Weiße Fetthenne

Weiße Fetthenne (Sedum album)

Systematik
Ordnung: Steinbrechartige (Saxifragales)
Familie: Dickblattgewächse (Crassulaceae)
Unterfamilie: Sempervivoideae
Tribus: Sedeae
Gattung: Fetthennen (Sedum)
Art: Weiße Fetthenne
Wissenschaftlicher Name
Sedum album
L.

Die Weiße Fetthenne (Sedum album), auch Weißer Mauerpfeffer genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Fetthennen (Sedum) innerhalb der Familie der Dickblattgewächse (Crassulaceae).

Beschreibung

Die Art Sedum album ist sehr formenreich.

Vegetative Merkmale und Ökologie

Die Weiße Fetthenne ist ein überwinternd grüner, rasenbildender Chamaephyt, der Wuchshöhen von 8 bis 20, selten bis zu 30 Zentimetern erreicht. Die Stängel sind kahl, zahlreiche blühen nicht. Die fast waagrecht abstehenden Laubblätter sind wechselständig am Stängel angeordnet. Die einfache Blattspreite ist bei einer Länge von 7 bis 20 Millimetern und einer Dicke von 1 bis 3 Millimetern länglich-lanzettlich, halbstielrund und beiderseits gewölbt. Ihre Färbung reicht von graugrün bis rotbraun.

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht von Juni bis September. Auf langen Stängel befindet sich ein mehrfach verzweigter, doldenrispiger Blütenstand mit vielen Blüten. Der Blütenstiel ist 2 bis 4 Millimeter lang.

Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf Kelchblätter sind bei einer Länge von 1,3 Millimetern breit-länglich, grün und undeutlich dreinervig. Die meist fünf Kronblätter sind 2 bis 4 Millimeter lang, stumpflich und weiß bis blassrosafarben mit rotem Mittelnerv. Die zehn Staubblätter sind nur wenig kürzer als die Kronblätter. Die Staubbeutel sind rotbraun.

Die fünf Balgfrüchte sind bis zu 5 Millimeter lang und am oberen Ende verschmälert. Die hell-braunen Samen sind bei einer Länge von etwa 0,7 Millimetern länglich

Die Chromosomenzahlen betragen 2n = 32 oder 64.

Vorkommen

Die Weiße Fetthenne kommt in Süd- und Mitteleuropa, im südlichen Skandinavien, in der Türkei und in Armenien, auch im Kaukasusraum und in Nordwestafrika vor. Sie ist auch oft aus Kultur verwildert.

Die Weiße Fetthenne gedeiht in trockenen Felsspalten, auf Fels- und Schotterfluren und auf sandigen und steinigen Ruderalstellen. Sedum album ist eine Charakterart der Ordnung Felsgrus- und Felsband-Gesellschaften, der Sedo-Scleranthetalia, kommt aber auch in Pflanzengesellschaften der Klassen Asplenietea trichomanis oder Festuco-Brometea vor. In den Allgäuer Alpen steigt sie bis in Höhenlagen von etwa 1800 Metern auf. Im Engadin steigt sie am Piz Alv bis in Höhenlagen von 2200 Metern und im Kanton Wallis bis 2500 Metern auf.

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 1w+ (sehr trocken aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 3 (montan), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental), Salztoleranz 1 = tolerant.

Taxonomie

Der wissenschaftliche Name Sedum album wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus 1, S. 432 erstveröffentlicht. Ein Synonym ist Sedum album subsp. micranthum (DC.) Syme. So wurden Pflanzenexemplare bezeichnet, deren Kronblätter nur 2 bis 3 Millimeter lang sind.

Nahrungspflanze

Die Weiße Fetthenne dient verschiedenen Schmetterlingen als Raupenfutterpflanze. Dazu zählen insbesondere folgende Arten: Fetthennen-Bläuling (Scolitantides orion) und Roter Apollo (Parnassius apollo). In Hungerzeiten wurde die Weiße Fetthenne auch von Menschen gegessen. Die oberirdischen Teile ohne die Wurzeln sind bedingt zum Verzehr geeignet; sie sind schwach giftig und können Erbrechen auslösen.

Inhaltsstoffe

Außer Alkaloiden sind als Pflanzeninhaltsstoffen noch das Monosaccharid Sedoheptulose nachgewiesen.

Nutzung

Die Weiße Fetthenne wird verbreitet als Zierpflanze in Steingärten, Rabatten, zur Dachbegrünung, in Pflanzschalen und Heidebeeten genutzt.

Es gibt einige Sorten (Auswahl):

  • ‘Murale’: die Blätter sind braunrot
  • ‘Coral Carpet’: die Blätter sind im Sommer grün, im Winter bronzerot
  • ‘Chloroticum’
  • ‘Laconicum’.

Quellen

Literatur

  • Siegmund Seybold: Flora von Deutschland und angrenzender Länder. Ein Buch zum Bestimmen der wild wachsenden und häufig kultivierten Gefäßpflanzen. Begründet von Otto Schmeil, Jost Fitschen. 93., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2006, ISBN 3-494-01413-2.
  • Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Springer, Spektrum Akademischer Verlag, Berlin/Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8.
  • Wolfgang Lippert: Crassulaceae. In Heinrich Egon Weber (Hrsg.): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Begründet von Gustav Hegi. 3., völlig neubearbeitete und erweiterte Auflage. Band IV, Teil 2A: Spermatophyta: Angiospermae: Dicotyledones 2 (2) (Hamamelidaceae – Rosaceae 1. Teil). Blackwell, Berlin u. a. 1995, ISBN 3-8263-3016-1, S. 115–117.

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Gustav Hegi, Herbert Huber: Familie Saxifragaceae. S. 83–85. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 2. Auflage, Band IV, Teil 2. Verlag Carl Hanser, München 1961.
  2. 1 2 Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 483.
  3. 1 2 Karol Marhold, 2011: Crassulaceae: Datenblatt Sedum album In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  4. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 644.
  5. Sedum album L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 18. Mai 2022.
  6. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 1, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 432. (Digitalisat).
  7. Günter Ebert (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 10, Ergänzungsband. Eugen Ulmer, Stuttgart 2005, ISBN 3-8001-4383-6.
  8. Detlev Henschel: Essbare Wildbeeren und Pflanzen. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2002, ISBN 3-440-09154-6, S. 24.
  9. Walter Erhardt et al.: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7. S. 1732.
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