Tam ist ein Dorf in der Stadtgemeinde Maïné-Soroa in Niger.

Geographie

Das von einem traditionellen Ortsvorsteher (chef traditionnel) geleitete Dorf liegt rund 14 Kilometer südöstlich des urbanen Zentrums von Maïné-Soroa, das zum gleichnamigen Departement Maïné-Soroa in der Region Diffa gehört. Es befindet sich etwa drei Kilometer nördlich der vom Fluss Komadougou Yobé gebildeten Staatsgrenze zu Nigeria. Ein Walou Minam genannter Altarm des Flusses bei Tam wird bei entsprechend hoher Wasserführung temporär mit dem Fluss verbunden.

Die Siedlung ist Teil der 860.000 Hektar großen Important Bird Area des Graslands und der Feuchtgebiete von Diffa. Zu den in der Zone beobachteten Vogelarten zählen Arabientrappen, Beaudouin-Schlangenadler, Braunrücken-Goldsperlinge, Fuchsfalken, Nordafrikanische Lachtauben, Nubiertrappen, Prachtnachtschwalben, Purpurglanzstare, Rothalsfalken, Sperbergeier und Wüstenspechte als ständige Bewohner sowie Rötelfalken, Steppenweihen und Uferschnepfen als Wintergäste.

Geschichte

Das Dorf war von der Dürre in Niger 2010 betroffen. Während üblicherweise zwei bis drei Ernten jährlich durchgeführt wurden, mussten viele Anbauflächen wegen Wassermangels bereits nach einer Ernte aufgegeben werden.

Die aus Nigeria stammende Terrororganisation Islamischer Staat, Westafrika-Provinz, rekrutierte in Tam von 2014 bis 2015 mehr als 400 Personen. Nach der Androhung eines unmittelbar bevorstehenden Angriffs auf das Dorf im Herbst 2015 flüchtete die Bevölkerung Richtung Norden. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen betrieb ab 2017 ein Büro in Maïné-Soroa, das sie 2019 nach einer Attacke unbekannter Angreifer aufgeben musste. Zu den Aktivitäten von Ärzte ohne Grenzen hatten mobile Kliniken in Tam und weiteren Dörfern gehört.

Bevölkerung

Bei der Volkszählung 2012 hatte Tam 1704 Einwohner, die in 256 Haushalten lebten. Bei der Volkszählung 2001 betrug die Einwohnerzahl 992 in 172 Haushalten und bei der Volkszählung 1988 belief sich die Einwohnerzahl auf 622 in 155 Haushalten.

Wirtschaft und Infrastruktur

Tam gehört neben Bosso und Diffa zu den wichtigsten Anlegestellen für die Fischerei am Komadougou Yobé in Niger. Wie in anderen Orten im Süden der Region Diffa wird in Tam Paprika angebaut, der auch nach Nigeria exportiert wird. Mit einem Centre de Santé Intégré (CSI) ist ein Gesundheitszentrum im Dorf vorhanden. Es gibt eine Schule. Das nigrische Unterrichtsministerium richtete 1996 gemeinsam mit dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen zahlreiche Schulkantinen in von Ernährungsunsicherheit betroffenen Zonen ein, darunter eine für Kinder transhumanter Hirten in Tam.

Literatur

  • Toudou Daouda Oumarou: Diversification des cultures sur les sites irrigués de la région de Diffa. Cas de Tam. Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2005.

Einzelnachweise

  1. 1 2 Répertoire National des Localités (ReNaLoc). (RAR) Institut National de la Statistique de la République du Niger, Juli 2014, S. 65, abgerufen am 7. August 2015 (französisch).
  2. Jenny Martinsson: Changes in the Course of the River Komadugu Yobe during the 20th Century at the Border between Niger and Nigeria. Master’s Thesis. Lunds universitet, Lund 2010, S. 47 (lup.lub.lu.se [PDF; abgerufen am 25. Juli 2021]).
  3. Important Bird Areas factsheet: Diffa-Kinzindi grassland and wetlands. BirdLife International, abgerufen am 3. März 2022 (englisch).
  4. Niger Enhanced Food Security Monitoring. (PDF) In: Famine Early Warning Systems Network (FEWS NET). USAID, 10. Februar 2010, abgerufen am 25. Juli 2021 (englisch).
  5. Maggie Janes-Lucas: Vulnerability and Resilience Assessment Initiative to Counter Violent Extremism (VRAI). (PDF) Mercy Corps, 16. Mai 2018, abgerufen am 25. Juli 2021 (englisch).
  6. UNHCR Weekly Update. 30 September – 6 October 2015. Niger: Diffa Office. (PDF) UNHCR, 17. November 2015, abgerufen am 25. Juli 2021 (englisch).
  7. MSF teams forced to leave Maïné Soroa after two years. Médecins Sans Frontières, 9. August 2019, abgerufen am 25. Juli 2021 (englisch).
  8. Répertoire National des Communes (RENACOM). (RAR-Datei) Institut National de la Statistique, abgerufen am 8. November 2010 (französisch).
  9. Recensement Général de la Population 1988: Répertoire National des Villages du Niger. Bureau Central de Recensement, Ministère du Plan, République du Niger, Niamey März 1991, S. 54 (web.archive.org [PDF; abgerufen am 4. Mai 2019]).
  10. Informations sur l’aménagement des pêches dans la République du Niger. FAO, Januar 2004, archiviert vom Original am 4. April 2019; abgerufen am 16. April 2022 (französisch).
  11. Contribution de la région de Diffa à la révision de la stratégie de réduction de la pauvreté au Niger. Comité régional de la révision de la stratégie de réduction de la pauvreté, région de Diffa, 20. September 2007, S. 52 (pdfhall.com [abgerufen am 4. Juli 2021]).
  12. Niger DSS. In: Systeme Nationale d’Information Sanitaire (SNIS). Ministère de la Santé Publique, République du Niger, abgerufen am 29. Oktober 2020 (französisch).
  13. Répertoire National des Centres d’Enrôlement et de Vote (CEV). (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) Commission Electorale Nationale Indépendante (CENI), République du Niger, 13. September 2020, S. 48, archiviert vom Original am 29. Dezember 2021; abgerufen am 3. Januar 2022 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  14. Arrêté n°276/MEN/DAF/2445/IV du 21 octobre 1996, portant création de cantines scolaires en milieu nomade et transhumant. Ministère de l’Education Nationale, République du Niger, 21. Oktober 1996 (men.ne [abgerufen am 15. Dezember 2022]).

Koordinaten: 13° 8′ N, 12° 8′ O

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