Wöckherl-Orgel in Wien
Allgemeines
Ort Franziskanerkirche (Wien)
Orgelerbauer Johann Wöckherl
Baujahr 1642
Letzte(r) Umbau/Restaurierung 2009–2011 durch Kuhn
Technische Daten
Anzahl der Register 20
Anzahl der Pfeifenreihen 30
Anzahl der Manuale 2
Windlade Schleiflade
Tontraktur mechanisch
Registertraktur mechanisch

Die Wöckherl-Orgel in der Wiener Franziskanerkirche ist die älteste bespielbare Orgel von Wien. Das Instrument von Johann Wöckherl aus dem Jahr 1642 verfügt über 20 Register, die auf zwei Manuale und Pedal verteilt sind. In den Jahren 2009/2010 führte Orgelbau Kuhn eine Restaurierung durch, die die Rekonstruktion dreier verlorener Register einschloss.

Baugeschichte

Die Orgel wurde 1641–1642 vom Orgelbauer Johann Wöckherl (um 1594–1660) – eigentlich Hans Weckherl – in der zentralen Nische des Chors der Wiener Franziskanerkirche errichtet. Der Kaufvertrag wurde am 14. Juli 1641 geschlossen.

1707 wurde vor der Orgel ein Hochaltar errichtet, sodass das Instrument vom Kirchenraum aus nicht mehr sichtbar ist. In der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts nahm höchstwahrscheinlich Gottfried Sonnholz Dispositionsänderungen im Brustpositiv vor. Kleinere Reparaturen sind für 1786, 1797 und 1804 erwähnt. 1821 nahm Joh. Georg Seybert umfangreichere Arbeiten vor. In der Folge wurde die Orgel durch Jacob Deutschmann und Franz Ullmann gepflegt. Nach einer größeren Reparatur 1885 durch Johann M. Kaufmann schloss man mit diesem einen Wartungsvertrag ab, der bis 1918 verlängert wurde. Umbaupläne von 1927 wurden nicht realisiert. 1943 wurde die Orgel zum Schutz vor Kriegszerstörung abgebaut und eingelagert. Bei der Wiederaufstellung 1950–1951 durch Karl Reinisch’s Erben (Johann Pirchner) wurden die Klaviaturumfänge erweitert, die Tonhöhe durch Verschieben der Pfeifen erniedrigt, eine neue Pedalwindlade und eine neue Balganlage angefertigt.

In den Jahren 2009–2010 wurde die Orgel durch Orgelbau Kuhn restauriert. Die Wiedereinweihung war am 26. März 2011.

Beschreibung

Die Orgel hat 20 Register, zwei Manuale und ein Pedal mit jeweils kurzer Unteroktave in zeittypischer mitteltöniger Stimmung. Eine weitere Besonderheit sind Subsemitonien für gis/as, es1/dis1 und gis1/as1 im Brustpositiv. Das Orgelwerk mit mechanischer Traktur und Schleifladen befindet sich in einem Gehäuse mit reichem ornamentalen Schnitzdekor. Die Orgel kann mit geschlossenen und geöffneten Flügeltüren, die figural bemalt sind, gespielt werden und stellt in dieser Besonderheit ein Unikum in der Wiener Orgellandschaft dar.

Disposition

I Hauptwerk CDEFGA–c3
Principal8′W
Copln8′W
Quintadena8′W
Prinzipal octav4′W
Quint3′W
Superoctav2′W
Mixtur VI113W
Copl Flötten4′W
Tremolant
II Brustpositiv CDEFGA–c3
Copln8′W/S
Spüzflöten4′W
Principal octav4′S/K
Super octav2′W
Khrumphörner8′K
Zümbl III1′K
Pedal CDEFGA–b0
Portuna16′W
Plochflötten8′W
Octav4′W
Quint3′W
Mixtur IV2′W
Pusaunnen8′K
W = Wöckherl (1642)
S = Sonnholz (Zuschreibung; 1. Hälfte 18. Jh.)
K = Kuhn (2010)

Literatur

  • Wolfgang Kreuzhuber (Hrsg.): Die älteste Orgel Wiens. Die „Wöckherl-Orgel“ (1642) in der Wiener Franziskanerkirche (= Wiener Beiträge zu Orgel und Kirchenmusik. Bd. 1). Universität für Musik und darstellende Kunst, Wien 2011, ISBN 978-3-200-02325-3.
Commons: Wöckherl-Orgel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wöckherl-Orgel 1642 bei Vereinigung der Freunde der Wöckherl-Orgel. Abgerufen am 8. Juni 2023.
  2. Matthias Reichling: Der Orgelbauer Hans Weckherl. In: Wolfgang Kreuzhuber (Hrsg.); Die älteste Orgel Wiens. Die „Wöckherl-Orgel“ (1642) in der Wiener Franziskanerkirche. Wien 2011, S. 144–183.
  3. Wolfgang Karner: Die Orgeln von Gottfried Sonnholz. Typische Baumerkmale und Zuschreibungskriterien. In: Das Orgelforum. Nr. 19/20, 2016, S. 116–143, hier: S. 121.
  4. 1 2 Eine wahrhaftige Orgel-Perle. In: Orgelbau Kuhn. Abgerufen am 8. Juni 2023.
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