn Yusuf entschied sich im Jahr 1110, den letzten muslimischen Taifa-König aus der Hudidendynastie zu entfernen und besetzte daher am 31. Mai Saragossa. Abd-al-Malik dankte daraufhin ab und zog sich in die Festung Ruta (Rueda de Jalón) zurück. Die Almoraviden bestimmten sodann Muhammad ibn al-Haddsch und etwas später Abu Bakr ibn Ibrahim (Ibn Tifilwit) als Statthalter, die aber praktisch als Emire fungierten. Ibn Tifilwit hatte als seinen Wesir den Philosophen Avempace. Im Jahr 1118 wurde die gesamte Taifa von Saragossa nach erfolgreicher Belagerung von Saragossa und Einnahme der Stadt am 18. Dezember 1118 schließlich von Alfons I. erobert.

Gesellschaft

Städtebau

Der Islam war eine vorwiegend urbane Kultur, die ihre Städte meist an Flussrändern anlegte. Wirtschaftliche Basis war jedoch die Landwirtschaft mit Schwerpunkt auf dem Bewässerungsanbau. Aus diesem Grund mieden die Siedlungen hohe Lagen wie beispielsweise in den Pyrenäen, in denen der Personen- und Güterverkehr über die Täler erfolgte und von an den Talausgängen befindlichen Festungen kontrolliert wurde. Dies ist auch der Grund, warum die Christen (Adel mitsamt dem Klerus) sich ganz im Norden niederließen, wo sie Klöster und Kirchen gründeten, aus denen sich dann allmählich inmitten der vom Karolingerreich abhängigen Spanischen Mark die Grafschaft Aragón herausbildete und sich dann zu einem eigenständigen Königreich weiter entwickelte.

Die Muslime besetzten die bereits seit der Römer- und Westgotenzeit bestehenden, jetzt aber herabgekommenen Städte und verhalfen ihnen zu neuem Glanz, wie dies bei Städten wie Huesca, Tarazona, Calahorra und wahrscheinlich auch für Saragossa der Fall war. Es erfolgten aber auch Neugründungen wie beispielsweise Tudela, Calatayud, Daroca oder Barbastro.

Seit ihrer Gründung durch die Römer ist Saragossa die wichtigste Stadt im mittleren Ebro-Tal. Diese Stellung hat die Stadt bis auf den heutigen Tag bewahren können. Saragossa dürfte eine der wichtigsten und bevölkerungsreichsten Städte von al-Andalus gewesen sein – wichtiger als Valencia und Mallorca – und wurde nur noch von Córdoba, Sevilla und Toledo überflügelt. Der berühmte Geograf al-Idrisi nannte in seinem Buch Kitāb nuzhat al-muschtāq fī ichtirāq al-āfāq Saragossa al-Madīna al-Baidāʾ (die Weiße Stadt) aufgrund des in ihren Mauern, Palästen und Bauten verwendeten Alabasters.

Bevölkerungsentwicklung

Bei Ankunft der Mauren im 7. Jahrhundert lag die Stadt Saragossa in Ruinen und zählte vielleicht 10.000 Einwohner. Während der folgenden beiden Jahrhunderte fand in der Stadt ein allmählicher Wachstumsprozess statt, so dass Saragossa am Ende des 10. Jahrhunderts etwa 15.000 Einwohner zählte. Erst durch die Erlangung der Unabhängigkeit in Verbund mit ihrer Funktion als Hauptstadt im Taifa-Königreich von Saragossa konnte die Stadt auf ihrem demographischen Höhepunkt 25.000 Einwohner erreichen.

Bevölkerungszusammensetzung

Die Bevölkerung Saragossas war sehr uneinheitlich aufgebaut. Die zahlenmäßig unbedeutende herrschende Klasse (Yassa) ging auf Bevölkerungslinien zurück, die im Süden der Arabischen Halbinsel (dem heutigen Jemen) sowie in Nordarabien und in Syrien beheimatet waren. Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung war jedoch christlich und bestand aus Bauern, Händlern, Handwerkern sowie aus Adligen mit römischen und westgotischen Wurzeln. Durch Steuerbefreiungen wurde versucht, diese zum Islam zu bekehren. Staatssprache in der Taifa von Saragossa war Arabisch, gesprochen wurden aber auch noch Mozarabisch und Hebräisch. Staatsreligion war der Islam sunnitischer Ausrichtung.

Die unter den Westgoten unterdrückten Juden erlebten eine durchgehende Verbesserung ihrer Lage. Ihre ebenfalls semitische Sprache sowie ihre Spezialisierung in Handel, Finanzwesen, Politik und Kultur erlaubte es ihnen, mit den neuen Herrschern sehr schnell Beziehungen aufzubauen.

Wirtschaft

Das Taifa-Königreich von Saragossa war nach Auflösung des Kalifats von Córdoba der erste unabhängige Staat, der seine eigenen Goldmünzen prägte.

Herrscher (Emire)

Dynastie der Tudschibiden

Dynastie der Hudiden

Dynastie der Almoraviden

Literatur

  • Jacinto Bosch Vilá: El reino de taifas de Zaragoza: Algunos aspectos de la cultura árabe en el valle del Ebro. In: Cuadernos de Historia Jerónimo Zurita. Band 10–11. Institución « Fernando el Católico » (C. S. I. C.), Saragossa 1960.
  • Alberto Cañnada Juste: Los Banu Qasi (714 – 924). In: Príncipe de Viana. n° 158–159, 1980, ISSN 0032-8472.
  • José Luis Corral Lafuente: El sistema urbano en la Marca Superior de al-Andalus. In: Turiaso. nº 7, El Islam en Aragón, 1987, ISSN 0211-7207, S. 23–64.
  • María Jesús López, Charif Dandachli und Felipe Samper: Aragón musulmán: novecientos años de una presencia enriquecedora. In: Al-Ándalus. n° 180. Université de Cadix, 2002, ISSN 1133-8571.
  • Luis Molina Martínez und María-Luisa Ávila Navarro: La división territorial en la marca Superior de al-Andalus. In: Historia de Aragón. Band 3. Guara, Saragossa 1980, ISBN 84-7611-024-3, S. 11–30.
  • Philippe Sénac: La marche supérieure d'al-Andalus et l'Occident chrétien. Casa de Velázquez-Université de Saragosse, Madrid 1991, ISBN 978-84-86839-22-2.
  • Juan Antonio Souto Lasala: El poblamiento del término de Zaragoza:(siglos VIII-X): los datos de las fuentes geográficas e históricas. In: Anaquel de estudios árabes. nº 3. Université Complutense, 1992, ISSN 1130-3964, S. 113–152.
  • Juan Antonio Souto Lasala: El noroeste de la frontera superior de Al-Andalus en época omeya: poblamiento y organización territorial. García Sánchez III "el de Nájera" un rey y un reino en la Europa del siglo XI. In: XV Semana de Estudios Medievales. Nájera, Tricio y San Millán de la Cogolla 2005, ISBN 84-95747-34-0, S. 253–268.
  • Afif Turk: La Marca Superior como vanguardia de al-Andalus: Su papel político y su espíritu de independencia. In: Al-Andalus Magreb: Estudios árabes e islámicos. nº 6, 1998, ISSN 1133-8571, S. 237–250.
  • Agustín Ubieto Arteta: La Taifa de Al-Muqtadir (1046–1082). In: Cómo se formó Aragón. Instituto de Ciencias de la Educación de la Universidad de Zaragoza, Saragossa 1982, ISBN 978-84-600-2779-9.

Einzelnachweise

  1. Turk, Afif: El reino de Zaragoza en el siglo XI de Cristo (V de la Hégira) (Kastellanisch). Instituto Egipcio de Estudios Islámicos, 1978, S. 61.
  2. Lévi-Provençal, Évariste und García Gómez, Emilio: El Siglo XI en primera persona. Las memorias de Abd-Allah, último rey Zirí de Granada (Kastellanisch). Alianza Editorial, 1980, ISBN 84-206-3057-8, S. 200.
  3. Cingolani, Stefano Maria: Gestes dels Comtes de Barcelona i Reis d'Aragó. Universitat de València, 2011, ISBN 84-370-8716-3, S. 113.
  4. Álvarez Palenzuela, Vicente Ángel: Edad Media: Historia de España (Kastellanisch). 2005, ISBN 84-344-6793-3, S. 329.
  5. Bolòs, Jordi: Diccionari de la Catalunya medieval (ss. VI-XV). In: Collecció El Cangur / Diccionaris. núm. 284. Edicions 62, Barcelona 2000, ISBN 84-297-4706-0.
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