Yngvi (auch Ingwë bzw. Ingwio) ist der Name des mythischen Stammvaters einer Gruppe nordsee-germanischer Stämme, der Ingwäonen, sowie nach Snorri Sturluson ein Beiname des nordgermanischen Gottes Freyr.
Quellen
Die Bezeichnung des Stammesverbands findet sich zuerst bei Plinius als Ingvaeones und bei Tacitus als Ingaevones, hier mit dem Verweis darauf, dass der Verband nach dem Namen des Stammvaters benannt ist. Der Name Yngvi erscheint erstmals im 10. Kapitel der Ynglinga saga, wo er als Ahnherr der schwedischen Könige aufgeführt wird. Im 11. Kapitel wird er als Vater Fjölnirs genannt und trägt den Namen Yngvi-Freyr.
Das altenglische Runengedicht belegt einen Helden Ing im östlichen Dänemark:
- Ing wæs ærest mid Eástdenum
- gesewen secgum, oð he síððan eást
- ofer wæg gewát. wæn æfter ran.
- þus Heardingas þone hæle nemdon.
- Ing wurde zuerst unter den Ost-Dänen
- gesehen, bis er nach Osten zog
- über das Meer. Sein Wagen zog ihm nach.
- So nannten die Herdinger ihren Helden.
Diesen Wagen hat Ingwio mit dem Gott des Wachstums Freyr gemeinsam, was auch als ein weiterer Anhaltspunkt genannt wird, dass beide identisch sind.
Geschichte
Jacob Grimm hielt Ing (als „Yngvi“) für den skandinavischen Stammesgott, der auch als Stammvater des Adelshauses der schwedischen Ynglinger genannt wird.
Nachwirkung
Entgegen weit verbreiteter Angaben in Vornamen-Verzeichnissen und Wikipedia-Artikeln sind im germanischen Kulturraum keinerlei von Götternamen abgeleitete Personennamen belegt. Die zahlreichen auf Yngvi basierenden Vornamen leiten sich nach aktuellem Wissensstand vom Verband der Ingaevonen ab, darunter Ingo, Inge, Inga, Ingi, Ingolf, Ingrid, Ingvar, Ingold (Namenspate für Ingolstadt), Ingmar, Ingbert oder als Ableitung der russische Name Igor.
Ingwaz, der Name der 22. Rune des älteren Futhark, bedeutet ebenfalls Yngvi. Eine allgemein akzeptierte etymologische Herleitung des Namens ist bislang nicht gelungen.
Literatur
- Bernhard Maier: Ing-Yngvi. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Band 15, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2000, ISBN 3-11-016649-6, S. 417 f.
Einzelnachweise
- ↑ "Ing" in: Schriften zur Runologie und Sprachwissenschaft. Bearbeitet von Klaus Düwel, Michael Job and Astrid van Nahl. Berlin, Boston, De Gruyter 2013, Ss. 196–217.
- ↑ "Günther Neumann: "Ingwäonen" in: Germanische Altertumskunde Online. Bearbeitet von Sebastian Brather, Wilhelm Heizmann and Steffen Patzold. Berlin, New York: De Gruyter, 2010.