Bärenkult
Als Bärenkult (oder Bärenfest bzw. Bärenzeremonie) bezeichnet man religiöse Rituale, in denen Bären eine besondere Verehrung zukommt. Im gesamten schamanistisch geprägten Kulturareal Sibirien und Paläo-Sibirien sowie über Korea bis hin zu den Ainu, aber auch im nordamerikanischen Kulturareal Subarktis wurde oder wird der Bärenkult ausgeübt. Die Abstammung des Menschen vom Bären wird in den dortigen ethnischen Religionen allgemein angenommen und der „Herr der Tiere“ – die wichtigste Gottheit animistischer Wildbeuter – wohnt tief in der Taiga und hat Bärengestalt. Der Kult umfasst verschiedene rituelle Handlungen bei der Bärenjagd, dem Bärenschmaus und der Behandlung seiner Überreste sowie spezielle Lieder, Darbietungen oder Spiele. Selbst bei den nordeuropäischen Samen – insbesondere bei den Skoltsamen nordöstlich des Inarisees – hat sich ein Teil des früheren Bärenkultes trotz der jahrhundertelangen Zwangschristianisierung erhalten. Besonders bedeutend und bekannt ist das Bärenfest iyomante der Ainu auf Hokkaidō (Japan).
Der Terminus bezeichnet aber auch eine im 20. Jahrhundert populäre Theorie von Religionswissenschaftlern wie Mircea Eliade und Joseph Campbell, nach der bereits so genannte Frühmenschen (Angehörige heute ausgestorbener Arten der Gattung Homo) Jagdmagie und einen Bärenkult praktiziert hätten. (vgl. Religion im Paläolithikum)