Ulrich Noethen (bürgerl. Ulrich Schmid; * 18. November 1959 in München) ist ein deutscher Schauspieler, Hörspiel- und Hörbuchsprecher. 1997 hatte er seinen Durchbruch in Joseph Vilsmaiers Comedian Harmonists. Er spielte bislang in über 110 Film- und Fernsehproduktionen mit.

Leben

Ulrich Schmid wurde als jüngstes von fünf Kindern des Pastors Klaus-Peter Schmid (1920–2018) und seiner Frau Gerda, geb. Schlue, in München geboren. Die Familie wohnte zunächst in Neu-Ulm an der Donau, wo Schmids Vater Dekan an der Petruskirche in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern war. Später zog die Familie nach Augsburg. Er machte das Abitur am dortigen Gymnasium bei St. Anna. Zunächst studierte er drei Semester lang Rechtswissenschaften, später dann Schauspiel an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart, das er 1986 mit dem Erwerb des Bühnenreifezeugnisses abschloss. Ulrich Schmid nahm als Künstlernamen den Geburtsnamen seiner Großmutter an (Noethen).

Ulrich Schmid alias Ulrich Noethen heiratete die Schauspielerin Friederike Wagner, mit der er eine Tochter hat. Das Paar lebte – nach dreizehn Ehejahren – von 2005 an getrennt. Seit 2009 ist die Ehe geschieden. Ulrich Noethen lebt mit Alina Bronsky und deren drei Kindern aus erster Ehe in Berlin-Charlottenburg. Das Paar hat eine gemeinsame Tochter.

Werdegang

Theater

Von 1985 bis 1987 gehörte Ulrich Noethen dem Ensemble der Städtischen Bühnen in Freiburg an. Daraufhin war er bis 1988 am Zelt-Ensemble Birach engagiert und wechselte dann für zwei Jahre ans Schauspiel Köln, wo er unter anderen unter der Regie von Frank Castorf und Max Färberböck arbeitete. Anschließend wechselte er zu den Staatlichen Schauspielbühnen Berlin. Auf sich aufmerksam machte er dort durch seine Darstellungsleistungen in Inszenierungen von Faust, Tod und Teufel und Ein Sommernachtstraum. Als die Staatlichen Bühnen Berlin geschlossen wurden, wechselte er zum Film.

Film und Fernsehen

1991 war Noethen erstmals im Fernsehen in einer Episode der Krimiserie Eurocops zu sehen. 1995 spielte er in der sechsundzwanzigteiligen ARD-Fernsehserie Die Partner neben Jan Josef Liefers und Ann-Kathrin Kramer den ruhigveranlagten Hauptkommissar Martin Zobel. Unter der Regie von Dominik Graf spielte er in der Tatort-Folge Frau Bu lacht (1995) und in dem Thriller Der Skorpion (1997). Für seine Rolle des Arno Jürging in Der Skorpion wurde er für den Goldenen Löwen als bester Nebendarsteller nominiert.

1997 wurde für Noethen das Jahr seines Durchbruches als Filmschauspieler mit der Rolle des A-cappella-Sängers und Arrangeurs Harry Frommermann im erfolgreichen Kinofilm Comedian Harmonists. Für die Rolle wurde er 1998 mit dem Deutschen Filmpreis als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet sowie, zusammen mit Ben Becker, Heino Ferch, Heinrich Schafmeister, Max Tidof und Kai Wiesinger, mit dem Bayerischen Filmpreis. 1997 gewann er den Bayerischen Fernsehpreis als bester Schauspieler in Der Ausbruch und Busenfreunde.

2000 verkörperte er neben Heike Makatsch, Rudolf Wessely und Jasmin Tabatabai den Theaterkritiker und Feuilletonisten Kurt Tucholsky in der Literaturverfilmung Gripsholm. 2001 spielte Noethen in Paul Maars Kinofilm Das Sams die Rolle des Herrn Taschenbier. Dem Genre der Kino-Familienkomödie blieb er auch in den folgenden Jahren treu, u. a. mit Rollen in Bibi Blocksberg (2002), Das fliegende Klassenzimmer nach Erich Kästner als Lehrer Dr. Johann „Justus“ Bökh (2003) und in der Fortsetzung von Das Sams Sams in Gefahr (2003).

2004 wirkte er in Oliver Hirschbiegels Film Der Untergang in der Rolle des Heinrich Himmler mit, eine Rolle, die er 2007 in Dani Levys schwarzer Komödie Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler neben Helge Schneider, Sylvester Groth und Ulrich Mühe in völlig anderer Interpretation erneut besetzte. Ebenfalls 2004 sah man ihn im Fernsehdrama Der Boxer und die Friseuse als schwulen Starfriseur Fränki Laue. 2005 verkörperte er neben Matthias Schweighöfer und Meret Becker die Figur des Vaters in der Tragikomödie Polly Blue Eyes. Im gleichen Jahr erhielt er eine Nominierung für den Deutschen Fernsehpreis für seine schauspielerische Kreation des undurchsichtig coolen Bent Peerson in Carlo Rolas ZDF-Mehrteiler Die Patriarchin mit Iris Berben in der Hauptrolle.

2005 sah man ihn in Die Luftbrücke – Nur der Himmel war frei als Kriegsheimkehrer Dr. Alexander Kielberg erneut neben Heino Ferch und Ulrich Tukur. Für die Rolle erhielt er den Deutschen Fernsehpreis als bester Nebendarsteller. Am 2. Februar 2006 wurde er für seine Rolleninterpretationen in Die Luftbrücke, Der Boxer und die Friseuse, und Silberhochzeit als bester deutscher Schauspieler mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet.

2007 verkörperte er in Rainer Kaufmanns Kinofilm Ein fliehendes Pferd nach der gleichnamigen Novelle von Martin Walser an der Seite von Ulrich Tukur und Katja Riemann die Rolle des Ehemanns Helmut Halm. Er wurde dafür in der Kategorie bester Hauptdarsteller für den Deutschen Filmpreis 2008 nominiert. 2009 war Ulrich Noethen als Kommissar Tabor Süden in zwei ZDF-Verfilmungen nach Friedrich Anis Kriminalromanen zu sehen. Für Kommissar Süden und der Luftgitarrist erhielt Noethen ebenso den Adolf-Grimme-Preis wie bereits zuvor für seine Hauptrolle in Hermine Huntgeburths Fernsehzweiteiler Teufelsbraten. Für seine Darstellung des französischen Monarchen Karl IX. in Jo Baiers Historienfilm Henri 4 (2009) war er für den Deutschen Filmpreis nominiert.

2012 stellte Noethen in Hannah Arendt den Philosophen Hans Jonas dar und gab den König in dem ARD-Märchenfilm Allerleirauh. Seit 2014 spielt er in der Fernsehreihe Neben der Spur den Psychiater Dr. Jessen. In der Literaturverfilmung Das Tagebuch der Anne Frank, die im Frühjahr 2015 gedreht wurde und am 3. März 2016 in die Kinos kam, spielt Noethen Annes Vater Otto Frank. Im Januar 2019 übernahm er in der zweiten Staffel der ARD-Historienarztserie Charité die Rolle des Chirurgen Ferdinand Sauerbruch.

Noethen ist Mitglied im Bundesverband Schauspiel (BFFS).

Noethen sollte ursprünglich ab 2002 die Rolle des Professor Boerne im Tatort Münster spielen, konnte aber wegen anderer interessanter Rollenangebote, die mit dem Langzeitformat Tatort kollidiert wären, seine ursprüngliche Zusage nicht aufrechterhalten.

Filmografie

Kino

Fernsehfilme

Fernsehserien und -reihen

Theatrografie (Auswahl)

Hörbücher (Auswahl)

Hörspiele und Features

Auszeichnungen

Commons: Ulrich Noethen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Interviews

Einzelnachweise

  1. 1 2 Ulrich Noethen über seine Patchworkfamilie, Bayerisch und sein Fieslings-Gesicht. 28. Mai 2017, abgerufen am 13. November 2022.
  2. Ulrich Noethen im Munzinger-Archiv, abgerufen am 21. Juni 2022 (Artikelanfang frei abrufbar)
  3. Joachim Schmitz: Interviews – Goldene Kamera für den „Super Papa“. In: Bersenbrücker Kreisblatt. 8. März 2008, abgerufen am 10. August 2008.
  4. Eva Harm: Alina Bronsky. Die schreibende Hausfrau. In: FR. 29. August 2013, abgerufen am 18. September 2013.
  5. Eva Harm: Ulrich Noethen Ist wieder Vater geworden. In: Bunte. 29. August 2013, abgerufen am 15. September 2013.
  6. ZDF dreht dritten Thriller der Reihe „Neben der Spur“ mit Ulrich Noethen und Juergen Maurer. presseportal.de, 16. Juni 2015; abgerufen am 14. Dezember 2015
  7. BFFS-Mitgliederliste (Memento des Originals vom 19. Juli 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., Bundesverband Schauspiel, bffs.de abgerufen am 10. Dezember 2015
  8. Neuer WDR-Tatort -Team dreht erstmals in Münster – Axel Prahl und Jan Josef Liefers ermitteln in "Der dunkle Fleck", Pressemeldung des WDR auf presseportal.de vom 4. Juni 2002, abgerufen am 1. Januar 2019.
  9. - Dr. Faustus in zehn Teilen. In: Deutschlandfunk. (deutschlandfunk.de [abgerufen am 12. Februar 2018]).
  10. Actors – Vita – Ulrich Noethen. In: die-agenten.de. 18. April 2008, abgerufen am 16. Oktober 2015.
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