Udenhausen
Stadt Grebenau
Koordinaten: 50° 43′ N,  27′ O
Höhe: 290 (289–334) m ü. NHN
Fläche: 9,86 km²
Einwohner: 361
Bevölkerungsdichte: 37 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 36323
Vorwahl: 06646

Udenhausen ist ein Stadtteil von Grebenau im mittelhessischen Vogelsbergkreis.

Geographische Lage

Das kleine Dorf liegt im Gründchen an der Jossa inmitten von Basaltbergen. Die Gemarkungsfläche wird für 1961 mit 986 Hektar angegeben, davon 613 Hektar Wald. Die Kernstadt Grebenau liegt nördlich von Udenhausen. Durch den Ort verläuft die Landesstraße 3161.

Geschichte

Die älteste erhalten gebliebene Erwähnung unter dem Namen Utenhusen stammt aus dem Jahr 1071.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Udenhausen:

„Udenhausen (L. Bez. Alsfeld) evangel. Pfarrdorf; liegt 214 St. von Alsfeld, hat 57 Häuser und 352 Einwobner, die außer 1 Katholiken evangelisch sind. – Die Entstehung der Kirche, die wahrscheinlich zum Diakonat von St. Johann gehörte, ist unbekannt. Udenhausen ist bekannt durch die Sage von Attila's Schwert. Der Hersfeldische Mönch, Lampert von Aschaffenburg, berichtet in der Geschichte Heinrich IV. unter dem Jahr 1071 folgendes: Der König kam auf seiner Reise nach Mainz mit seinem Gefolge in das Dorf Utenhusen, um dort zu Mittage zu speißen. Bei der Weiterreise fiel Lupold von Mersburg vom Pferd, und in sein eigenes Schwert, daß er sogleich den Geist aufgab. Es wurde bemerkt, daß dieses dasselbe Schwert seye, das einst Attila bei der Christenverfolgung geführt hatte. Eine ungarische Königin, Mutter des Königs Salomon, hatte es dem Herzog Otto von Baiern geschenkt. und dieser es dem Sohn des Markgrafen Dedi, zum Unterpfand unwandelbarer Freundschaft, auf eine Zeitlang gegeben. Nach dessen Tod war es an den König, und durch diesen an Lupold gekommen. In der Geschichte der Gothen ließt man, daß dieses Schwert dem Mars angehört, daß solches ein Hirte, nachdem es lange verscharrt gewesen, gefunden, und dem Attika gebracht worden, welchem die Zeichendeuter geweissagt hätten, dieses Schwert sei verhängnißvoll für den Untergang der Welt und das Verderben vieler Völker.“

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde am 31. Dezember 1971 die Stadtgemeinde Grebenau, durch den Zusammenschluss der bis dahin selbständigen Gemeinde Eulersdorf, Grebenau, Reimenrod, Schwarz, Udenhausen und Wallersdorf, neu gegründet. Als Sitz der Gemeindeverwaltung wurde Grebenau bestimmt.

Territorialgeschichte und Verwaltung

Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Udenhausen lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:

Gerichtszugehörigkeit seit 1803

In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit für Udenhausen durch das Amt Grebenau. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.

Mit der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurde diese Funktion beibehalten, während die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Landgerichte übergingen. „Landgericht Alsfeld“ war daher von 1821 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht in Alsfeld, das heutige Amtsgericht, das für Udenhausen zuständig war.

Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglich hessischen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in Amtsgericht Alsfeld und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen, gleichzeitig wurde Udenhausen an das nunmehrige Amtsgericht Lauterbach abgegeben. Am 1. Mai 1948 wurde Udenhausen wieder dem Amtsgerichtsbezirk Alsfeld zugeordnet. In der Bundesrepublik Deutschland sind die übergeordneten Instanzen das Landgericht Gießen, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.

Einwohnerentwicklung

 1791:291 Einwohner
 1800:275 Einwohner
 1806:300 Einwohner, 34 Häuser
 1829:252 Einwohner, 57 Häuser
 1867:372 Einwohner, 57 bewohnte Gebäude
 1875:356 Einwohner, 59 bewohnte Gebäude
Udenhausen: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2011
Jahr  Einwohner
1791
 
291
1800
 
275
1806
 
300
1829
 
252
1834
 
399
1840
 
392
1846
 
418
1852
 
481
1858
 
389
1864
 
370
1871
 
378
1875
 
356
1885
 
343
1895
 
286
1905
 
308
1910
 
323
1925
 
316
1939
 
311
1946
 
446
1950
 
440
1956
 
359
1961
 
349
1967
 
369
1970
 
356
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
330
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: ; Zensus 2011

Religionszugehörigkeit

 1829:251 evangelische und ein katholischer Einwohner
 1961:328 evangelische (= 91,98 %), 28 katholische (= 8,02 %) Einwohner

Politik

Ortsvorsteher

Ortsvorsteher ist Lars Habermann.

Wappen und Flagge

Wappen

Blasonierung: „Das durch ein goldenes mit der Spitze nach oben gerichtetes Schwert schrägrechts geteilte Wappen zeigt oben in Rot ein silbernes Johanniterkreuz, unten in Blau eine goldene Roggenähre.“

Das Wappen wurde der Gemeinde Udenhausen im damaligen Landkreis Alsfeld am 2. August 1967durch den Hessischen Innenminister genehmigt. Es wurde durch den Bad Nauheimer Heraldiker Heinz Ritt gestaltet.

Die Roggenähre steht für die Landwirtschaft, die das Dorf seit Jahrhunderten prägt, das Johanniterkreuz für die frühere Zugehörigkeit des Ortes zur Johanniter Kommende in Grebenau. Das Schwert symbolisiert die Geschichte der Ersterwähnung Udenhausens, nach der Ritter Luitpold von Merseburg am 2. August 1070 bei Udenhausen starb, indem er vom Pferd und in sein Schwert fiel.

Flagge

Die Flagge wurde der Gemeinde gemeinsam mit dem Wappen genehmigt und wird wie folgt beschrieben:

„Auf breiter gelber Mittelbahn – beseitet von schmalen blauen Seitenbahnen – im oberen Teil aufgelegt das Gemeindewappen.“

Anmerkungen

  1. Das Amt Grebenau umfasste die Orte Bieben, Eulersdorf, Grebenau, Reimenrod, Udenhausen und Wallershof sowie Merlos.

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 5 Udenhausen, Vogelsbergkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 23. März 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Stadtteil Udenhausen. In: Webauftritt der Stadt Grebenau, abgerufen im August 2015
  3. 1 2 3 Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 283.
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 346.
  5. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  6. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Die Zugehörigkeit des Amtes Grebenau anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567-1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604-1638. und Hessen-Darmstadt 1567-1866.
  8. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 13 f., § 26 Punkt d IV. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. 1 2 Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 195 (Online in der HathiTrust digital library).
  10. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. 1 2 Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 254 (Online in der HathiTrust digital library).
  12. Eva Haberkorn, Friedrich Boss: Kreis Alsfeld 1821 - 1945 (= Repertorien Hessisches Staatsarchiv Darmstadt) Abt. G15 Alsfeld. S. 4 [PDF; 172 kB]. In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), Stand: 1985, abgerufen am 21. Dezember 2017.
  13. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 414 (online bei Google Books).
  14. Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 6 ff. (online bei Google Books).
  15. Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
  16. Gerichtsorganisation; hier Änderung von Amtsgerichtsbezirken vom 9. März 1948. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1948 Nr. 14, S. 125, Punkt 155, Abs. 1 d) (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  17. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 209 (Online in der HathiTrust digital library).
  18. Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 117 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  19. Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 15. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 13 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  20. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original am 27. Oktober 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  21. Genehmigung eines Wappens und einer Flagge der Gemeinde Udenhausen, Landkreis Alsfeld, Regierungsbezirk Darmstadt vom 2. August 1967. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1967 Nr. 34, S. 1026, Punkt 846 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,1 MB]).
  22. Udenhausen – Historisches Ortslexikon auf udenhausen-hessen.de/wissenswertes (Abgerufen am 5. November 2020)
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