Volksfront (auch bekannt als Volksfront International) war eine rechtsextreme Organisation aus den USA, die 1994 als Straßengang rechtsextremer Skinheads begann und sich 2012 auflöste. Sie beschrieb sich selbst als eine internationale Organisation für Menschen europäischer Abstammung. In den Medien wurde die Organisation als Neonazi-Organisation und als rassistische Skinhead-Gruppe bezeichnet. Die Anti-Defamation League beobachtet die Gruppe seit ihrer Entstehung 1994 und sieht sie als stark anwachsende Organisation aus der White-Power-Szene. Das Southern Poverty Law Center (SPLC) führt die Gruppe als sogenannte „hate group“.

Geschichte

Volksfront entstand 1994 im Oregon State Penitentiary und wurde von Randall Krager, einem rechtsextremen Skinhead aus Oregon, und drei weiteren Insassen gegründet. Die ersten Mitglieder stammten aus ähnlichen lokal operierenden Gruppen im Nordwesten der Vereinigten Staaten oder waren im White Aryan Resistance engagiert. Mittlerweile ist die Organisation in mehreren Ländern und auf drei Kontinenten vertreten. Die sogenannten „Chapter“ entstanden in Spanien, Portugal, Deutschland, Australien, Kanada und im Vereinigten Königreich. Supporter-Chapters entstanden in Kroatien, Italien, Schweiz, und Neuseeland.

In den Vereinigten Staaten existierten Chapter in Oregon, Massachusetts, Arizona, Kalifornien, New York, Pennsylvania, North Carolina, South Carolina, Washington, Illinois, Missouri, Florida, Wisconsin, Nebraska, Michigan, Oklahoma und Virginia.

Am 10. Dezember 2009 strahlte History eine Folge der Fernsehserie Gangland aus, die sich mit der Volksfront beschäftigt.

Organisation

Die Volksfront war wie ein Rocker-Club in verschiedene hierarchisch organisierte Chapter unterteilt, die jedes für sich eigenständig geführt wurden. Zur Aufnahme in die Gruppe war mindestens ein Jahr Probezeit zu absolvieren. In dieser Zeit musste das Probationary-Mitglied verschiedene niedere Dienste für das Chapter erledigen und sich in der Gruppe bewähren. Laut der Fernsehserie Gangland gehörten dazu in manchen Chaptern auch Straftaten mit rassistischem Hintergrund. Ebenso sollte innerhalb der Gruppe ein Schnürsenkel-Code benutzt werden. Weiße Schnürsenkel standen für „White Power“ und rote waren ein Zeichen für begangene Körperverletzung. Ebenso war es fremden Personen untersagt, Zeichen und Codes der Volksfront zu benutzen, ohne selbst Mitglied zu sein. Die Volksfront veranstaltete verschiedene Festivitäten, unter anderem wurden mehrere Rock-Against-Communism-Festivals im Jahr veranstaltet, wo Rechtsrock-Bands und Sprecher der internationalen rechtsextremen Szene auftraten. Es wurden ebenfalls Gedenktage für gefallene oder inhaftierte Mitglieder abgehalten.

Eine jährliche Veranstaltung war das Althing in St. Louis, Missouri. Die Veranstaltung fand im Clubhaus Samuel Weaver Memorial Hall statt. Diese ist nach dem Sohn von Randy Weaver benannt, der 1992 von Bundesagenten erschossen wurde.

Auflösung

Im Jahr 2012 wurde die offizielle Auflösung verkündet und Websites und Einträge in sozialen Netzwerken gelöscht.

Ideologie

Laut ihrer Webseite lehnte die Organisation Nationalsozialismus und White Supremacy ab, aber sie wollte ihre eigene Rasse und die Volksfront-Familie verteidigen. Diese Behauptungen standen aber im Gegensatz zu verschiedenen Presseberichten und der ADL, die die Gruppe als rassistische und antisemitische Organisation sahen. Laut der Recherchen der ADL war die Volksfront eine der aktivsten Hass-Gruppen an der Westküste der Vereinigten Staaten, die mit der White-Power-Bewegung eng vernetzt war.

Zu den Zielen der Volksfront gehörte die Etablierung eines halb-autonomen Kleinstaates für Weiße im Pazifischen Nordwesten. Dieser sogenannte „Northwest Territorial Imperative“ wird auch von den Aryan Nations verfolgt, deren Gründer Richard Butler als Urheber gilt. Die Volksfront behauptete, schon eine große Fläche Land in Oregon und an anderen Orten erworben zu haben.

Laut ihrer Website wollten sie zudem ein europäisch-amerikanisches Bürgerzentrum auf diesem Stück Land errichten. Dieses sollte als nationales Hauptquartier dienen. An dieses Zentrum sollten eine Schule, eine Bücherei, ein Museum und eine Reha-Einrichtung angeschlossen werden. Außerdem sollte Landwirtschaft betrieben werden.

Kriminalität

Obwohl Volksfront nach außen hin Gewalt ablehnte, waren einige Mitglieder der Gruppe in verschiedene politisch motivierte Straftaten verwickelt.

  • Am 1. Juni 2003 erhielt Kurtis Monschke, Anführer eines Probationary-Chapters, eine lebenslange Haftstrafe. Er hat mit drei weiteren Tätern einen psychisch gestörten afroamerikanischen Obdachlosen in Tacoma, Washington getötet. Während des Prozesses distanzierte sich die Volksfront von dieser Tat und forderte die Todesstrafe.
  • Im November 2007 wurde der 22-jährige Rassist Gabriel Laskey zu sechs Monaten Haft, sechs Monaten Ausgangssperre und fünf Jahren Bewährung verurteilt worden, weil er zusammen mit weiteren Personen mit Hakenkreuzen verzierte Steine durch Fenster des Temple Beth Israel in Eugene, Oregon geworfen hatte, während in der Synagoge ein Gottesdienst abgehalten wurde. Im April 2007 erklärte sich sein Bruder Jacob Laskey, ein Anführer der Gruppe, für schuldig, Gewalttaten geplant zu haben. Er erklärte sich mehrerer Taten für schuldig, darunter Verschwörung, eine Bombendrohung gegen ein Gerichtsgebäude, Einschüchterung von Zeugen eines Mordes und des illegalen Waffenbesitzes. Er wurde zu elf Jahren Gefängnis verurteilt.
  • Ein weiteres Mitglied der Gruppe, das ebenfalls zur American Front gehörte, hat zehn Schüsse auf die Synagoge abgefeuert. Er wurde zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt.

Musikszene

Die Band Intimidation One, die unter anderem Tonträger mit englischsprachigen Coverversionen der deutschen Band Landser veröffentlichte, stammte aus dem Umfeld der Volksfront.

Einzelnachweise, Anmerkungen

  1. 1 2 Gangland, Staffel 6: Skinhead Assault, 2009
  2. 1 2 Volksfront International (July 21, 2009), Volksfront International (Memento vom 17. Juli 2012 im Internet Archive) VF. Abgerufen am 21. Juli 2009
  3. "Museum attack illuminates extremists" ELAINE SILVESTRINI, KRISTA KLAUS. Tampa Tribune. Tampa, Fla.: Jun 12, 2009. pg. 9
  4. "Campaign aims to stop gang recruiting" Rebecca Nolan The Register - Guard. Eugene, Or.: Sep 30, 2005. pg. D.1
  5. "Hate crimes: Racist violence on rise; Experts say people lashing out, election backlash linked to surge" JOHN P. KELLY. The Patriot Ledger. Quincy, Mass.: Jan 24, 2009. pg. 3
  6. 1 2 3 Violent neo-Nazi skinhead froup Volksfront growing in prominence on West Coast and internationally (Memento vom 7. August 2010 im Internet Archive). Anti-Defamation League press release. Abgerufen am 26. September 2007
  7. Heidi Beirich and Mark Potok (2007), Two Faces of Volksfront (Memento vom 19. Oktober 2009 im Internet Archive). Southern Poverty Law Center. Abgerufen am 26. September 2007
  8. 1 2 3 4 "Volksfront." Extremist Groups: Information for Students. Gale. 2006. Online: HighBeam Research (Memento vom 29. März 2015 im Internet Archive) (Vorschau). 14. April 2012
  9. Philip Dawdy (December 12, 2001), The flickering torch of racism (Memento vom 21. Februar 2005 im Internet Archive). Willamette Week. Abgerufen am 26. September 2007
  10. Active U.S. Hate Groups in 2005 (Memento vom 19. Mai 2006 im Internet Archive). Southern Poverty Law Center. Abgerufen am 26. September 2007 (Web-Archiv)
  11. Recent Activities Volksfront Extremism in America 2005 (Memento vom 12. September 2009 im Internet Archive). ADL VF Recent Activities 20. Juli 2009
  12. SPLC Volksfront Althing (Memento vom 18. Oktober 2009 im Internet Archive). SPLC VF Althing 20. Juli 2009
  13. 1 2 Volksfront International (July 21, 2009), Volksfront International About campaign (Memento vom 19. April 2009 im Internet Archive) VF. Abgerufen am 21. Juli 2009
  14. Volksfront - Ideology 2009 (Memento vom 12. September 2009 im Internet Archive). ADL Volksfront Ideology 20. Juli 2009
  15. Volksfront Report. Prison_Offenders, 2010, abgerufen am 16. Januar 2012.
  16. 1 2 3 Volksfront Report. (PDF; 504 kB) Anti-Defamation League, 2007, archiviert vom Original am 20. Juli 2012; abgerufen am 16. Januar 2012.
  17. FBI - OREGON WHITE SUPREMACIST SENTENCED FOR ATTACK ON SYNAGOGUE; U.S. Department of Justice Press Release; November 14, 2007 portland.fbi.gov (Memento vom 24. Dezember 2007 im Internet Archive)
  18. FBI - WHITE SUPREMACIST SENTENCED TO 11 YEARS IN PRISON FOR ATTACK ON SYNAGOGUE IN OREGON; U.S. Department of Justice Press Release; April 3, 2007 portland.fbi.gov (Memento vom 26. Mai 2008 im Internet Archive)
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