Tudḫaliya II. war ein hethitischer Großkönig im 14. Jahrhundert v. Chr. Die Forschung nahm lange Zeit an, dass es vor dem hier als Tudḫaliya I. aufgeführten noch einen Herrscher gleichen Namens gegeben habe. Daher wird Tudḫaliya II. auch oft als Tudḫaliya III. bezeichnet.
Leben
Tudḫaliya folgte seinem Vater, dem Großkönig Arnuwanda I., auf den Thron.
Während seiner Regierungszeit fielen die Kaškäer wiederholt in hethitisches Gebiet ein. Diese zogen u. a. bis nach Nenašša, südlich des Maraššanta (Halys) und plünderten dabei die Hauptstadt Ḫattuša, woraufhin der Hof ins weiter östlich gelegene Šamuḫa umzog. Eine Zerstörung der Hauptstadt ist allerdings weder archäologisch nachgewiesen noch in zeitgenössischen Berichten erwähnt. Tudḫaliya, bereits von Krankheit ausgezehrt, unternahm, unterstützt von seinem Sohn Šuppiluliuma, der ihm angeblich 20 Jahre lang als Heerführer diente, mehrere Feldzüge nach Norden, die jedoch keinen langfristigen Erfolg erzielten.
Azzi-Ḫayaša, in Ost- oder Nodostanatolien gelegen, griff ebenfalls das hethitische Kernland an. Im Zuge des zweiten Feldzug, den Tudḫaliya daraufhin unternahm, gelang schließlich die Unterwerfung von Azzi-Ḫayaša. Arzawa, das Königreich unter Tarḫuntaradu im Westen, griff ebenfalls das Hethiterreich an und stieß bis nach Tuwanuwa vor. Zur gleichen Zeit bot Amenophis III. dem König von Arzawa die Hand seiner Tochter an, um diesen näher an sich zu binden.
Während der Regierungszeit Tudḫaliyas wurde Kizzuwatna fester Teil des hethitischen Reiches und war nicht mehr, wie bisher, Vasall.
Vor seinem Tod ließ der Großkönig den Adel per Eid seinen Sohn Tudḫaliya als Nachfolger anerkennen. Auch dessen Bruder Šuppiluliuma leistete diesen Eid.
Tudḫaliya oder sein gleichnamiger Sohn wird auf einem silbernen Faustgefäß dargestellt, wie er dem Wettergott ein Trankopfer darreicht.
Stammbaum
Der folgende Stammbaum wurde nach Veröffentlichungen von Volkert Haas und Jörg Klinger erstellt.
Tudḫaliya I. | Nikkalmati | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Arnuwanda I. | Ašmunikal | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Tudḫaliya II. | Daduḫepa | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Tudḫaliya III. | Šuppiluliuma I. | 1. Ḫinti | 2. Tawananna | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zida | Telipinu | Piyaššili | Zannanza | Arnuwanda II. | Muršili II. | 1./2. Gaššulawiya | 2./3. Danuḫepa | Frau Šattiwazzas | Šattiwazza | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ḫalpa-šulupi | Muwattalli II. | Mašturi | Maššana-uzzi | 1. Ehefrau | Ḫattušili III. | Puduḫepa | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Muršili III. | Kurunta | Bentešina | Gaššuliyawiya | Nerikkaili | Tudḫaliya IV. | Šauškanu | Ramses II. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Frau Ammistamrus II. | Arnuwanda III. | Šuppiluliuma II. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Literatur
- Horst Klengel: Geschichte des hethitischen Reiches. Brill, Leiden/Boston/Köln 1998, S. 127ff. (mit Angabe der relevanten Quellenbelege und Erörterung der Stammbaumproblematik)
- Jörg Klinger: Die Hethiter. Beck, München 2007, ISBN 3-406-53625-5, S. 51–53, 97
Belege
- ↑ Volkert Haas: Die hethitische Literatur. Walter de Gruyter, Berlin 2006, ISBN 978-3-11-018877-6, Seite 91.
- ↑ Jörg Klinger: Die Hethiter. C.H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-53625-0
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Arnuwanda I. | König von Ḫatti ca. 1375–1355 v. Chr. | Tudḫaliya III. |