Watzendorf
Gemeinde Großheirath
Koordinaten: 50° 11′ N, 10° 53′ O
Höhe: 353 m ü. NN
Fläche: 3,02 km²
Einwohner: 137 (2019)
Bevölkerungsdichte: 45 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Mai 1978
Postleitzahl: 96269
Vorwahl: 09569
Ehemaliges Gemeindehaus

Watzendorf ist ein Gemeindeteil der oberfränkischen Gemeinde Großheirath im Landkreis Coburg.

Geographie

Das Straßendorf mit engster Streifenflur liegt etwa zehn Kilometer südwestlich von Coburg in einer Mulde auf einem Bergrücken zwischen dem westlich gelegenen Seßlach im Rodachtal und dem östlich gelegenen Großheirath im Itzgrund.

Geschichte

Watzendorf besteht spätestens seit dem 9. Jahrhundert, dürfte aber wahrscheinlich viel früher entstanden sein. Die erste schriftliche Erwähnung war in einer Urkunde von 1139, in der ein Konrad von Watzendorf als Zeuge für das Kloster Banz erwähnt wird.

Watzendorf und seine Nachbarorte Gossenberg und Neuses an den Eichen werden als Eigensdörfer bezeichnet, da sie im Mittelalter eine eigene freie Gerichtsbarkeit hatten. Noch 1783 waren sie von den dauerhaften Lasten der Zentgerichtsbarkeit befreit und die Einwohner hatten das Recht Niederwild zu jagen. Zwischen 1303 und 1311 erwarb das Kloster Langheim die Grundherrschaft und den Anspruch auf den Zehnten der Felderträge. Die Verwaltung erfolgte durch den Amtshof Tambach. 1337 schenkte Kaiser Ludwig der Bayer dem Kloster alle seine Rechte an Watzendorf. Grundherr war das Kloster, Inhaber der Hochgerichtsbarkeit wurden Mitte des 14. Jahrhunderts die Wettiner. Am Rande der Herrschaft gelegen, erkannten die Einwohner 1488 den Kurfürsten von Sachsen als Schutzherrn an.

Eine Kapelle in Watzendorf wurde erstmals 1405 erwähnt. Die Gemeinde gehörte damals zur Urpfarrei Altenbanz und wurde 1452 zur Pfarrei erhoben.

Nach der Reformation, die in Watzendorf 1529 mit der ersten protestantischen kursächsischen Kirchenvisitation erfolgte, entwickelte sich die Grenze zu der Nachbargemeinde Seßlach, die zum Herrschaftsgebiet des Würzburger Fürstbischofs gehörte, zur Konfessionsgrenze. Der strittige Grenzverlauf zwischen dem Fürstbistum Würzburg und dem Fürstentum Sachsen-Coburg wurde gemäß dem Trappstädter Rezess von 1599 geregelt.

1756 wurde das Gemeindehaus und 1834 der Neubau eines Schulhauses für Kinder aus Watzendorf und Gossenberg errichtet. Die Finanzierung erfolgte aus dem Gotteskasten. Das Schulhaus wurde bis 1971 genutzt. 1837 hatte der Ort 203 Einwohner.

In einer Volksbefragung am 30. November 1919 stimmten zwei Watzendorfer Bürger für den Beitritt des Freistaates Coburg zum thüringischen Staat und 15 dagegen. Somit gehörte ab dem 1. Juli 1920 auch Watzendorf zum Freistaat Bayern. 1925 umfasste das 301,70 Hektar große Dorf 150 Einwohner, von denen 148 der evangelischen Kirche angehörten, und 31 Wohngebäude.

Im 1933 gegründeten Gemeindebrauhaus wurde bis 1979 Bier gebraut. Daneben existierte von 1940 bis 1948 ein Brauereibetrieb des Gastwirts Hermann Leidner.

Am 1. Mai 1978 wurde Watzendorf, wie die Nachbarorte Gossenberg, Neuses an den Eichen und Rossach, Ortsteil der Gemeinde Großheirath. 1987 hatte der Ort 146 Einwohner und 42 Gebäude mit Wohnraum.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohnerzahl
1837203
1910141
1933152
1939134
1950218
1970162
2004161

Kirche

Im Jahr 1733 war die Einweihung der heutigen Marienkirche. Die Chorturmkirche mit ihrem dreigeschossigen Turm, der einen achteckigen geschweiften Helm mit Laterne und kleiner Zwiebel trägt, wurde in Anlehnung an den Markgrafenstil errichtet. Bemerkenswert ist die Orgel, die im Kern aus dem Jahr 1734 stammt und das einzige erhaltene Instrument des Seßlacher Orgelbauers Johann Conrad Schöpf (1692–1752) ist. Die Orgel hat 14 Register, steht im Cornettton und wurde 2012 von Linder restauriert. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege zählt sie zu den herausragendsten Barockorgeln Oberfrankens.

Siehe auch Liste der Baudenkmäler in Watzendorf

Literatur

  • Helmut Schöttner: Gemeinde Großheirath – aus Vergangenheit und Gegenwart. Großheirath 2013, ISBN 978-3-00-042206-5
Commons: Watzendorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. grossheirath.de: Einwohnerzahlen (Haupt- und Nebenwohnsitze), Stand 31. Dezember 2019
  2. Matthias Sopp: Von den frühesten archäologisch nachweisbaren Spuren des Menschen bis zu den urkundlichen Erwähnungen der einzelnen Ortsteile im Mittelalter. In: Helmut Schöttner: Gemeinde Großheirath – aus Vergangenheit und Gegenwart. Großheirath 2013, S. 62–63.
  3. Günter Dippold: Die Eigensdörfer. In: Helmut Schöttner: Gemeinde Großheirath – aus Vergangenheit und Gegenwart. Großheirath 2013, S. 85–88.
  4. Rainer Axmann: Großheirath, Rossach und Watzendorf – Kirchengeschichte und Geschichte der Kirchen. In: Helmut Schöttner: Gemeinde Großheirath – aus Vergangenheit und Gegenwart. Großheirath 2013, S. 212
  5. Schautafel B des Steinlegendenweges: Grenzsteine (Memento vom 1. Februar 2014 im Internet Archive; PDF)
  6. Adreß-Handbuch des Herzogthums Sachsen-Coburg und Gotha: 1837, S. 73
  7. Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern, nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925, München, 1928
  8. Wolfgang Vatke: Coburger Brauereien Stadt und Land. Veste-Verlag Roßteutscher, Coburg 2008, ISBN 978-3-925431-03-6, S. 183
  9. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 680.
  10. Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987, München, 1991
  11. Adreß-Handbuch des Herzogthums Sachsen-Coburg und Gotha: 1837, S. 73
  12. www.gemeindeverzeichnis.de
  13. 1 2 Michael Rademacher: Stadt und Landkreis Coburg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  14. Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950, München, 1952
  15. Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, München, 1973
  16. Müllers Großes Deutsches Ortsbuch 2007. Verlag de Gruyter, ISBN 978-3-00-042206-5.
  17. Gabi Arnold: Feinschliff an restaurierter Orgel, in: Neue Presse, 17. Juli 2012 (Memento vom 28. Mai 2016 im Internet Archive)
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