Auslassen (Kürschnerei)
Das Auslassen oder die Auslasstechnik bezeichnet eine Arbeitsmethode der Kürschnerei, das Herstellen gewünschter Fellformen und eines gewünschten Fellaussehens durch das Verlängern von Fellen auf Kosten der Breite durch V- bzw. A-förmige Schnitte.
Wieder zusammengenäht entstehen schmale Streifen in der Länge des herzustellenden Kleidungsstücks, das als Nebeneffekt dadurch einen besonders fließenden Fall aufweist. Auch komplizierte Streifenführungen lassen sich hiermit verwirklichen. So wird die Taillierung eines Mantels durch die ebenfalls taillierten Streifen zusätzlich betont. Insbesondere in der Zeit des Zweiten Weltkriegs bis zum Ende des letzten Jahrhunderts wurden schätzungsweise um die 90 Prozent der Nerzmäntel ausgelassen verarbeitet. Für die neu hinzugekommenen Großmärkte Asiens einschließlich Russland sind Nerze in ausgelassener Verarbeitung auch heute ein Hauptartikel der Pelzmode.
Wohl jede geeignete Fellart wurde auch schon ausgelassen gearbeitet. Die hauptsächlichen dafür gebrauchten Fellsorten sind, auch einhergehend mit der Häufigkeit ihrer Nutzung, die Marderarten, allen voran der Nerz, gefolgt von Baum- und Steinmarder, Otter, Zobel, früher auch Skunks usw. Ungeeignet sind gefleckte Felle wie die heute nicht mehr genutzten Felle von Ozelot, Leopard und Jaguar, sehr kleine und flachhaarige Felle wie Hamster oder Wiesel. Bei Fellen mit zu kurzem Haar oder mit hartem Grannenhaar und wenig Unterwolle bleiben die Schnitte sichtbar, insbesondere beim Seehundfell. Neben der jeweiligen Mode spielt für die Entscheidung, ob die Felle arbeitsaufwändig ausgelassen oder nur übereinandergesetzt werden, die Frage der Wirtschaftlichkeit eine entscheidende Rolle, der erreichte Wertzuwachs muss dem Mehraufwand entsprechen. Häufig ausgelassene Felle waren beispielsweise auch Nutria, Bisam und Kanin, bis sich durch die in der Bundesrepublik erheblich gestiegenen Löhne etwa in den 1980er Jahren das Auslassen für diese preiswerteren Fellarten immer weniger lohnte.
Zum „unsichtbaren“ Auslassen eignen sich in erster Linie nur geradhaarige Fellarten, deren Haare lang und biegsam genug sind, um die durch das Nähen mit der Pelznähmaschine mit einer einfädigen Überwändlich-Kettenstich-Naht am Ledergrund auftretenden Haarverbiegungen bis zur Felloberfläche hin aufzufangen. Außerdem sollten möglichst keine extremen Haarlängen- und Haarfarbunterschiede vorhanden sein. Das lebhaftest geformte und gefärbte Haarkleid hat das Iltisfell, das damit ganz besondere Anforderungen an den Kürschner stellt, insbesondere bei einer ausgelassenen Verarbeitung.
Varianten sind unter anderem das seltener angewandte Einlassen, es erzielt die gegenteilige Wirkung, das Fell wird kürzer und breiter, und das Rundlassen.