Thomas Baumgärtel (* 1960 in Rheinberg) ist ein deutscher Künstler, der auch unter dem Pseudonym „Bananensprayer“ bekannt ist. Seine in Pochoir-Technik gesprayten Bananen, die an die „Velvet-Underground-Banane“ von Andy Warhol erinnern, sind an den Eingängen von etwa 4000 Kunstmuseen und Galerien sowohl in deutschen als auch internationalen Städten zu finden.

Leben

Von 1985 bis 1990 studierte Baumgärtel Freie Kunst an der Fachhochschule Köln (Meisterschüler bei Franz Dank). 1985 bis 1995 folgte ein Studium der Psychologie an der Universität zu Köln. Im Jahr 1986 markierte er zum ersten Mal einen Kunstort mit der Spraybanane.

Im Jahr 1996 gründete er mit 13 anderen Künstlern die Ateliergemeinschaft CAP Cologne in Köln-Nippes, der derzeit 28 Künstler angehören. 1998 schuf er erste Spraygramme. Mit THITZ und M.S. Bastian schloss er sich zur Künstlergruppe Könige der Herzen zusammen. Im darauffolgenden Jahr begannen die Gemeinschaftsarbeiten zur Deutschen Einheit mit Harald Klemm. Das Jahr 2000 markiert den Beginn des Vielfarbigen Bananenpointillismus sowie den Start der Zusammenarbeit mit Roland Specker für das Projekt für Berlin am Brandenburger Tor. 2001 gestaltete er in Zusammenarbeit mit dem Malermeister Dieter Siegel-Pieper die Fassade des Hauses Karlstr. 28 in Duisburg-Ruhrort, allgemein als „Bananenhaus“ bekannt. Seit 2004 arbeitet er an der Serie Goldstücke und seit 2005 an den Serien Menschenmassen, Holocaust, Supermarkt und Städtebilder in Acryl-Malerei. Baumgärtel arbeitet seit 2006 an der Serie Urlaubsbilder in Acryl-Malerei.

Für das SWR 3 New Pop Festival 2007 in Baden-Baden und Rastatt hat er das Festivalplakat gestaltet. 2008–2010 sprayte er im Zuge des gleichnamigen Projekts 100 Bananen für das Ruhrgebiet.

Seit 2008 arbeitet Baumgärtel an dem Projekt für das Ruhrgebiet Phoenix aus der Asche mit einer 30 Meter hohen Stahlskulptur an einem Hochofen in Dortmund-Hörde.

Im März 2012 sprühte er eine Friedensbanane mit Kreidespray an den Kölner Dom im Rahmen einer Friedensaktion des Kölner Jugendrings. Anfang 2015 besprühte er als Reaktion auf den Angriff auf die Satirezeitschrift Charlie Hebdo eine Hauswand in Neuwied. Die örtliche Galerie zeigte dort bis September 2015 einige seiner Werke. Baumgärtel lebt und arbeitet in Köln.

Zu einem Eklat kam es im Februar 2018 während der Art Karlsruhe im Zusammenhang mit Baumgärterls Karikatur Türkischer Diktator, die den vorgebeugten türkischen Präsidenten Erdoğan mit unbekleidetem Unterkörper und einer Banane im Gesäß zeigt. Nach lautstarken Protesten und Drohungen hängte der Galerist das Bild ab, Baumgärtel trennte sich daraufhin von ihm und sprach von Zensur und Bedrohung der Kunstfreiheit.

Anfang Oktober 2018 erregte Türkischer Diktator bei Baumgärtels Ausstellung Politische Arbeiten in der Cubus Kunsthalle in Duisburg erneut türkisches Ärgernis. Es kam zu Drohungen im Internet und einer Intervention des türkischen Generalkonsulats in Düsseldorf. Die Ausstellungseröffnung musste unter Polizeischutz durchgeführt werden.

Öffentliche Sammlungen

Deutschland

Italien

Schweiz

Literatur

  • Stephan Grünewald, Andrea Brandl, Meinrad Maria Grewenig, Stephan Mann, Dorothee Baer-Bogenschütz, Detlef H. Mache, Valeri Lalov, Henriette Reker: Thomas Baumgärtel 2019/2020 Herausgeber: Meinrad Maria Grewenig, erschienen im Wienand Verlag, Köln, 2019, (deutsch/engl.) ISBN 978-3-86832-515-7.
  • Stijn Coppejans: Thomas Baumgärtel Elementaire Deeltjes - Elementarteilchen Herausgeber: Galerie Schoots + Van Duyse, Antwerpen, 2017.
  • Frank Krämer: Urban Art! Biennale 2015 Herausgeber: Meinrad Maria Grewenig, 2015, ISBN 978-3-88423-510-2.
  • Dirk Balke: 25 Jahre Deutsche Einheit. Herausgeber: Dirk Balke - Galerie ART ECK, Solingen, Düsseldorf, 2015.
  • Gérard Margaritis: Thomas Baumgärtel – COLOGNE@30WORKS. Herausgeber: 30works Galerie Köln, 2015.
  • Erich Schneider, Andrea Brandl: "Wegmarken", Herausgeber: Dr. Erich Schneider, Kunsthalle Schweinfurt, (Schweinfurter Museumsschriften Band 200/2014) ISBN 978-3-936042-85-6.
  • Andreas Blühm: Thomas Baumgärtel – Am Anfang war die Banane. Herausgeber: Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen, 2013.
  • Gérard Margaritis: Thomas Baumgärtel – SPRAYGRAMME@30WORKS. Herausgeber: 30works Galerie Köln, 2013.
  • Gérard Margaritis: Thomas Baumgärtel – CMYK. Herausgeber: 30works Galerie Köln, 2012.
  • Gérard Margaritis: Thomas Baumgärtel – 25YEARS. Herausgeber: 30works Galerie Köln, 2011.
  • Sandra Abend, Wolfgang Antweiler: Thomas Baumgärtel – Der medizinische Block. Herausgeber: Wilhelm-Fabry-Museum, Hilden, 2009, ISBN 978-3-940710-03-1.
  • Bettina Baumgärtel: Thomas Baumgärtel-Bananenenzyklopädie. Herausgeber: Museum Goch, 2008 (deutsch/engl.).
  • Raab, Mann, Eimert, Knack, Schuth: Thomas Baumgärtel 1997–2007. Kehrer Verlag Heidelberg, 240 Seiten, 2008 (deutsch/engl.) ISBN 978-3-939583-36-3.
  • Andrea Brandl und Ingrid Raab: Deutsche Einheit. Herausgeber: Dr. Erich Schneider (Schweinfurter Museumsschriften Band 143/2006) ISBN 3-936042-26-8.
  • Dorothee Baer-Bogenschütz: ÜBERSPRÜHUNGEN. 2004.
  • Stephan Mann: Könige der Herzen. Herausgeber: Museum Goch, Siegerlandmuseum Siegen, Kunsthalle Pirmasens, 2002, ISBN 3-926245-58-1.
  • Michael Euler-Schmidt: Früchtebilder – Vielfarbiger Bananenpointillismus. Herausgeber: Siegwerk-Museum Siegburg, 2001.
  • Bernhard van Treeck: Das große Graffitilexikon. Berlin: Schwarzkopf und Schwarzkopf, 2001 Völlig überarb. Neuausg.
  • Otto Pannewitz: Thomas Baumgärtel & Harald Klemm – Deutsche Einheit. Herausgeber: Galerie Schageshof, Willich und neue kunst galerie, Konstanz/Karlsruhe, 2000.
  • Bernhard van Treeck: Pochoir – die Kunst des Schablonengraffiti. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin, 2000.
  • Bernhard van Treeck: Street-Art Berlin. Berlin: Schwarzkopf und Schwarzkopf, 1999.
  • Birgit Schwarz: Kunst Orte Trier. 1998.
  • O.Pannewitz, H.Schuster: Könige der Herzen – M.S. Bastian, Thitz, Thomas Baumgärtel. Herausg.: Galerie der Stadt Sindelfingen, 1998, ISBN 3-928222-29-5.
  • Michael Euler-Schmidt: Bananen-Spraybilder 1995–1997. Herausgeber: Stadtmuseum Köln, 1997, ISBN 3-9500729-0-X.
  • Thomas Baumgärtel: Kunstblatt Nr. 17. Verlag: NN-Fabrik, Oslip, 1997.
  • Hans-Christian Heiling, Gerard Kever, Simon Stockhausen: Spraybilder – Nie wieder Krieg, nur noch Bananen. Herausg.: Politischer Club Colonia (PCC) Köln, 1996.
  • Bernhard van Treeck: Street-Art Köln. Moers: Ed. Aragon, 1996.
  • R. Mißelbeck, K. Flemming und B. van Treeck: Arbeiten zur Spraybanane 1986–1996. Verlag: Kunstkontakte, 1996.
  • Herzogenrath, Salber, B.Baumgärtel, Grüterich, Sauerbier, Kier, Stahl: Kunst Orte Köln. Herausg.: Th.Baumgärtel & W.Wangler, Verlag: Symbol, 1988, ISBN 3-926325-09-7.
Commons: Thomas Baumgärtel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Thomas Baumgärtel – Im Zeichen der Banane (Memento des Originals vom 2. Juni 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.; Ausstellung vom 24. September bis 31. Oktober 2003
  2. RP ONLINE: Duisburg: Ruhrorter Bananenhaus hat Geburtstag. Abgerufen am 1. August 2019.
  3. 100 Bananen für das Ruhrgebiet auf ruhrnachrichten.de vom 16. Juli 2008
  4. Phoenix-Hochofen Bauantrag für Riesenbanane genehmigt (Memento des Originals vom 7. Oktober 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf ruhrnachrichten.de vom 22. Juni 2010 13:42 Uhr
  5. Martin Boldt: Bananensprayer bemalt Dom-Fassade, abgerufen am 16. März 2012, aktualisiert 20. März 2012
  6. Thomas Baumgärtel sprüht in Neuwied
  7. Eklat auf Kunstmesse: Erdogan-Anhänger erzwingen Entfernung eines Bildes. 23. Februar 2018, abgerufen am 1. August 2019.
  8. art Karlsruhe: Erdogan-Karikatur wegen Protest entfernt. In: Spiegel Online. 23. Februar 2018, abgerufen am 9. Juni 2018.
  9. Tim Harpers: Umstrittenes Erdogan-Bild: Massive Drohungen gegen Kunst-Ausstellung in Duisburg. Abgerufen am 1. August 2019.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.