Ein zweisprachiges Straßenschild ist ein Straßenschild, das in mehr als einer Sprache beschriftet ist. Sind drei oder mehr Sprachen angeführt, wird es auch als mehrsprachiges Straßenschild bezeichnet. Straßenschilder sind sowohl Bezeichnungen von Straßen und Texte auf Wegweisern als auch bei Verkehrszeichen. Dies schließt Ortstafeln ein.
Ihre Verwendung ist in manchen Gebieten gesetzlich angeordnet, so z. B. bei mehrsprachigen Verwaltungsbezirken bzw. Regionen oder dort, wo es wichtigen touristischen und kommerziellen Verkehr gibt (wie Flughäfen, Bahnhöfe, Häfen, Grenzübergangsstellen, Städtetourismus, internationale Flüge, Sitze internationaler Behörden usw.).
Artikel 14 Abs. 2 des Wiener Übereinkommens über Straßenverkehrszeichen schreibt vor, dass in Staaten, welche eine andere Schrift als das lateinische Alphabet benutzen, zusätzlich eine Umschreibung in lateinischer Schrift auf den Vorankündigungszeichen, Ortstafeln, Wegweisern, Bestätigungszeichen und Straßennamensschildern wiedergegeben werden muss, wobei diese nach Art. 14 Abs. 3 des Übereinkommens auch auf einem separaten Schild erscheinen kann.
Länderbeispiele
Deutschland
Zweisprachige Straßenschilder sind in Deutschland u. a. im sorbischen Siedlungsgebiet in Brandenburg und Sachsen gesetzlich vorgeschrieben. Das betrifft vor allem Ortstafeln und Wegweiser, während über die Gestaltung von Straßennamensschildern die jeweilige Gemeinde entscheidet. In Schleswig-Holstein gibt es zudem deutsch-dänische und deutsch-friesische Straßenschilder und in mehreren Bundesländern hochdeutsch-niederdeutsche.
Da viele Japaner in Düsseldorf leben, die mit mehr als 8.400 Angehörigen die einzige Japantown Deutschlands bilden, wurden im Dezember 2021 in der Immermannstraße aus Gründen des Stadtmarketings vier auf Japanisch beschriftete zusätzliche Straßenschilder über bzw. unter den deutschen Schildern angebracht. Im März 2023 folgten im seit Jahrzehnten von marokkanischen Einwanderern geprägten Stadtteil Oberbilk zwei arabische Zusatzschilder in der Ellerstraße. Ebenfalls im März 2023 wurde im Stadtteil Gerresheim ein italienisches Straßenschild „Via della Vetreria“ in der Glashüttenstraße montiert. Nach einem über den Integrationsrat an die Stadt herangetragenen Vorschlag der Grünen soll in jedem der zehn Stadtbezirke ein fremdsprachiges Zusatzschild angebracht werden. Die Pläne sind innerhalb der Stadtverwaltung umstritten, da befürchtet wird, dies könne zu einer Stigmatisierung von Stadtteilen führen und Tendenzen zur Segregation fördern.
In Saarbrücken hängt am Tbilisser Platz vor dem Staatstheater ein zweisprachiges Schild in deutscher und georgischer Sprache. Es erinnert an die im Jahr 1975 aufgenommene Städtepartnerschaft der saarländischen Landeshauptstadt mit der georgischen Hauptstadt Tbilissi (Tiflis).
Ebenfalls auf eine Städtepartnerschaft geht die zweisprachige Beschilderung der Bayonstraße im niederrheinischen Straelen zurück. Dort wurde unterhalb des amtlichen deutschen Straßenschilds ein andersfarbiges französischsprachiges Schild angebracht (Rue de Bayon), um die in Lothringen gelegene Partnerstadt zu ehren.
Österreich
Im österreichischen Bundesland Burgenland wurden 260 zweisprachige Ortsschilder in 51 Gemeinden aufgestellt, da es verfassungsrechtlich verankert ist, autochthone Volksgruppen zu achten. Zweisprachige Ortstafeln gibt es zudem in Kärnten, sh. auch Ortstafelstreit. In Österreich sind die Verkehrszeichen, mit Ausnahme der Ortstafeln und der Wegweiser, immer einsprachig.
Italien
In einigen Regionen Italiens sind die Straßenschilder zweisprachig: In Südtirol (italienisch-deutsch), im Aostatal (italienisch-französisch) und in einigen Gegenden von Friaul-Julisch Venetien (italienisch-slowenisch) sowie in Alghero auf Sardinien (italienisch-katalanisch).
Andere Länder
Zweisprachige Schilder sind darüber hinaus u. a. in Irland, Wales und Schottland (Englisch+Irisch/Walisisch/Schottisch-Gälisch), in der Bretagne (Französisch-Bretonisch), im Elsass (Französisch-Elsässisch), im Slowenischen Küstenland (Slowenisch-Italienisch), in Teilen Polens (Polnisch+Deutsch/Weißrussisch/Kaschubisch) oder im Kosovo (Albanisch-Serbisch) sowie in zahlreichen weiteren Ländern in Verwendung, zum Beispiel auch in mehrsprachigen Kantonen und Städten der Schweiz (Graubünden, Biel/Bienne, Fribourg/Freiburg etc.).
Beispiele zweisprachiger Straßenschilder
- Deutsch-dänisches Ortsschild in Flensburg
- Deutsch-sorbischer Wegweiser bei Göda in der Oberlausitz
- Trinationaler Grenzübergang nach Polen und der Tschechischen Republik in Zittau
- Ödenburg (Sopron) nahe der österreichischen Grenze ist eine der wenigen Städte in Ungarn, in denen es zweisprachige Straßenschilder gibt.
- Straßenschild in Brüssel
- Tsali Boulevard in Cherokee (North Carolina)
- Verkehrsschild in Tahlequah (Oklahoma)
- Dreisprachiges Straßenschild im ladinischsprachigen Gebiet in Südtirol
- Bretonisch – Französisch in Kemper
- Elsässisch – Französisch in Mülhausen (Mulhouse)
- Deutsch-georgisches Straßenschild in Saarbrücken, das an die Städtepartnerschaft mit Tbilissi erinnert.
- Deutsch-italienisches Straßenschild in Düsseldorf
- Zweisprachige deutsch-französische Beschilderung der Bayonstraße im niederrheinischen Straelen.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Duden: Straßenschild
- ↑ Siehe die österreichische Straßenverkehrsordnung 1960: StVO, § 53/17a
- ↑ BGBl. II 1977; S. 906, 907
- ↑ Japanische Straßenschilder im Düsseldorfer „Little Tokyo-Viertel“ auf duesseldorf.de, 9. Dezember 2021, abgerufen am 12. Mai 2022.
- ↑ Düsseldorf hat nun auch Straßenschilder in arabischen Buchstaben auf deutschlandfunk.de., 17. März 2023, abgerufen am 18. März 2023.
- ↑ Richard Schneider: Via della Vetreria: Italienisches Straßenschild in Düsseldorfer Glashüttenstraße angebracht. In: UEPO.de. 28. März 2023, abgerufen am 30. März 2023.
- ↑ Erstes Straßenschild in arabischer Schrift in Düsseldorf aufgestellt „Ausdruck gesellschaftlicher Inklusion“ auf ruhrnachrichten.de, 20. März 2023, abgerufen am 21. März 2023.
- ↑ Tino Hermanns: Arabisches Straßenschild in Düsseldorf enthüllt auf rp-online.de, 20. März 2023, abgerufen am 21. März 2023.
- ↑ Republik Österreich, Parlamentsdirektion: Stenographisches Protokoll des Nationalrates
- ↑ Die wichtigsten Verkehrszeichen: Siehe Bildzeichen