Die Zoologische Station Neapel, italienisch Stazione Zoologica Anton Dohrn, ist ein biologisches Forschungsinstitut mit Sitz in der italienischen Stadt Neapel und zählt zu den ältesten durchgehend bestehenden biowissenschaftlichen Forschungseinrichtungen der Welt. Sie wurde im März 1872 durch den deutschen Zoologen Anton Dohrn gegründet, der von der Stadt Neapel unentgeltlich ein entsprechendes Stück Land erhielt und die Errichtung der Station aus seinen privaten Mitteln sowie durch Anleihen in seinem Bekanntenkreis finanzierte. Dohrn öffnete die Station für Wissenschaftler im September 1873 und für die Öffentlichkeit im Januar 1874.

Die Forschungsaktivitäten an der Zoologischen Station Neapel sind grundlagenorientiert und interdisziplinär ausgerichtet und betreffen schwerpunktmäßig vor allem Fragestellungen aus den Bereichen Meeresbiologie, Tierphysiologie und Evolutionsbiologie, Zell- und Entwicklungsbiologie sowie Ökologie. Ausschlaggebend sind dabei die Interessen und Projekte der an der Station tätigen Gastwissenschaftler. Kennzeichnend für die Arbeit ist darüber hinaus die seit der Gründung bestehende internationale Ausrichtung der Station, die wiederholt Vorbild für die Entstehung vergleichbarer Einrichtungen in anderen Ländern war. Von der Station wurde von 1879 bis 1915 die Zeitschrift „Mittheilungen aus der Zoologischen Station zu Neapel“ herausgegeben, die von 1916 bis 1978 unter dem Titel „Pubblicazioni della Stazione Zoologica di Napoli“ erschien und seit 1980 den Titel „Marine Ecology“ trägt. Darüber hinaus veröffentlicht die Einrichtung die Zeitschrift „History and Philosophy of the Life Sciences“.

Zu den an der Station tätigen Wissenschaftlern zählten im Laufe ihrer Geschichte unter anderem Wulf Emmo Ankel, Richard Greeff, Fridtjof Nansen, Robert Koch, Theodor Boveri, Jacob van Rees, Nettie Stevens und Otto Warburg. Auch der Schriftsteller und Entomologe Ernst Jünger studierte in den 1920er Jahren einige Zeit dort Zoologie. Gegenwärtig sind an der Station, die als nationales Forschungsinstitut vom italienischen Wissenschafts- und Forschungsministerium finanziert wird, rund 300 Mitarbeiter beschäftigt.

Kunstgeschichtlich von großer Bedeutung sind die von Konrad Fiedler finanzierten Fresken in der Bibliothek der Zoologischen Station Neapel. Sie stammen von Hans von Marées, der bei der Ausführung von Adolf von Hildebrand unterstützt wurde.

Literatur

  • Theodor Heuss, Margret Boveri (Nachwort): Anton Dohrn in Neapel. Atlantis, Berlin 1940.
    • in Englisch: Anton Dohrn. A Life for Science. Übers. Liselotte Dieckmann. Springer Secaucus, New Jersey 1991, ISBN 0-387-53561-6 & London, ISBN 3-540-53561-6.
  • Karl Josef Partsch: Die Zoologische Station in Neapel. Modell internationaler Wissenschaftszusammenarbeit. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1980, ISBN 3-525-42210-5.
  • Hans-Reiner Simon: Anton Dohrn und die Zoologische Station Neapel. Edition Erbrich, Frankfurt 1980, ISBN 3-88682-000-9.
  • Martin Mittelmeier: Adorno in Neapel. Wie sich eine Sehnsuchtslandschaft in Philosophie verwandelt. Siedler, München 2013, ISBN 978-3-8275-0031-1.
    • Ausführl. Rezension durch Catrin Dingler: Nebensaison des Denkens. In: Dschungel. Beilage zu jungle world. 2, 9. Januar 2014, S. 10f.
Commons: Stazione Zoologica Anton Dohrn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Helga Satzinger: Differenz und Vererbung: Geschlechterordnungen in der Genetik und Hormonforschung 1890-1950. Böhlau, Köln u. a. 2009, ISBN 978-3-412-20339-9, S. 127.
  2. Paul Schubring: Die Fresken Hans von Marées’ in Neapel. In: Die Kunst für Alle. Malerei, Plastik, Graphik, Architektur. Heft 8, 1902, S. 169–176 (Digitalisat)
  3. Die erweiterten Neuauflagen sind verkürzt betitelt Anton Dohrn. Wunderlich, Tübingen 1948, 1962. Mit einem farbigen Fresko von Marées' und weiteren Abb.
  4. Die Zoolog. Station, die Tiersammlungen dort und die Umgebung in den 1920er Jahren als ein Treffpunkt und Anlass philosophischer Diskussionen für Adorno, Walter Benjamin u. v. a. m.- Buch lesbar in google books und im Online-Buchhandel

Koordinaten: 40° 49′ 57,7″ N, 14° 14′ 8,9″ O

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