Bürgerkrieg in Libyen 2011
Der Bürgerkrieg in Libyen 2011, auch als Revolution des 17. Februar bekannt, brach im Februar des Jahres im Zuge des Arabischen Frühlings aus. Er begann mit Demonstrationen gegen die Herrschaft Muammar al-Gaddafis und nahm nach den Unruhen in Tunesien, Ägypten und Algerien an Schärfe zu. Als offizieller Tag des Revolutionsbeginns gilt der 17. Februar 2011. Der politische Konflikt eskalierte zur militärischen Auseinandersetzung und spaltete die Führung des Landes. Teile des diplomatischen Korps und der Streitkräfte schlossen sich der Opposition an. Es entstand ein Nationaler Übergangsrat, der im Osten des Landes die Kontrolle übernahm.
Nachdem die Vereinten Nationen in der Resolution 1973 die internationale Gemeinschaft zu militärischen Maßnahmen zum Schutz von Zivilisten in Libyen ermächtigten, begannen die USA, Großbritannien und Frankreich am 19. März 2011 im Rahmen des Internationalen Militäreinsatzes in Libyen mit einer Luft- und Seeblockade sowie Luftangriffen auf Regierungstruppen und Militäreinrichtungen. Die Luftangriffe unterstützten die Bodenstreitkräfte der Opposition bei der Einnahme der Städte im Westen des Landes. Einige Tage nachdem die oppositionellen Streitkräfte im August 2011 Tripolis erobert hatten, wurde der Übergangsrat in die Hauptstadt verlegt.
Am 20. Oktober, nach wochenlangen Kämpfen, wurde Gaddafis Geburtsstadt Sirte eingenommen. Dabei wurde Gaddafi, dessen Aufenthaltsort seit dem Fall von Tripolis unbekannt gewesen war, gefangen genommen und unter ungeklärten Umständen getötet. Nach Darstellung des Übergangsrats starb Gaddafi in den Stunden danach durch einen Kopfschuss, der ihn im Kreuzfeuer zwischen Anhängern und Gegnern auf dem Transport ins Krankenhaus traf. Das Obduktionsergebnis lässt Fragen offen, eine zweifelsfreie Darstellung der Todesumstände ist bisher nicht erfolgt. Die Aufklärung der Todesumstände Gaddafis fordern sowohl der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen als auch der Internationale Strafgerichtshof. Am 23. Oktober erklärte der Übergangsrat das Land für vollständig befreit.
Am Ende des Kriegs wurde die Zahl der Kriegstoten auf 10.000 bis 50.000 geschätzt. Nach Angaben der libyschen Regierung aus dem Jahr 2013 kamen während des Bürgerkriegs in Libyen etwa 10.000 Menschen ums Leben, je rund 5.000 Gaddafi-Anhänger und Rebellen. Die Zahlen sind deutlich geringer, als die bisher durch das neue Gesundheitsministerium (30.000 Tote allein auf Seiten der Rebellen) angegebenen. Rund 60.000 Libyer wurden verletzt und müssen medizinisch behandelt werden.
Seit dem Ende des Bürgerkrieges stehen weite Teile des Landes unter der Kontrolle von Revolutionsbrigaden, die sich nicht dem Nationalen Übergangsrat unterstellen. Politische Beobachter sprechen von einem Machtkampf zwischen Revolutionsbrigaden und Übergangsrat. Im Februar 2012 kam es zu Kämpfen zwischen den Revolutionsbrigaden, gegen die niemand einschritt.
Im Januar 2012 wurde von Folterungen in Gefängnissen berichtet, die jedoch überwiegend nicht unter Kontrolle des Übergangsrats sind. Nach einem Bericht der United Nations Support Mission in Libya (UNSMIL) waren im September 2013 noch etwa 8000 Menschen infolge des Krieges inhaftiert, meist in Haftanstalten ohne Kontrolle der Regierung, in denen häufig gefoltert wird. Einziger Haftgrund ist oft die Zugehörigkeit zu einer Ethnie oder einem Stamm, denen Loyalität zu Gaddafi unterstellt wird.
Mit dem Jahr 2014 begann die Fortsetzung der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem Abgeordnetenrat und dem Neuen Allgemeinen Nationalkongress.