Winfried Albiez (* 12. Mai 1938 in Stuttgart; † 27. Oktober 1984 in Lindau (Bodensee)) war ein deutscher Orgelbauer.

Leben und Wirken

Winfried Albiez stammte aus einer traditionsreichen Orgelbauerfamilie. Er wurde Schüler der Orgelbaufirma Walcker; darüber hinaus arbeitete er bei den Firmen Rieger (Schwarzach/Vorarlberg) und bei der niederländischen Orgelbaufirma Verschueren in Heythuysen (Provinz Limburg). Nach seiner Meisterprüfung im Jahr 1969 machte er sich in Lindau selbständig. Innerhalb von 15 Jahren erreichte die Werkstatt mit etwa 18 Mitarbeitern im deutschen Orgelbau der 1970er Jahre einen qualifizierten Platz. Aus dieser Werkstatt stammen über 60 Orgeln, vor allem für katholische Kirchen in Süddeutschland. Zu den Eigenarten seiner Instrumente zählen das Koppelmanual, die «atmende Windversorgung» und eine Klang- und Prospektgestaltung, die den damaligen Zeitgeschmack treffend zum Ausdruck brachte. Albiez entwickelte das Konzept einer «Modell-Orgel» in 5 Grundtypen, das durch verschiedenartige Kombination vorkonstruierter Module ermöglichte, Instrumente mit 10 bis 20 Registern zu einem deutlich reduzierten Preis anzubieten. Nach dem Freitod des Inhabers stand die Firma vor der Auflösung und wurde 1985 von Orgelbau Vleugels übernommen.

Seine Tochter heiratete den Orgelbauer Alfons Zeilhuber und arbeitet seither in dessen Firma.

Werkliste (Auszug)

JahrOpusOrtGebäudeBildManualeRegisterBemerkungen
1970 1 Starzach-Wachendorf St. Petrus und Paulus II/P 10 erbaut als Übungsorgel für die Katholische Hochschule für Kirchenmusik Rottenburg.
Orgel
1971 2 Rottenburg am Neckar-Ergenzingen Krönungskirche auf der Liebfrauenhöhe II/P 25 Orgel
1972 Augsburg Ulrichskirche II/P 7 Orgel
1972 Fridingen St. Martinus II/P 25 Orgel
1972 Nürtingen St. Johannes II/P 27 Orgel
1973 10 Lindau-Aeschach Christuskirche II/P 23 Orgel

Orgel

1973 Lindau-Reutin Pfarrkirche St. Verena II/P 19 Orgel
1974 Pfullendorf St. Jakob III/P 30 Orgel
1974 12 Krauchenwies St. Laurentius II/P 25 Orgel
1974 13 Freiberg am Neckar St. Maria, Königin des Friedens III/P 27 mit Koppelmanual → Orgel
1975 14 Wil SG Frauenkloster St. Katharina II/P 18 Orgel
1975 15 Untermarchtal Klosterkirche St. Vinzenz III/P 41 Orgel
1975 16 Aalen Salvatorkirche III/P 43 Orgel
1975 Bischofszell Stiftskirche St. Pelagius II/P 30 Orgel
1976 20 Rottenburg am Neckar St. Moriz III/P 47 Orgel
1976 21 Berg St. Peter und Paul II/P 24 Orgel
1976 22 Munderkingen St. Dionysius III/P 38 Orgel
1976 Donauwörth-Parkstadt Christi Himmelfahrt II/P 24 Orgel
1977 25 Krefeld St. Martin II/P 16 Typ „Modell-Orgel“ → Orgel
1977 Utsunomija (Japan) kath. Kirche II/P 24
1978 36 Langenargen St. Martin III/P 47 Orgel
1978 Lindau-Reutin St. Josef III/P 33 Orgel
1978 Mönchengladbach-Hardt St. Nikolaus II/P 20 Orgel
1979 39 Kempen Propsteikirche St. Marien III/P 44 Orgel
1979 Benzingen St. Peter und Paul II/P 20 Orgel
1979 40 Bodolz-Ebnet St. Johannes der Täufer II/P 24 Orgel
1980 Berlin-Spandau St. Maximilian Kolbe III/P 25 Orgel
1980 44 Freising Dom III/P 52 Daniel-Hayl (II)-Orgel von 1624 im Freisinger Dom, Figurenschmuck von Philipp Dirr
Orgel
1981 46 Düsseldorf-Golzheim Robert-Schumann-Hochschule III/P 30 Orgel
1981 Mannheim-Waldhof St. Franziskus III/P 33 Orgel
1981 47 Stuttgart St. Georg III/P 44 Orgel
1982 50 Stuttgart Domkirche St. Eberhard, Hauptorgel III/P 56 Orgel
1983 52 Bobingen St. Felizitas II/P 26 Orgel
1983 54 Frankfurt-Niederrad Mutter zum Guten Rat III/P 52 Orgel
1983 55 Nonnenhorn St. Christophorus II/P 17 Orgel
1983 56 Sigmaringen Stadtkirche II/P 22 Orgel
1983 57 Stuttgart-Vaihingen Christus König II/P 10 stand zuvor als Interimsorgel in St. Martin Wangen im Allgäu; Typ „Modell-Orgel“ → Orgel
1984 59 München-Schwabing St. Ursula III/P 45 Orgel
1985 61 Erlenbach am Main St. Peter und Paul III/P 43 nach dem Tod von Winfried Albiez fertiggestellt durch Otmar Schimmelpfennig → Orgel
1986 Karlsruhe-Rüppurr Christkönigskirche II/P 35 nach dem Tod von Winfried Albiez fertiggestellt durch Orgelbau VleugelsOrgel

Literatur

  • Georg Brenninger: Orgeln in Altbayern. Bruckmann, München 1982, ISBN 3-7654-1859-5.
  • Hermann Fischer, Theodor Wohnhaas: Lexikon süddeutscher Orgelbauer. Florian Noetzel Verlag, Heinrichshofen-Bücher, Wilhelmshaven 1994, ISBN 3-7959-0598-2.
  • Hermann J. Busch und Matthias Geuting (Hrsg.): Lexikon der Orgel. Laaber, Laaber, 2007, ISBN 978-3-89007-508-2.
Commons: Winfried Albiez – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Modell-Orgel von Winfried Albiez (über Internet Archive). In: mitglied.multimania.de/albiezorgel. 17. Oktober 2012, archiviert vom Original am 17. Oktober 2012; abgerufen am 16. März 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. Einblick. Abgerufen am 5. Dezember 2021.
  3. Sven Dartsch: Orgeln der evangelischen Kirche in Lindau. Abgerufen am 6. Mai 2021.
  4. unbekannt: Festschrift 125 Jahre St. Verena, Lindau-Reutin. Hrsg.: Ev. Kirchengemeinde St. Verena, Lindau Reutin.
  5. Lindau (Bodensee) / Reutin – St. Verena – Orgel Verzeichnis – Orgelarchiv Schmidt. (deutsch).
  6. St. Vinzent, Mutterhauskirche, Untermarchtal, Albiez-Orgel - mit Klangbeispiel. In: ulmer-orgeln.de. Abgerufen am 16. März 2021.
  7. Munderkingen St. Dionys ALBIEZ-Orgel. In: ulmer-orgeln.de. Abgerufen am 17. März 2021.
  8. Kirchenmusik in Stuttgart: Orgel. In: kirchenmusik-in-stuttgart.de. Abgerufen am 16. März 2021.
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