Willem Adolf Visser ’t Hooft (* 20. September 1900 in Haarlem; † 4. Juli 1985 in Genf) war ein niederländischer reformierter Theologe. Er war der erste Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen.

Leben

Visser ’t Hooft, der Sohn eines Juristen, studierte von 1918 bis 1923 Evangelische Theologie an der Universität Leiden. 1924 wurde er Sekretär beim Weltbund des CVJM in Genf und nahm 1925 in dieser Funktion an der Stockholmer Weltkirchenkonferenz teil. 1928 wurde er in Leiden mit einer Arbeit über die Theologie des Social Gospel in den USA zum Dr. theol. promoviert. 1931 wurde er Generalsekretär des christlichen Studentenweltbundes. 1938 wurde er Generalsekretär des vorläufigen Ausschusses in Utrecht, der eine Zusammenführung der Bewegung für Praktisches Christentum und der Bewegung für Glauben und Kirchenverfassung zum Ökumenischen Rat der Kirchen bewirken sollte. Als dieser 1948 in Amsterdam gegründet wurde, wurde Visser ’t Hooft zum Generalsekretär gewählt. Er blieb bis zu seinem Ruhestand 1966 in diesem Amt.

Theologisch war Visser ’t Hooft stark von Karl Barth beeinflusst. Zentrum seiner ökumenischen Arbeit war der Dialog der Kirchen, der sich je vor der gesellschaftlichen Situation neu verantworten muss. Mit Barth verstand er die Aufgabe der Theologie als kritische Selbstreflexion der Kirche.

In der Zeit des Nationalsozialismus unterstützte er die Bekennende Kirche in Deutschland. Im Frühjahr 1944 trafen sich in Genf, im Hause des Willem Adolf Visser ’t Hooft, mehrmals die Vertreter von Widerstandsgruppen aus neun europäischen Ländern, um ein föderatives geeintes Europa als einziges logisches Modell nach der Zeit vom Nationalsozialismus zu bewerkstelligen.

Er war auch der Leiter einer ökumenischen Delegation, die im Oktober 1945 das Stuttgarter Schuldbekenntnis der neu gegründeten EKD in Empfang nahm. Er hatte diese Erklärung im Vorfeld mit angeregt. In seiner Autobiographie erinnerte er sich an das Zustandekommen:

„Wie sollten wir die Wiederaufnahme voller ökumenischer Beziehungen erreichen? Die Hindernisse für eine neue Gemeinschaft ließen sich nur beseitigen, wenn die deutsche Seite ein klares Wort fand. Pierre Maury riet uns schließlich, den Deutschen zu sagen: ‚Wir sind gekommen, um Euch zu bitten, daß Ihr uns helft, Euch zu helfen.‘ Als wir in dem großenteils zerstörten Stuttgart ankamen, hörten wir, daß am Abend in der Markuskirche ein besonderer Gottesdienst stattfinden würde, bei dem Bischof Wurm, Pastor Niemöller und Bischof Dibelius sprechen sollten. Niemöller predigte über Jeremia 14, 7–11: ,Ach Herr, unsere Missetaten haben es ja verdient; aber hilf doch um deines Namens willen!‘ Es war eine machtvolle Predigt. Niemöller sagte, es genüge nicht, den Nazis die Schuld zu geben, auch die Kirche müsse ihre Schuld bekennen.“

Auszeichnungen und Ehrungen

Literatur

  • Willem A. Visser ’t Hooft: Die Welt war meine Gemeinde: Autobiographie. Piper, München 1972, ISBN 978-3-492-01973-6
  • Wolfdietrich von Kloeden: Visser ’t Hooft, Willem Adolf. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 12, Bautz, Herzberg 1997, ISBN 3-88309-068-9, Sp. 1512–1514.
  • Jan Schubert: Willem Adolph Visser 't Hooft (1900–1985). Ökumene und Europa. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2017, ISBN 978-3-525-10151-3
  • Jurjen A. Zeilstra: Visser ’t Hooft, 1900–1985. Living for the unity of the church. Amsterdam University Press, Amsterdam 2020, ISBN 978-94-6372-683-2
    • Jurjen Albert Zeilstra: Willem Adolf Visser ’t Hooft. Ein Leben für die Ökumene. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 2020, ISBN 978-3-374-06376-5.
Commons: Willem Adolf Visser ’t Hooft – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.friedenspreis-des-deutschen-buchhandels.de/sixcms/media.php/1290/1966.pdf
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.