Archaismus (Psychologie)

Unter Archaismus (latinisiert vom altgriechischen ἀρχαῖος archaĩos „alt, ehemalig“) in der Psychologie, Soziologie und Ethnologie versteht der Schweizer Psychiater C. G. Jung eine Betrachtung psychischer Inhalte und Funktionen unter besonderer Würdigung ihres langfristigen entwicklungsgeschichtlichen Charakters. Diese Sichtweise achtet besonders auf die Rolle von Relikten aus früheren Stadien der phylogenetischen oder ontogenetischen Entwicklungsschritte.

Viele zunächst schwer verständliche psychische Phänomene stellen keineswegs einen Verlust oder Ausfall der Funktion dar, sondern lassen sich auf Hintergründe der jeweils kulturellen und historisch-menschheitsgeschichtlichen Entwicklungsstufen bzw. auf äußere Besonderheiten der lebensgeschichtlichen Entwicklung zurückführen. Die Parallelen zwischen Stammesgeschichte und individueller Lebensgeschichte eines Menschen ergeben sich aus dem psychogenetischen Grundgesetz. Diese Voraussetzung besagt, dass nebeneinander neuere und ältere Entwicklungsstadien psychischer Fähigkeiten bestehen können ggf. abhängig von unterschiedlichen Befindlichkeiten eines Menschen. Sie werden auch als reifere (rezente) oder unreifere (ältere) Stadien bezeichnet.

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