Marktgemeinde
Wilfersdorf
WappenÖsterreichkarte
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Niederösterreich
Politischer Bezirk: Mistelbach
Kfz-Kennzeichen: MI
Fläche: 30,47 km²
Koordinaten: 48° 35′ N, 16° 39′ O
Höhe: 190 m ü. A.
Einwohner: 2.084 (1. Jän. 2023)
Bevölkerungsdichte: 68 Einw. pro km²
Postleitzahl: 2193
Vorwahl: 02573
Gemeindekennziffer: 3 16 54
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Marktplatz 16
2193 Wilfersdorf
Website: www.wilfersdorf.gv.at
Politik
Bürgermeister: Josef Tatzber (ÖVP)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2020)
(21 Mitglieder)
Insgesamt 21 Sitze
Lage von Wilfersdorf im Bezirk Mistelbach
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap

Marktplatz mit Blick Richtung Norden und der Pfarrkirche im Hintergrund
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria

Wilfersdorf ist eine Marktgemeinde mit 2084 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2023) im Bezirk Mistelbach in Niederösterreich.

Geografie

Wilfersdorf liegt im Weinviertel im nördlichen Niederösterreich an der Brünner Straße, einer alten Straßen- und Postverbindung zwischen Wien und Brünn. Die Fläche der Marktgemeinde umfasst 30,45 km², wovon 2,23 Prozent bewaldet sind.

Gemeindegliederung

Das Gemeindegebiet umfasst vier Ortschaften, die zugleich Katastralgemeinden sind (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2023):

Am 1. Jänner 1967 erfolgte die Eingemeindung von Hobersdorf nach Wilfersdorf, am 1. Jänner 1971 die Eingemeindung von Bullendorf und Ebersdorf an der Zaya.

Nachbargemeinden

Eibesthal Erdberg Bullendorf
Mistelbach Maustrenk
Ebendorf Hobersdorf Kettlasbrunn

Geschichte

Auf dem Gemeindegebiet wurde eine Besiedlung in der frühen Bronzezeit und in der Römerzeit (2. bis 4. Jahrhundert n. Chr.) nachgewiesen. Die erste urkundliche Erwähnung von Wilfersdorf ist aus dem 12. Jahrhundert überliefert, als das Dorf im Besitz der Maissauer war. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts ging die Herrschaft auf die Kuenringer über. 1371 werden urkundlich wieder die Maissauer genannt, 1436 das Haus Liechtenstein. Das Marktrecht von Wulfenstorf wurde erstmals in einem Urbar von 1514 genannt.

1705 wurde der Ort durch einen Einfall der Kuruzzen in Mitleidenschaft gezogen.

1884 gründeten 34 Männer die Freiwillige Feuerwehr Wilfersdorf.

In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs war die Gemeinde Wilfersdorf Schauplatz heftiger Kämpfe zwischen Truppen der Wehrmacht und der Roten Armee. Am 15. April 1945 wurde Wilfersdorf aus der Luft angegriffen, wobei mehrere Gebäude zerstört wurden. Im Zuge der Bodenkämpfe gelang es einer kleinen deutschen Panzereinheit drei Mal, die Sowjets über die Zaya zurückzuwerfen. In weiterer Folge stand der Ort drei Tage lang unter Artilleriebeschuss, wobei 35 % des Gebäudebestandes zerstört und zwei Zivilisten getötet wurden. Am 19. April 1945 marschierte die Rote Armee in Wilfersdorf ein. In Hobersdorf fielen bei Kampfhandlungen zwischen 17. und 19. April insgesamt 27 deutsche Soldaten, 11 Gebäude wurden durch Brand zerstört. In Bullendorf fielen bei Infanteriegefechten 25 Soldaten der Waffen-SS, sechs Rotarmisten und drei Zivilpersonen. Am 20. April besetzten die sowjetischen Soldaten Bullendorf. Es kam zu Plünderungen, schweren Übergriffen und Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung. Vergewaltigungen sind über einen Zeitraum von fast einem halben Jahr nach Einmarsch der Sowjets in Bullendorf bezeugt. Männer, welche die Verstecke von Frauen nicht verraten wollten, wurden erschossen. Durch die schlechte Versorgungslage brach der Typhus aus und forderte weitere Todesopfer. Erst im Herbst 1945 begann sich die Lage zu normalisieren.

Im August 2016 wurden beim Bau der Nord Autobahn (A5) bei Bullendorf zwei mit 2,5 m Länge ungewöhnlich lange Stoßzähne und Wirbelknochen eines Ur-Mammuts geborgen. Die Fossilien werden auf eine Million Jahre alt geschätzt.

Einwohnerentwicklung

Nach dem Ergebnis der Volkszählung 2001 gab es 2.037 Einwohner. 1991 hatte die Marktgemeinde 1.829 Einwohner, 1981 hatte sie 1.906 Einwohner und im Jahr 1971 2.086 Einwohner.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

BW
  • Schloss Wilfersdorf: Das Schloss ist das Stammhaus des Hauses Liechtenstein und seit 1436 in ihrem durchgehenden Besitz. Es beherbergt eine Dauerausstellung zur Geschichte der Familie Liechtenstein – von Hugo von Liechtenstein (Mitte des 12. Jhdts.) bis zu Hans-Adam II., dem regierenden Fürsten von und zu Liechtenstein – einem Spiegelbild österreichischer und europäischer Geschichte.
  • Heimatmuseum Wilfersdorf: In einem Seitentrakt vom Schloss Wilfersdorf.
  • Katholische Pfarrkirche Bullendorf Maria Königin
  • Katholische Pfarrkirche Wilfersdorf hl. Nikolaus

Sport

Der FC Wilfersdorf wurde 1950 gegründet. Der Verein spielte in der Saison 2018/2019 in der 2. Klasse Weinviertel Nord. Der größte Erfolg gelang 1996/97 mit dem Meistertitel in der Unterliga. Sonstige Meistertitel: 1952/53 Meister in der 2. Klasse Erdölgebiet, 1983/84 und 1989/90 Meister in der 2. Klasse Zayatal.

Wirtschaft und Infrastruktur

Im Jahr 2001 gab es 72 nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten. Bei der Erhebung von 1999 gab es zudem 84 land- und forstwirtschaftliche Betriebe. Die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort lag nach der Volkszählung 2001 bei 986. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 50,07 Prozent.

Öffentliche Einrichtungen

In Wilfersdorf befinden sich zwei Kindergärten und eine Volksschule.

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat hat 21 Mitglieder.

Bürgermeister

  • Oktober 2000 bis April 2012: Anton Döltl (ÖVP)
  • seit 2012: Josef Tatzber (ÖVP)

Wappen

Blasonierung: „In Gold ein roter Schräglinksbalken, belegt mit einem schreitenden silbernen Wolf.“

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

Literatur

  • Franz Xaver Schweickhardt: Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens, durch umfassende Beschreibung aller Burgen, Schlösser, Herrschaften, Städte, Märkte, Dörfer, Rotten etc. etc., topographisch-statistisch-genealogisch-historisch bearbeitet und nach den bestehenden vier Kreis-Vierteln [alphabetisch] gereiht. [Teil:] Viertel unterm Manhartsberg. 7 von 34 Bänden. 7. Band: Sebarn bis Zwingendorf. Mechitaristen, Wien 1835, S. 216 (WilfersdorfInternet Archive; mit einem Nachtrag zum 6. Band: Schloßhof; c) Sebarn).
Commons: Wilfersdorf (Lower Austria) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2023 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2023), (ODS, 500 KB)
  2. Gemeindeänderungen ab 1945. Statistik Austria, S. 15. In: Änderungen in der Verwaltungsgliederung. Statistik Austria (ZIP, 1,3  MB; Inhalt PDF); abgerufen am 8. Juni 2022
  3. Gemeindeänderungen ab 1945. Statistik Austria, S. 42. In: Änderungen in der Verwaltungsgliederung. Statistik Austria (ZIP, 1,3  MB; Inhalt PDF); abgerufen am 8. Juni 2022
  4. 1 2 DEHIO Niederösterreich nördlich der Donau. Berger, Wien 2010, ISBN 978-3-85028-395-3, S. 1289.
  5. Eigenverlag (Hrsg.): 1514-2014 - 500 Jahre Marktrecht Wilfersdorf. 7 - Schriftenreihe Museum Wilfersdorf. Eigenverlag, Wilfersdorf 2014.
  6. Chronik FF-Wilfersdorf. FF-Wilfersdorf, abgerufen am 18. April 2022.
  7. Heeresgeschichtliches Museum/Militärhistorisches Institut (HGM/MHI), Militärgeschichtliche Forschungsabteilung (MilFoA), Studiensammlung, Bestand 1945, Schachtel 5, Fasz. 45/9, Gemeindeberichte Niederösterreich, Bezirk Mistelbach
  8. Ur-Mammut auf A5-Baustelle entdeckt. In: noe.orf.at. 29. August 2016, abgerufen am 17. Februar 2019.
  9. Schulen & Kindergärten. In: wilfersdorf.gv.at. Abgerufen am 7. Oktober 2020.
  10. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 1995 in Wilfersdorf. Amt der NÖ Landesregierung, 30. März 2000, abgerufen am 20. März 2020.
  11. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2000 in Wilfersdorf. Amt der NÖ Landesregierung, 4. Februar 2005, abgerufen am 20. März 2020.
  12. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2005 in Wilfersdorf. Amt der NÖ Landesregierung, 4. März 2005, abgerufen am 20. März 2020.
  13. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2010 in Wilfersdorf. Amt der NÖ Landesregierung, 8. Oktober 2010, abgerufen am 20. März 2020.
  14. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2015 in Wilfersdorf. Amt der NÖ Landesregierung, 1. Dezember 2015, abgerufen am 20. März 2020.
  15. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2020 in Wilfersdorf. Amt der NÖ Landesregierung, 26. Januar 2020, abgerufen am 20. März 2020.
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