Weltenburger Enge

IUCN-Kategorie IV – Habitat/Species Management Area

Weltenburger Enge nahe Kloster Weltenburg

Lage Kelheim, Niederbayern, Bayern, Deutschland
Fläche 5,6 km²
Kennung NSG200.002 (NSG-00089.01)
Natura-2000-ID DE7136301
Geographische Lage 48° 54′ N, 11° 50′ O
Einrichtungsdatum 11. Mai 1970

Der Donaudurchbruch bei Weltenburg ist eine Engstelle des Donautals im niederbayerischen Landkreis Kelheim, die als Naturschutzgebiet und Geotop anerkannt ist. Der in der südlichen Frankenalb gelegene Talabschnitt wird offiziell Weltenburger Enge genannt. Dieser Talabschnitt wurde am 13. Februar 2020 als Nationales Naturmonument ausgewiesen.

Lage

Die Weltenburger Enge liegt am niederbayerischen Abschnitt der Donau zwischen Kelheim und dem Kloster Weltenburg. Die Ausdehnung des Naturschutzgebiets beträgt etwa 560 Hektar, ist 5,5 Kilometer lang und etwa 400 Meter breit.

Beschreibung

Das Gebiet ist ein ausgewiesenes Naturschutzgebiet und trägt die Katasternummer NSG200.002. Es wurde bereits 1840 unter Ludwig I. als Naturdenkmal ausgewiesen. Das Naturschutzgebiet, das seit 1938 besteht, wurde am 5. März 1978 mit dem Europadiplom ausgezeichnet. Ergänzend ist es Bestandteil des Netzwerkes Natura 2000 und Teil des Schutzgebietes DE7136301, Weltenburger Enge und Hirschberg und Altmühlleiten. Der Talabschnitt Weltenburger Enge wurde am 13. Februar 2020 als Nationales Naturmonument ausgewiesen.

Zusätzlich wird das Areal auch als Geotop 273R005 geführt. Im Jahr 2002 wurde die Weltenburger Enge vom Bayerischen Umweltministerium mit dem offiziellen Gütesiegel „Bayerns schönste Geotope“ ausgezeichnet. Im Jahr 2006 erfolgte die Aufnahme des Donau-Durchbruchtals in die Liste der 77 ausgezeichneten Nationalen Geotope Deutschlands.

„Zentraler Höhepunkt“ der Weltenburger Enge, Panoramablick vom Nordufer, 2013

Geologisch gehört die Weltenburger Enge zum Oberjura (Kalkstein), also der fossilreichsten Formation Deutschlands, die vor etwa 150 Millionen Jahren abgelagert wurde, als das Gebiet noch ein flaches Meer war.

Das Durchbruchstal wird von bis zu 80 m hohen Felswänden begrenzt, in denen zahlreiche kleinere Höhlen liegen. Zwischen der sogenannten Stillen und der Langen Wand verengt sich der Strom bis auf 110 Meter und erreicht eine Wassertiefe von 20 m. Die Kalkstein-Formationen tragen phantasiereiche Namen wie Die drei feindlichen Brüder, Räuberfelsen, Kuchelfelsen, Versteinerte Jungfrau, Bayerischer Löwe, Bischofsmütze, Zwei Sich-Küssende, Römerfelsen, Peter und Paul, Bienenhaus (ein Stein mit Höhlungen wie Bienenwaben), Napoleons Reisekoffer (den er nach einer Sage beim Rückzug vergessen haben soll).

Im Gegensatz zu der enormen Wassertiefe an der Stelle des eigentlichen Durchbruchs befindet sich etwa auf halber Strecke zwischen Kelheim und Weltenburg ein wenig auffälliger Bereich, die sogenannte Wipfelsfurt. Hier ist die seichteste Stelle der Donau zwischen Ingolstadt und Regensburg. Das Gebiet entstand möglicherweise als Folge eines Meteoriteneinschlags beim Ries-Ereignis vor 15 Millionen Jahren.

Durch das Tal führt keine Straße, in der Sommersaison wird es regelmäßig von Ausflugsschiffen durchfahren. Wegen Gefährdung von Fauna und Flora sind (Stand März 2023) drei Klagen von Verbänden gegen verschiedene Aspekte der Befahrung anhängig.

Entstehung

Die Bezeichnung „Donaudurchbruch“ für die Weltenburger Enge trifft geologisch gesehen nicht zu, da das Tal bereits im Eiszeitalter von mehreren Donaunebenflüssen, dem sogenannten Urlech, größtenteils ausgeräumt wurde. Diese hatten sich im Wege der rückschreitenden Erosion bergwärts vorgearbeitet und schufen vor rund 80.000 Jahren das heutige Bett der Donau.

Das ursprüngliche Tal der Donau war das heutige untere Altmühltal. Erst seit der vorletzten Kaltzeit, der Riß-Kaltzeit, änderte die ursprünglich weiter nördlich entlang der Linie Wellheim Dollnstein Eichstätt Beilngries Riedenburg fließende Urdonau („Altmühldonau“) ihren Lauf und nutzte nunmehr die Rinne der schon bestehenden Weltenburger Enge; die Donau ist also hier nicht selbst durchgebrochen, im Gegensatz zum Donaudurchbruch bei Beuron nahe Sigmaringen in Baden-Württemberg.

Bei der Untersuchung der Schotterterrassen stellte man fest, dass die Donau hier nur die untersten 10–15 m ausschürfte, während die kleineren Nebenflüsse vorher schon ein Tal von 180 m Tiefe eingegraben hatten.

Sehenswürdigkeiten der Umgebung

Durch das Gebiet führen neben bekannten Fernwanderwegen wie dem Jakobsweg, dem Jurasteig und Altmühltal-Panoramaweg auch zahlreiche lokale Wanderwege von Kelheim zum Kloster Weltenburg. Stromabwärts vor Kelheim befindet sich das Klösterl, ein auf eine Einsiedelei von 1450 zurückgehendes ehemaliges Kloster, dessen 1603 neu erbaute Höhlenkirche mit natürlichem Felsdach im Inneren eine Besonderheit unter den europäischen Felsenkirchen darstellt. Seine Fresken sind stark beschädigt. Südwestlich der Abtei Weltenburg liegen die Reste des Römerkastells Abusina in Eining, das den am gegenüberliegenden Ufer endenden Obergermanisch-Raetischen Limes sicherte.

Nordöstlich des Durchbruchs erhebt sich auf dem Michelsberg die Befreiungshalle.

Bildergalerie

Siehe auch

Commons: Naturschutzgebiet Weltenburger Enge – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bayerisches Staatsministerium Umwelt und Gesundheit, NSG200.002 Naturschutzgebiet Weltenburger Enge (Memento des Originals vom 7. August 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (Abgerufen am 9. Juli 2013)
  2. Natura 2000: DE6534371, Weltenburger Enge und Hirschberg und Altmühlleiten (Abgerufen am 9. Juli 2013)
  3. Weltenburger Enge wird erstes Nationale Naturmonument in Bayern. In: idowa.de. 12. Februar 2020, abgerufen am 13. Februar 2020.
  4. Bayerisches Landesamt für Umwelt, Geotop Weltenburger Enge (Abgerufen am 9. Juli 2013; PDF; 188 kB)
  5. Bayerisches Landesamt für Umwelt: Bettg'schichten - Weltenburger Enge. In: Hundert Meisterwerke - Die schönsten Geotope Bayerns, Augsburg 2012, ISBN 978-3-936385-89-2, S. 230f.
  6. Ulrich Lagally: Piratenstück eines Flusses - Die Weltenburger Enge bei Kelheim im Donautal. In: Ernst-Rüdiger Look, Ludger Feldmann (Hrsg.): Faszination Geologie. Die bedeutende Geotope Deutschlands, E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 2006, ISBN 3-510-65219-3, S. 159f.
  7. Martin Rutrecht: Klagen gegen Kelheims Schifffahrt: Heuer noch keine Entscheidung. In: mittelbayerische.de. 10. März 2023, abgerufen am 10. März 2023.
  8. https://www.donaudurchbruch.org/entstehung_geologie.html
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