Uwe Kockisch (* 31. Januar 1944 in Cottbus) ist ein deutscher Schauspieler. Einem breiten Publikum wurde er in der Titelrolle der Krimiserie Zappek und als Commissario Guido Brunetti in der Krimireihe Donna Leon bekannt. Neben seiner Mitwirkung in zahlreichen Theaterinszenierungen trat er seit 1973 in über 100 Film- und Fernsehproduktionen vor die Kamera.

Leben

Jugend

Uwe Kockischs Vater war Jagdflieger im Zweiten Weltkrieg, er wurde 1944 über der Normandie abgeschossen. Kockisch erlernte den Beruf eines Tagebaumaschinisten. Als Jugendlicher versuchte er 1961 zusammen mit Freunden mittels eines Kutters über die Ostsee aus der DDR zu fliehen. Die Gruppe wurde jedoch vorher verhaftet; Kockisch saß daraufhin ein Jahr in Cottbus in Haft.

Ausbildung und Theater

Seine Ausbildung zum Schauspieler absolvierte Kockisch an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin. Er nahm Engagements in Cottbus und Karl-Marx-Stadt an. Über 20 Jahre spielte er ab 1971 in Berlin am Maxim-Gorki-Theater und später zwei Jahre an der Schaubühne. Sein Repertoire reichte von William Shakespeare (Ein Sommernachtstraum), Anton Tschechow (Drei Schwestern) bis hin zu modernen Bühneninszenierungen wie Schlusschor von Botho Strauß, Die Stunde, da wir nichts voneinander wussten von Peter Handke oder Alice im Bett von Susan Sontag.

Film und Fernsehen

Seit 1973 wirkt Kockisch in Film- und Fernsehproduktionen. Sein Debüt auf der Kinoleinwand gab er in Bernhard Stephans Jugend- und Musikfilm Für die Liebe noch zu mager?, in dem er einen der beiden Brüder der von Simone von Zglinicki dargestellten Hauptprotagonistin Textilfacharbeiterin Susanne verkörperte. Unter Celino Bleiweiß gab er 1975 in dem DEFA-Märchenfilm Die schwarze Mühle neben Michael Kann und Bodo Krämer einen der Müllergesellen. 1981 übernahm er die Hauptrolle des gerade aus dem Konzentrationslager entlassenen Antifaschisten Arnold Clasen in der Literaturverfilmung Dein unbekannter Bruder von Ulrich Weiß. Im gleichen Jahr spielte er an der Seite von Simone Frost die Rolle ihres Ehemanns und einfachen Arbeiters Wolfgang in Lothar Warnekes Verfilmung des Brigitte-Reimann-Romans Franziska Linkerhand. 1989 besetzte ihn Michael Gwisdek in seinem Regiedebüt Treffen in Travers in der Rolle des sächsischen Dichters Ferdinand Huber. Eine weitere Zusammenarbeit zwischen Gwisdek und Kockisch folgte nach der Wende für Gwisdeks Tragikomödie Das Mambospiel im Jahre 1998.

Im wiedervereinigten Deutschland konnte Kockisch nahtlos an seine Laufbahn in der DDR anknüpfen. Bekannt wurde er dem gesamtdeutschen Publikum Mitte der 1990er Jahre mit der 26-teiligen ARD-Krimiserie Zappek, in der er die Titelrolle eines Berliner Hauptkommissars übernahm. Von 2003 bis 2019 verkörperte Kockisch als Nachfolger von Joachim Król den Commissario Guido Brunetti in der ARD-Krimireihe Donna Leon, was ihm weitere Bekanntheit verschaffte.

Für seine Rolle des Dietrich Kalinke in Dominik Grafs Eine Stadt wird erpresst (2006) bekam Kockisch 2008 den Adolf-Grimme-Preis. Von 2010 bis 2018 spielte er als Stasi-Offizier Hans Kupfer eine der Hauptrollen in der ARD-Fernsehserie Weissensee, wofür er 2011 den Deutschen Fernsehpreis erhielt. In den Verfilmungen der Romane Rubinrot (2013), Saphirblau (2014) und Smaragdgrün (2016) aus der Buchreihe Liebe geht durch alle Zeiten von Kerstin Gier übernahm er die Rolle des Falk de Villiers. Ed Herzog besetzte Kockisch in seinem Historiendrama 3½ Stunden in einer Nebenrolle als Paul Fuchs.

Privates

Von 1995 bis 2005 war Kockisch mit der Schauspielerin Franziska Petri liiert. Ende 2019 gab er bekannt, dass er mit seiner zweiten Frau Christine Gautier, mit der er bereits mehr als zehn Jahre in Madrid lebe, nach Venedig ziehen wolle. Uwe Kockisch ist Vater von zwei Söhnen.

Politisches Engagement

Im Februar 2023 war Kockisch Erstunterzeichner der von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer initiierten Petition Manifest für Frieden an Olaf Scholz, die zum Ende von Kampfhandlungen in der Ukraine und zur Aufnahme von Friedensverhandlungen aufforderte.

Filmografie

Kinofilme

Fernsehfilme

Fernsehserien und -reihen

Donna-Leon-Reihe

Als Guido Brunetti war Kockisch unter der Regie von Sigi Rothemund von 2003 bis 2019 in folgenden 22 Folgen der Krimiserie Donna Leon zu sehen (bis zur mit der Autorin Donna Leon und der Produktionsfirma einvernehmlich vereinbarten Einstellung 2019):

Theater (Auswahl)

Auszeichnungen

  • 2008: Adolf-Grimme-Preis als Hauptdarsteller in der Kategorie „Fiktion“ für den Film Eine Stadt wird erpresst von Dominik Graf
  • 2011: Deutscher Fernsehpreis Beste Serie für Weissensee, stellvertretend für das Schauspielensemble
  • 2013: Filmfest Türkei/Deutschland als bester Hauptdarsteller in Die Besucher
  • 2020: Hessischer Filmpreis – Ehrenpreis des hessischen Ministerpräsidenten

Literatur

  • Frank-Burkhard Habel, Volker Wachter: Lexikon der DDR-Stars. Schauspieler aus Film und Fernsehen. Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-89602-304-7.
  • Frank-Burkhard Habel, Volker Wachter: Das große Lexikon der DDR-Stars. Die Schauspieler aus Film und Fernsehen. Erweiterte Neuausgabe. Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-89602-391-8.
  • Frank-Burkhard Habel: Lexikon. Schauspieler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin 2009, ISBN 978-3-355-01760-2.
Commons: Uwe Kockisch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Commissario Brunetti wird 70. In: mdr.de. MDR, 4. Februar 2014, archiviert vom Original am 2. März 2014; abgerufen am 25. Mai 2016.
  2. Katja Hübner: Schauspielerei ist Denken. In: Der Tagesspiegel. 29. September 2010, abgerufen am 24. September 2016 (Porträt).
  3. Hinweis in Bild. 9. Oktober 2013.
  4. Uwe Kockisch im Munzinger-Archiv, abgerufen am 4. Februar 2023 (Artikelanfang frei abrufbar)
  5. „Gibt’s hier eine versteckte Kamera?“ In: Der Tagesspiegel Online. 31. Oktober 2003, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 24. Februar 2022]).
  6. Brunetti-Darsteller Uwe Kockisch kehrt privat nach Venedig zurück. Abgerufen am 24. Januar 2022.
  7. Change.org: Manifest für Frieden (Memento vom 24. Februar 2023 im Internet Archive)
  8. Maxim-Gorki-Theater 1971–1980 (PDF; 780 kB). In: gorki.de, 27. Juni 2012, abgerufen 24. Februar 2019.
  9. Hessischer Film- und Kinopreis ohne Roten Teppich. In: welt.de. 28. September 2020, abgerufen am 28. September 2020.
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