Gängeviertel (Hamburg)
Als Gängeviertel wurden in Hamburg mehrere besonders eng bebaute Wohnquartiere in weiten Teilen der Altstadt und Neustadt bezeichnet. Die größtenteils mit Fachwerkhäusern bebauten Viertel entstanden seit dem 16./17. Jahrhundert durch zunehmende Verdichtung der noch mittelalterlich kleinteilig strukturierten Stadt und erreichten im 19. Jahrhundert ihre größte Ausdehnung. Die Bezeichnung als „Gängeviertel“ beruhte darauf, dass die Wohnungen oft nur durch schmale Gassen, zum Teil verwinkelte oder labyrinthartige Hinterhöfe, Torwege und die namensgebenden Gänge („Twieten“) zwischen den Häusern zu erreichen waren. In den Vierteln wohnten meist mittlere und ärmere Bevölkerungsschichten, zudem war oft kleinteiliges Gewerbe hier ansässig.
Aufgrund der schlechten hygienischen Zustände, aber auch aus sozialen und politischen Erwägungen begannen seit dem Ende des 19. Jahrhunderts erste Flächensanierungen durch Abriss. Die letzten Gängeviertel wurden nach dem Zweiten Weltkrieg für den Bau des Emporio-Hochhauses und der Ost-West-Straße abgerissen. Nur wenige vereinzelte Bauten dieser historischen Gängeviertel sind bis heute im Stadtgebiet erhalten, darunter die Krameramtsstuben unmittelbar beim „Michel“.
Das heute vielfach als „Gängeviertel“ bezeichnete Quartier zwischen Valentinskamp, Caffamacherreihe und Speckstraße ist hingegen kein Gängeviertel im eigentlichen Sinne mehr. Vielmehr handelt es sich hier größtenteils um ein gemischtes Wohn- und Gewerbegebiet in Blockrand- und Terrassenbauweise aus dem späten 19. Jahrhundert, das die historischen Gängeviertel an dieser Stelle bereits bis auf wenige Einzelhäuser (z. B. Valentinskamp 33/34) verdrängt hatte.