Bei dem Tel Shaddud handelt es sich um einen kleinen, etwa 2 ha großen, bisher nicht ausgegrabenen Ruinenhügel im Norden von Israel bei der Stadt Migdal haEmek.
Beschreibung
Vereinzelte Ausgrabungen gab es bisher im Umland, doch nicht auf dem eigentlichen Hügel. 2013 und 2014 fanden dicht am Hügel Testgrabungen statt, bevor eine Gasleitung verlegt werden sollte. Dabei kamen Reste einer frühen bronzezeitlichen Siedlung (EB I), Teile einer späten bronzezeitlichen (LB II) bis frühen eisenzeitlichen Siedlung und Reste der griechisch-römischen Zeit zum Vorschein. Die Funktion der Siedlung ist unbekannt, doch lag sie auf halbem Weg zwischen größeren Orten im Osten und dem Meer im Westen. Die Ebene um Tel Shaddud ist sehr fruchtbar. In der späten Bronzezeit gab es starke Kontakte nach Ägypten. Der Ort mag in dieser Zeit als Wegestation gedient haben oder sogar Teil einer ägyptischen Domäne gewesen sein, die hier eingerichtet wurde.
Funde
Der bemerkenswerteste Fund war ein kleiner Friedhof aus der späten Bronzezeit. Vier Bestattungen konnten untersucht werden. Die Bestattung eines Mannes war besonders reich ausgerüstet. Der Mann lag in einem 1,94 m langen Tonsarg, bei dem es sich um eine Röhre handelt, an deren Kopfende ein Gesicht in den Ton modelliert ist. Solche Särge sind in Ägypten und in der südlichen Levante bezeugt, sind aber insgesamt nicht sehr häufig und deuten auf einen besonderen Status der bestatteten Personen. In dem Sarg, der in einer Grube lag, befand sich das Skelett eines Mannes, der nicht älter als 35 Jahre alt war. Eine DNA-Analyse seiner sterbliche Reste deutet an, dass die Person aus der Umgebung des Ortes stammte. Eine Untersuchung des Tons des Sarges ergab, dass er wahrscheinlich in der Bet Sche’an-Ebene hergestellt wurde. Diese liegt etwa 45 km von Tel Shaddud entfernt.
Als Grabbeigaben fanden sich ein Dolch sowie ein ägyptischer Skarabäus in einem Goldring mit dem Namen von König Sethos I. (regierte von etwa 1290 bis 1279 v. Chr.). Auf der Brust des Toten lag eine Bronzeschale. Daneben fanden sich ein silberner Ohrring und drei kleinere Keramikgefäße. Außerhalb des Sarges stieß man auf Tierknochen und weitere, größere Keramikgefäße. Die anderen Bestattungen waren weniger reich mit Beigaben ausgerüstet. Hier fanden sich vor allem Keramikgefäße.
Grabung
Die bisherigen Kenntnisse über Tel Shaddud beruhen auf wenigen Rettungsgrabungen am Fuße des Tells. Eine systematische Forschungsgrabung wird im Juli 2023[veraltet] im Rahmen eines gemeinsamen Projekts der Tel Aviv University, der Israel Antiquities Authority, der Ruhr-Universität Bochum und der Friedrich-Schiller-Universität Jena durchgeführt werden.
Literatur
- Edwin C. M. van den Brink, Ron Beeri, Dan Kirzner, Enno Bron, Anat Cohen-Weinberger, Elisheva Kamaisky, Tamar Gonen, Lilly Gershuny, Yossi Nagar, Daphna Ben-Tor, Naama Sukenik, Orit Shamir, Edward F. Maher & David Reich: A Late Bronze Age II clay coffin from Tel Shaddud in the Central Jezreel Valley, Israel: context and historical implications, in: Levant 2017, 49, Nr. 2 (2017), S. 105–135.
Einzelnachweise
- ↑ van den Brink, et al., in: Levant 2017, 49, Nr. 2 (2017), S. 106.
- ↑ van den Brink, et al., in: Levant 2017, 49, Nr. 2 (2017), S. 155, 128–131.
- ↑ van den Brink, et al., in: Levant 2017, 49, Nr. 2 (2017), S. 115–116.
- ↑ van den Brink, et al., in: Levant 2017, 49, Nr. 2 (2017), S. 115–116.
- ↑ van den Brink, et al., in: Levant 2017, 49, Nr. 2 (2017), S. 114–115.
- ↑ van den Brink, et al., in: Levant 2017, 49, Nr. 2 (2017), S. 117–126.
- ↑ Hannes Bezzel: Tel Shaddud Regional Project. In: theologie.uni-jena.de. Friedrich-Schiller-Universität Jena, 2022, abgerufen am 23. November 2022.
- ↑ Joachim Krause: Tel Shaddud Regional Project. In: ev.ruhr-uni-bochum.de. Ruhr-Universität Bochum, 2022, abgerufen am 23. November 2022.
- ↑ Tel Shaddud Regional Project: Tel Shaddud. In: telshaddud.com. Tel Aviv University, Januar 2023, abgerufen am 28. Februar 2023 (englisch).
Weblinks
Koordinaten: 32° 39′ 36,9″ N, 35° 14′ 2,2″ O