Das Zukunft am Ostkreuz (Eigenschreibweise: ZUKUNFT am Ostkreuz) war ein Kunst- und Kulturzentrum im Berliner Stadtteil Friedrichshain – südlich vom Bahnhof Berlin Ostkreuz in der Laskerstraße und parallel zum Markgrafendamm gelegen – und bestand vom August 2011 bis zum 30. September 2023.
Der geräumige und von einem großen Garten umfasste Veranstaltungsort bietet einem sehr diversifizierten Publikum – von alternativ bis bürgerlich – ein breit gefächertes Programm in allen Bereichen des Berliner Kulturlebens.
Zum Haus Zukunft gehören das Kino Zukunft, das Freiluftkino Pompeji, das Theater Zukunft, der Ausstellungsraum Bildersaal Zukunft, die Musikclubs TIEF (früher Tiefgrund) und Garage, der Waldgarten mit einer kleinen Open-Air-Bühne sowie eine Kneipe mit Biergarten.
Zum Haus gehört auch eine eigene Mikrobrauerei, die Brauerei Zukunft.
Die vielfältigen kulturellen Aktivitäten im Zukunft werden von einem größeren Kollektiv und zahlreichen Mitveranstaltern betrieben. Für das Kinoprogramm in beiden Kinos sind die ebenfalls in Friedrichshain beheimateten Tilsiter Lichtspiele verantwortlich. Das Zukunft wird nicht öffentlich gefördert, im Gegensatz zu den meisten Kulturhäusern.
Geschichte
Die nach dem jüdischen Juristen und Politiker Eduard Lasker benannte, parallel zur Eisenbahnlinie bis zum Markgrafendamm verlaufende lange Durchgangsstraße war von den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg durch Bomben und die Schlacht um Berlin massiv betroffen. Nach dem Wiederaufbau blieb nur noch ein Rumpfstück übrig, so dass die Laskerstraße heute gerade einmal 140 Meter lang ist.
Auf dem Gelände des heutigen Zukunft am Ostkreuz befand sich in der DDR ein großes Filmlager des Progress Film-Verleihs, in dem die Kopien der DEFA-Filme aufbewahrt wurden. Nach der Wende existierte das Filmlager noch einige Jahre bis zu seinem Umzug nach Berlin-Adlershof.
Danach stand das Objekt leer, bis am 23. März 2003 der Techno-Club Ministerium für Entspannung, kurz MfE, eröffnet wurde. Seine Popularität war so groß, dass sich bis heute Besucher des Zukunft nach dem MfE erkundigen. Die Clubaktivitäten fanden ein überraschendes Ende, als am 30. September 2009 gegen 19:38 Uhr Feueralarm bei der Berliner Feuerwehr gegeben wurde. Bei einem mehrstündigen Großbrand, der 130 Einsatzkräfte der Feuerwehr band, stürzte ein Teil des Daches ein.
Ende 2010 wurde ein Mitbetreiber der Tilsiter Lichtspiele auf das inzwischen verwahrloste Gelände aufmerksam und es entstand das Vorhaben, dort ein größeres Kulturgelände zu erschließen. Am 5. März 2011 kam es zum ersten Arbeitseinsatz mit Müllbeseitigung. Die ersten Filmvorstellungen gab es im Freiluftkino Pompeji, das im August 2011 eröffnet wurde und seinen Namen den Ruinen des vom Brand versehrten Gebäudeteils zu verdanken hat.
Im Winter 2011 fanden im Untergeschoss des Hauses Zukunft die ersten Konzerte im neu eingerichteten Musikclub Tiefgrund statt.
Am 6. Januar 2012 – zum Dreikönigstag – wurde der erste Saal des Kino Zukunft in Betrieb genommen, am 23. Februar 2012 folgte der zweite Saal.
Im Mai 2012 fand die erste Ausstellung in der Kunstgalerie Bildersaal Zukunft statt. Im Herbst 2013 hatte die erste Eigenproduktion im Theater Zukunft ihre Premiere. Und am 30. April 2014 präsentierte sich die Brauerei Zukunft mit einem Braufest im Waldgarten zum ersten Mal der Öffentlichkeit.
Freiluftkino Pompeji
Das Open-Air-Kino im Zukunft hat ca. 100 Sitzplätze und ist jedes Jahr das am längsten geöffnete Freiluftkino in Berlin. Die jährliche Eröffnungsfeier mit Film, Konzerten und Party findet immer am 30. April zur Walpurgisnacht statt. Beendet wird die Freiluftsaison Ende September/Anfang Oktober. Von 2011 bis 2013 wurde mit 35-mm-Film-Technik projiziert, seit der Saison 2014 digital.
Eine architektonische Besonderheit des Freiluftkinos sind die Veränderungen durch den Großbrand Laskerstraße im Jahre 2009. Die vom Brand bis auf die unvermeidlichen Rauchschwärzungen nahezu unversehrten und nicht verputzten Ziegelwände werden gekrönt von zinnenartigen Auslassungen, die durch das Ausbrennen des Daches und der hölzernen Träger entstanden. Das Gesamtbild erinnert stark an die Ausgrabungen in der antiken Stadt Pompeji, so dass hier die Namensgebung für das Freiluftkino zu finden ist.
Neben dem in Berlin üblichen Arthouse- und Mainstream-Sommerkino werden auch kleinere Produktionen gezeigt und es finden Aufführungen zum Kinostart in Anwesenheit der Filmemacher statt. Ebenso gehören unter dem Motto Live at Pompeji Filmkonzerte und andere Konzerte zum Programm. Zwei mittlerweile legendäre Filmkonzerte gab im September 2011 die Berliner Psychedelic- und Stoner-Rock-Band Samsara Blues Experiment zur Langfassung von Fritz Langs Metropolis.
Kino Zukunft
Das Programmkino im Haus Zukunft hat zwei kleine Kinosäle, in denen digital projiziert wird. Der erste Saal Zukunft 3 hat 45 Sitzplätze, der zweite Saal Zukunft 4 bietet 25 Sitzplätze.
Gezeigt werden vor allem mittlere und kleinere Arthouse-Produktionen, mit einem sehr hohen Anteil an deutschen Filmen. Vor allem Debütfilme junger deutscher Filmemacher finden im Kino Zukunft ein Forum. Einen weiteren Programmschwerpunkt bilden Dokumentarfilme. Internationale Filme werden bevorzugt in originalsprachigen Fassungen mit Untertiteln (OmU) gezeigt. Publikumsgespräche mit Filmemachern und die monatlichen Shorts Attack! ergänzen das Programm.
Die täglichen Abendvorstellungen beginnen 18:00 Uhr, insgesamt gibt es sechs Vorstellungen am Abend, drei in jedem Saal. Abhängig vom Programm werden bis zu acht verschiedene Filme pro Kinowoche gezeigt. Das Programm erscheint monatlich als Gemeinschaftsprogramm für Kino Zukunft und Tilsiter Lichtspiele – und im Sommer auch für Freiluftkino Pompeji – und wird im Internet und als Printausgabe veröffentlicht.
Zusammen bilden die drei Kinos Tilsiter Lichtspiele, Kino Zukunft und Freiluftkino Pompeji die Kino-Troika Friedrichshain. Entsprechend gibt es die Troika-Karte: eine Stempelkarte, die es den Besuchern aller drei Kinos ermöglicht, jede 7. Kinovorstellung unentgeltlich zu besuchen.
Theater Zukunft
Das im Haus Zukunft gelegene Theater feierte am 19. September 2013 seine erste Theaterpremiere mit der Eigenproduktion Labyrinth nach einem Theaterstück von Reiner Groß und unter der Regie von Kai Lange. Unter dem Motto Kein Geld und keine toten Autoren wird seitdem die Neufindung einer uralten Kunst postuliert. Vom selben Autoren/Regie-Duo stammt auch die zweite hauseigene Theaterproduktion Das kurze Leben.
Bildersaal Zukunft
Seit der Eröffnung im Mai 2012 finden in den ca. 90 m² großen Kunsträumlichkeiten des Bildersaals im Haus Zukunft monatlich wechselnde Ausstellungen mit Malereien, Zeichnungen, Grafiken, Fotografien und Installationen statt. Bei der Auswahl der Themen und künstlerischen Gestaltungsmittel wird vom verantwortlichen Kurator auf Abwechslung und Vielfalt, aber auch auf eine besondere künstlerische Perspektive großen Wert gelegt.
Brauerei Zukunft
Im Waldgarten nahm im April 2014 die kleine Brauerei Zukunft ihren Betrieb auf. Hier werden ungefilterte und naturtrübe Biersorten gebraut, mit denen das Haus Zukunft versorgt wird. Zum Sortiment gehören zwei Standard-Sorten, ein Helles mit dem Namen Goldene Zukunft und ein Dunkles unter der Bezeichnung Dunkle Zukunft. Beide Sorten können als leicht und bekömmlich charakterisiert werden.
Der Braumeister hat die robuste Brauanlage komplett selbst zusammen gebaut, um den Investitionswert für die gesamte Anlage so gering und die Funktionalität so hoch wie möglich zu halten. Der Kesselraum der Brauerei ist durch ein großes Schaufenster vom Waldgarten her einsehbar, auch wenn es keine – wie in anderen Brauereien üblich – extra bereitgestellten Schauwerte zu besichtigen gibt.
Jazzbar Zukunft
Jazzbar Zukunft ist der Titel einer festen Veranstaltungsreihe in der Kinobar. Seit 2012 finden jeden Mittwochabend Jazz-Konzerte mit internationalen Jazz-Musikern statt, mit denen die ganze musikalische Vielfalt des Genres erkundet werden soll.
TIEF (früher Tiefgrund – The Small Venue)
Der im Untergeschoss des Hauses Zukunft gelegene Musikclub veranstaltet seit Ende 2011 Konzerte. Seitdem erhält der Tiefgrund in der Berliner Musikszene als The Small Venue For Advanced Rock'n'Roll & Exciting Electronica wegen der Vielfalt seines Programms und der authentischen Atmosphäre besondere Aufmerksamkeit. Die hier auftretenden Bands kommen aus der ganzen Welt, von Amerika bis Russland und Japan, und ziehen dementsprechend ein internationales Publikum an.
Waldgarten
Der von Bäumen bewachsene Garten befindet sich an der Rückseite des Hauses Zukunft, an der Industriestraße zwischen dem Zukunft und dem Veranstaltungsort About Blank. Dort gibt es einen separaten Eingangsbereich, von dem der Bahnhof Ostkreuz und der Wasserturm direkt einsehbar sind.
Im Waldgarten werden Feiern und Partys ausgetragen und es gibt Konzerte und Performances auf einer kleinen Open-Air-Bühne. Dort werden auch die Spiele der Fußball-EM/WM für Public Viewings übertragen. Ebenfalls finden hier die Braufeste der Brauerei Zukunft statt, die direkt an den Waldgarten anschließt.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Hasardeure des Selbstvertrauens - Neues Deutschland 25. Oktober 2014
- ↑ Laskerstraße - Friedrichshainer Chronik (Memento vom 22. Oktober 2014 im Internet Archive) April 2014
- ↑ Feuerwehr Spezial - Feuerwehr-Doku Berlin-Brandenburg (Memento vom 27. Mai 2014 im Internet Archive)
- ↑ Großbrand zerstört Diskothek in Friedrichshain - Berliner Morgenpost 30. Januar 2009
- ↑ Auferstanden in Ruinen - Berliner Zeitung 18. Mai 2012
- ↑ Zauberland mit Aussicht - tip Berlin Nr. 05/2012
- ↑ Die Wüste lebt - Der Tagesspiegel 17. März 2012
- ↑ In die Zukunft investiert - taz 4. April 2012
- ↑ Leinwandereignis und Film sind nicht dasselbe - FAZ 25. Juni 2012
- ↑ Brewing cinema culture: Berlin’s Haus Zukunft revels in funky atmosphere - Filmjournal International 13. Juni 2014
Koordinaten: 52° 30′ 6″ N, 13° 27′ 57″ O