Teresa Feodorowna Ries (geboren 30. Jänner 1874 in Moskau, Russisches Kaiserreich; gestorben 16. Juli 1956 in Lugano) war eine österreichische Bildhauerin und Malerin russischer Herkunft. Sie war eine der ersten Bildhauerinnen im Wien des 19. Jahrhunderts, die sich in der von Männern dominierten Bildhauerei einen Namen machen konnte.

Leben

Teresa Ries wurde in Moskau in eine wohlhabende jüdische Familie geboren. Sie studierte zunächst an der Moskauer Kunstakademie. Aufgrund der Vorspiegelung einer künstlerischen Vorbildung erlangte sie die Aufnahme an der Akademie und wurde später mit Schulpreisen überhäuft. Aufgrund ihres vorlauten Auftretens wurde sie schließlich von der Akademie ausgeschlossen.

Ihre Familie ermöglichte ihr 1895 den Umzug nach Wien. Dort suchte sie sie als Bildhauerin zunächst nach einem Lehrer, aber erfuhr als Frau zuerst nur Abweisung. Erst Edmund Heller war bereit, ihr Mentor zu werden und sie als Privatschülerin zu unterrichten. Er lehrte an der Akademie der bildenden Künste Wien, an der Ries als Frau nicht studieren durfte.

Bei der Frühjahrsausstellung 1896 im Künstlerhaus wurde ihre Skulptur Hexe bei der Toilette für die Walpurgisnacht zum Skandal: Zum einen, weil sie als Frau ihre Skulptur ausstellte, was im 19. Jahrhundert höchst ungewöhnlich war – Frauen wurde im öffentlichen Diskurs jegliche Fähigkeit zum plastischen Denken abgesprochen. Zudem stellte das Sujet der Skulptur einen starken Kontrast zum Klischee des lieblichen, fügsamen „Fräuleins“ dar. Als ungezähmtes und nacktes Geschöpf erregte die Skulptur Bewunderung und Aufmerksamkeit, unter anderem von Gustav Klimt und Kaiser Franz Joseph I. Ries wurde dadurch schlagartig berühmt.

Klimt war es auch, der sie einlud, in der Wiener Secession auszustellen. Ihre Werke wurden auf Einladung von Russland und Österreich-Ungarn bei der Weltausstellung Paris 1900 und der Weltausstellung Turin 1911 gezeigt. Der Prinz von Liechtenstein stellte Ries eine große Suite neben seiner Bildergalerie als Arbeitsumgebung zur Verfügung, die sie bei der Eröffnung als Retrospektive ihrer zehnjährigen Arbeit in Wien nutzte. Diese und andere öffentliche Auftritte brachten ihr den Argwohn von Kritikern wie Karl Kraus ein, der sich darüber beschwerte, Ries würde zu viel Aufmerksamkeit bekommen. Bis heute größere Bekanntheit erhielt sie durch die Schaffung und Dokumentation einer Büste von Mark Twain während seines Wien-Aufenthaltes um 1898. Ries schuf zahlreiche Plastiken aus Stein, Marmor, Gips und Bronze und nahm sowohl private als auch öffentliche Aufträge an.

Ries war auch an der Gründung der Gemeinschaft „Acht Künstlerinnen“ beteiligt. 1928 veröffentlichte Ries ihre Memoiren unter dem Titel Die Sprache des Steins, 1938 wurde ihr Studio im Zuge der „Arisierung“ durch die Nationalsozialisten enteignet und ein Großteil ihrer Werke als „entartete Kunst“ zerstört. Ries blieb dennoch bis 1942 in Wien und floh dann erst in die Schweiz nach Lugano, wo sie ihre letzten Lebensjahre verbrachte.

Siehe auch

Literatur

Commons: Teresa Feodorowna Ries – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Anka Leśniak: Teresa Feodorowna Ries and The Witch. In: Art and Documentation. Nr. 21, 2019, ISSN 2080-413X, S. 143–158, doi:10.32020/ARTandDOC/21/2019/17. Sterbedatum auf Seite 154, der Registereintrag auf S. 158 lautet: No 167, Loevitowa Teresia, Registro delle Morti, Circondario dello Stato Civile do Lugano, 17.07.1956
  2. 1 2 3 4 Andrea Winklbauer: Eine Hexe. Website des Jüdischen Museums Wien vom 24. Januar 2017, eingesehen am 4. März 2017.
  3. 1 2 Andrea Kirsh: The Forgotten Women Artists of Vienna 1900. Artikel auf artblog.org vom 24. Juni 2012, eingesehen am 4. März 2017.
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