Klassifikation nach ICD-10
Q80.1 X-chromosomal-rezessive Ichthyosis
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Die X-chromosomale Ichthyose ist eine zu den Verhornungsstörungen gehörende Genodermatose und gilt als zweithäufigste Form einer Ichthyose mit dem Hauptmerkmal Hyperkeratose.

Synonyme sind: Steroidsulfatase-Mangel; Rezessive Ichthyosis vulgaris; geschlechtsgebundene Ichthyosis vulgaris; Ichthyosis vulgaris, Typ Wells-Kerr; Wells-Kerr-Ichthyosis; Ichthyosis sauroderma; xerodermia; Ichthyosis serpentina; englisch X-linked ichthyosis; XLI

Die Erstbeschreibung stammt aus dem Jahre 1928 von K. Csorsz.

Die Namensbezeichnung bezieht sich auf die Autoren einer Veröffentlichung aus dem Jahre 1965 durch R. S. Wells und C. B. Kerr.

Verbreitung

Die Häufigkeit wird mit 1–5 zu 10.000 angegeben, die Vererbung erfolgt X-chromosomal-rezessiv.

Bezogen auf die fast ausschließlich betroffenen Knaben liegt die Häufigkeit bei 1 zu 2.000-4.000.

Ursache

Der Erkrankung liegen Mutationen oder wesentlich häufiger Deletionen im STS-Gen auf dem X-Chromosom Genort p22.31 zugrunde, welches für die Steroid-Sulfatase kodiert, die an der Regulation der Permeabilitätsschranke und der Desquamation der Haut beteiligt ist.

Es gibt auch Formen ohne Steroid-Sulfatasemangel.

Deletionen an dieser Stelle finden sich auch beim Mikrodeletionssyndrom Xp22.3.

Im Rahmen von Syndromen

Eine Kombination mit weiteren nicht die Haut betreffenden Symptomen wird als syndromale Form bezeichnet und findet sich bei:

Klinische Erscheinungen

Klinische Kriterien sind:

  • Krankheitsbeginn schon in den ersten Lebenstagen
  • nicht gerötete, lockere Hautschuppen, später schmerzhaft, am Stamm, den Extremitäten und am Hals bevorzugt
  • Hautfalten, Handflächen und Fußsohlen ausgespart
  • Abnehmende Schuppenbildung mit dem Alter

Hinzu können Maldescensus testis, Hornhauttrübungen, eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung kommen.

Diagnose

Eine Diagnose ist bereits im Mutterleib möglich, weil der Östriolspiegel bei der Mutter vermindert ist. Nach der Geburt kann durch Serumprotein-Elektrophorese, Messung der SPS-Aktivität in Fibroblasten oder Leukozyten die Diagnose bestätigt werden.

Differentialdiagnose

Abzugrenzen sind:

Geschichte

Ein Jahr nach der Erstbeschreibung publizierte H. Orel über die Vererbung der angeborenen Ichthyosen.

Literatur

  • M. Schmuth, V. Martinz, A. R. Janecke, C. Fauth, A. Schossig, J. Zschocke, R. Gruber: Inherited ichthyoses/generalized Mendelian disorders of cornification. In: European journal of human genetics : EJHG. Bd. 21, Nr. 2, Februar 2013, S. 123–133, doi:10.1038/ejhg.2012.121, PMID 22739337, PMC 3548255 (freier Volltext) (Review).

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 5 Ichthyose, X-chromosomal-rezessive. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  2. Enzyklopädie-Dermatologie
  3. K. Csorsz: Ichthyosis (X-linked). In: Monatsschrift Unfallheilkunde Medizin Bd. 2, S. 180, 1928
  4. R. S. Wells, C. B. Kerr: Genetic classification of ichthyosis. In: Archives of dermatology. Bd. 92, Nr. 1, Juli 1965, S. 1–6, PMID 11850936 (Review).
  5. Ichthyosis, X-linked. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
  6. ICHTHYOSIS, X-LINKED, WITHOUT STEROID SULFATASE DEFICIENCY. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
  7. Mikrodeletionssyndrom Xp22.3. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  8. Ichthyose, syndromale X-chromosomale. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  9. H. Orel: Die Vererbung der Ichthyosis congenita und der Ichthyosis vulgaris. In: Zeitschrift für Kinderheilkunde Bd. 47, 1929, S. M312-340

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