Das Tusculum über der Alb ist ein abgegangenes Lusthaus über der Alb in St. Blasien im Südschwarzwald, das Fürstabt Meinrad Troger 1761 errichten ließ.

Entstehung

Der Fürstabt des Klosters St. Blasien Meinrad Troger begann nach seiner Wahl 1749 ein umfangreiches Erneuerungs- und Bauprogramm, für das er den Baumeister Johann Caspar Bagnato verpflichtete. Vermutlich sein Sohn und Nachfolger Franz Anton Bagnato erbaute 1761 mit dem kleineren Tusculum über der Alb ein wenige hundert Meter vom Kloster entferntes Sommer- und Lusthaus der Benediktinermönche etwa zwanzig Meter unterhalb des zweistufigen Wasserfalles, der nach dem Bauwerk den Namen Tuskulumwasserfall erhielt. Das einstöckige Gebäude wurde auf einem felsigen Terrain errichtet. Der steinerne Hochbogen, der das Gebäude trug, hatte eine Spannweite von ungefähr acht Metern.

Beschreibung

Baupläne sind nicht erhalten. Eine in lokaler Tradition Hans Thoma zugeschriebene Aquarellzeichnung zeigt den auf einem Bogen errichten Saal mit etwas verbreiterten rückwärtigen Gebäudeanteilen. Eine Zwiebelhaube über einem geknickten Walmdach auf der Zeichnung kann als Turm einer rückwärtigen Kapelle interpretiert werden. Für eine etwaige Kapelle sprechen die abgelegene Lage des Lusthauses und die vorgeschriebenen Stundengebete. Das Bauwerk selbst war etwa zehn Meter hoch und besaß einen zwiebelförmigen Dachaufsatz. Ein berichteter Bildersaal, vermutlich ähnlich dem zeitgleichen Saal im Obergeschoss von Schloss Bürgeln, ermöglichte aus drei rundbogigen Fenstern den Blick auf den Wasserfall.

Nutzung

Der von der antiken Sommerresidenz Ciceros in den Albanerbergen südöstlich von Rom abgeleitete Name Tusculum deutet auf eine Nutzung als sommerlicher Konferenzsaal. Das Gebäude wurde auch von den Nachfolgern Trogers genutzt. Der Freiburger Bildhauer Johann Christian Wentzinger weilte auf Einladung von Martin Gerbert am 16. Juli 1782 in dem Gebäude. Beat Fidel Zurlauben bedankte sich am 20. August 1785 bei Gerbert für den Aufenthalt mit seiner Tochter im délicieux Tusculum. Nach der Säkularisation des Klosters wurde das Tusculum vorübergehend als Tanz- und Festsaal der Arbeiter der ab 1809 im Klosterkomplex ansässigen Badischen Gewehrfabrik genutzt.

Abbruch

Auf Anordnung des Fabrikdirektors David von Eichthal wurde 1824 das Gebäude mit der Begründung der Baufälligkeit bis auf die Fundamente abgerissen. Das Material wurde anderweitig verwendet. Eine Wiederverwendung von geschlossenen Bauteilen ist jedoch nicht belegt.

Literatur

  • Ludwig Schmieder: Das Benediktinerkloster St. Blasien, Augsburg 1929, S. 136f. mit einer Abbildung

Einzelnachweise

  1. Vgl.: Thomas Mutter, Warum war das Tuskulum kein Lusthaus?, in: Badische Zeitung, 9. März 2015 (online auf www.badische-zeitung.de)
  2. Ingeborg Krummer-Schroth: Johann Christian Wentzinger: Bildhauer, Maler, Architekt, 1710–1797, Schillinger, 1987, Anmerkung 20 auf S. 262.
  3. Briefe und Akten des Fuerstabtes Martin II. Gerbert von St. Blasien 1764–1793. Band 2, S. 197.

Koordinaten: 47° 45′ 31,6″ N,  8′ 17,2″ O

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