Willem Linnig der Jüngere (* 28. August 1842 in Antwerpen; † 3. September 1890 ebenda) war ein belgischer Porträt- und Genremaler sowie Radierer. Außerdem gehörte die Historienmalerei zu seinem Œuvre.

Leben

Willem Linnig d. J. war zunächst Schüler seines Vaters Willem Linnig dem Älteren und ging dann 17-jährig für 1½ Jahre zu Jan Antoon Verschaeren (1803–1863) an die Antwerpener Akademie, die Koninklijke Academie voor Schone Kunsten. Später folgte er für weitere Studien seinem Vater nach Weimar, der dort bis 1883 als Professor an der Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule tätig war.

Von 1876 bis 1882 hatte Linnig ebenfalls eine Professur an der Weimarer Kunstschule. Zu seinen Schülern gehörten unter anderem Hermann Schlittgen, Paul Baum und Leopold von Kalckreuth. Zurück in Antwerpen im Jahre 1882, widmete er sich hauptsächlich historischen Szenen. Willem Linnig starb kurz nach Vollendung seines 48. Lebensjahres, er wurde auf dem Antwerpener Friedhof Schoonselhof bestattet.

Werk

Eine wichtige Phase in Linnigs Schaffen bilden drei Werke, die Szenen aus Martin Luthers Leben darstellen. Deren Auftraggeber war der Großherzog Carl-Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach. Es entstanden 18 große Bilder, in denen Szenen aus Luthers Leben von der Schulzeit bis zum Tod dargestellt wurden. Die Bilder wurden ab 1869 innerhalb von 13 Jahren durch Maler der Weimarer Kunstschule geschaffen: Neben Linnig durch den Deutschen Paul Thumann (5) sowie die Belgier Ferdinand Pauwels (7) und Alexander Struys (3). Die Gemälde waren bestimmt für die so genannten Reformationszimmer auf der Wartburg.

Familie

Willem Linnig entstammte einer Antwerpener Künstlerdynastie des 19ten Jahrhunderts. Neben seinem Vater waren auch seine Onkel und seine Brüder künstlerisch tätig. Schon der Großvater war Maler gewesen, auch die Töchter seines Bruders Benjamin wurden als Malerinnen aktiv.

  • Peter Joseph Linnig (1777–1836), Großvater – Möbeltischler
    • Jan Theodor Joseph Linnig (1815–1891), Onkel – Marine- und Landschaftsmaler, Radierer, Kupferstecher
    • Willem Linnig der Ältere (1819–1885), Vater – Historien- und Genremaler, Radierer
      • Willem Linnig der Jüngere
      • Égide Linnig der Jüngere (1844–1908), Bruder – Maler
      • Benjamin (Ben) Linnig (1860–1929), Bruder – Fotograf und Radierer (ex-libris)
        • Zoë Linnig, Nichte – Malerin
        • Diane Linnig, Nichte – Malerin
    • Égide (Egidius) Linnig (1821–1860), Onkel – Marine- und Landschaftsmaler, Radierer

Werke (Auswahl)

  • 1866 Antwerpsche Volksbruiloft.
  • 1875 Porträt Willem Linnig des Älteren in seinem Atelier
  • 1875 De Kosten van het Gelag.
  • 1876 Die Wiedertäufer.
  • 1876 Versöhnung der Grafen von Mansfeld.
  • 1877 Die Zigeunerin. und Der alte Instrumentenmacher. (Kunstausstellung der Kgl. Akademie der Künste, Berlin)
  • 1879 Luthers Besuch bei den Pestkranken (Wartburg).
  • 1880 Luthers Predigt gegen den Ablaßhandel (Wartburg).
  • 1880 Luthers Trauung mit Katharina von Bora (Wartburg).
  • 1880 Karlstadt und die Bilderstürmer.
  • 1880 De Krabbe.
  • 1861 Zwei Zecher. (Two Drinkers), Radierung
  • 1881 Porträt Friedrich Prellers, Radierung
  • 1882 Kopf eines Zigeuners, Radierung
  • 1883 Porträt des Komponisten Franz Liszt, Radierung

Literatur

  • Paul André: Le Peintre Willem Linnig, Junior & catalogue de l'oeuvre complète de l'artiste par Ben. Linnig. Éditions de la Belgique artistique & littéraire, Brüssel 1907 (französisch, archive.org)
  • Linnig, Willem, der Sohn. In: Friedrich von Boetticher: Malerwerke des 19. Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte. Band 1/2, Bogen 31–61: Heideck–Mayer, Louis. Fr. v. Boetticher’s Verlag, Dresden 1895, S. 884 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Linnig, Willem d. J. In: H. A. Müller, H. W. Singer: Allgemeines Künstler-Lexikon. Band 3, Rütten & Loening, Frankfurt/M. 1921, S. 15, (archive.org).
  • Linnig, Willem Junior. In: Dictionnaire des peintres belges. (französisch, Digitalisat)
  • Linnig, Willem junior. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 23: Leitenstorfer–Mander. E. A. Seemann, Leipzig 1929, S. 256.
  • Walther Scheidig: Die Geschichte der Weimarer Malerschule 1860–1900. Seemann, Leipzig 1991, ISBN 3-363-00538-5.
  • Jutta Krauß (Hrsg.), Grit Jacobs: Luthers Bilderbiografie: die einstigen Reformationszimmer der Wartburg. Schnell & Steiner, Regensburg 2012, ISBN 978-3-7954-2647-7.
Commons: Willem Linnig Junior – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Grabstelle der Familie Linnig auf schoonselhof.be (niederländisch)
  2. 1 2 3 4 5 6 Abbildungen bei Bildindex.de
  3. Heinz Stade: Ausstellung auf Wartburg zeigt Facetten der Reformation: 'Luthers Bilderbiografie – die einstigen Reformationszimmer'. Thüringer Allgemeine, 16. Mai 2012, abgerufen am 24. August 2015.
  4. 1 2 3 Abbildungen In: Pol de Mont: De schilderkunst in België van 1830 tot 1921. Martinus Nijhoff, 's Gravenhague 1921, Tafel 71–73
  5. Linnig, Willem Junior: Portret van Willem Linnig Senior in zijn atelier. Europeana, abgerufen am 20. August 2015.
  6. Abbildung bei archive.org
  7. 1 2 Abbildungen bei akg-images.de
  8. Abbildung Philadelphia Museum of Art
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