Geschichte der Großen Preise vor 1950

Die Geschichte der Automobil-Grands-Prix begann nicht erst mit der Einführung der nach den Regeln der Formel 1 ausgetragenen Automobil-Weltmeisterschaft 1950, sondern bereits viel früher. Bereits ab Mitte der 1890er Jahre richtete der 1895 als erster Automobilclub der Welt gegründete Automobile Club de France (ACF) einmal jährlich ein „großes“ Rennen aus, das den jeweiligen Saisonhöhepunkt darstellte. Dabei handelte es sich noch um sogenannte „Stadt-zu-Stadt“-Rennen über öffentliche Landstraßen, in denen die Teilnehmer in Zeitabständen einzeln auf die Strecke geschickt wurden. Diese Veranstaltungen wurden vom ACF nachträglich noch zu Grands Prix erklärt.

Mit den ebenfalls jährlich durchgeführten Rennen um den Gordon-Bennett-Cup gab es von 1900 bis 1905 auch einen ersten Versuch, eine Art Automobil-Weltmeisterschaft auszutragen. Angesichts ständig wachsender Geschwindigkeiten wurden 1902 vom ACF zum ersten Mal technische Bestimmungen in Form einer sogenannten Rennformel erlassen, die von den teilnehmenden Wagen einzuhalten waren. Dennoch nahm die Häufigkeit der Unfälle weiter zu, so dass ab 1903 nur noch Rundstreckenrennen auf abgesperrten Kursen durchgeführt werden konnten. In diesem Jahr wurden auch feste Nationalfarben (Rennfarben) eingeführt, die im Wesentlichen bis zur Freigabe des Sponsorings Ende der 1960er Jahre im Motorsport beibehalten wurden.

Als Nachfolger der Gordon-Bennett-Rennen lief 1906 das vom ACF ausgerichtete Hauptrennen zum ersten Mal unter der Bezeichnung Grand Prix (zu deutsch: „Großer Preis“). Erster Grand-Prix-Sieger der Geschichte wurde der aus Ungarn stammende Fahrer Ferenc Szisz auf Renault. Im Nachhinein verlieh der ACF jedoch auch den zwischen 1895 und 1903 durchgeführten Stadt-zu-Stadt-Rennen rückwirkend ebenfalls die Bezeichnung Grand Prix, weswegen das Rennen von 1906 bis heute noch offiziell als „9. Grand Prix de l’ACF“ geführt wird.

Nachdem es mit der Targa Florio in Italien und dem Kaiserpreis-Rennen in Deutschland anfangs noch Versuche gegeben hatte, Gegenkonzepte zum Grand Prix zu etablieren, begannen in den 1920er Jahren dann nach und nach auch die Automobilclubs anderer Länder Grand-Prix-Rennen zu veranstalten, so dass zur Unterscheidung jeweils der Landesname beigefügt wurde (z. B. „Gran Premio d’Italia“, „Großer Preis von Deutschland“ usw.). Der große Preis von Italien 1922 war auch der erste Grand Prix, der auf einer speziell zu diesem Zweck gebauten permanenten Rennstrecke, dem Autodromo di Monza, durchgeführt wurde. Damit sich die Automobilhersteller an allen diesen Rennen beteiligen konnten, wurde es außerdem notwendig, die bisher vom ACF für seine Rennen jeweils eigenständig in Form der jeweiligen Grand-Prix-Formel festgeschriebenen technischen und sportlichen Bestimmungen durch den Internationalen Automobil-Verband (damals noch unter der Bezeichnung AIACR) nun länderübergreifend regeln zu lassen. Zu diesem Zweck wurde 1922 die Sportkommission (CSI) ins Leben gerufen, von der fortan die Internationalen Grand-Prix-Formeln verabschiedet wurden, aus denen schließlich die Formel 1 hervorgegangen ist. Weitere Meilensteine der Entwicklung waren dabei 1922 die Einführung von Massenstarts, bei denen die Wagen nun aus einer gemeinsamen rollenden oder stehenden Startformation heraus gleichzeitig ins Rennen geschickt wurden, die ab 1923 zunehmende Verbreitung von Motoren mit Kompressoraufladung und 1927 die Zulassung von einsitzigen Rennwagen (sogenannten Monopostos), nachdem zuvor neben den Fahrern jeweils noch ein Mechaniker mit an Bord der Rennwagen obligatorisch gewesen war.

Mitte der 1920er Jahre wurde außerdem erneut die Idee einer Weltmeisterschaft aufgegriffen, für die die Ergebnisse der internationalen Grand-Prix-Rennen eines Jahres zusammengerechnet wurden. Wie bei den Grand-Prix-Rennen selbst handelte es sich dabei um einen reinen Wettbewerb der Automobilhersteller, eine Fahrerwertung erfolgte dagegen nicht. Erster Weltmeister wurde 1925 Alfa Romeo, gefolgt von Bugatti 1926 und Delage 1927. Ende der 1920er Jahre geriet der Grand-Prix-Sport jedoch in eine Krise, weil angesichts des enorm angestiegenen technischen Aufwands und schließlich auch unter dem Eindruck der Weltwirtschaftskrise sich kaum noch ein Hersteller die Entwicklung spezieller Grand-Prix-Rennwagen nach der vorgegebenen Rennformel leisten konnte. Stattdessen begann eine Blütezeit von sogenannten formelfreien Rennen, bei denen vor allem die zahlreich vertretenen Privatfahrer für stattliche und für die Zuschauer interessante Startfelder sorgten. Die Teilnehmer finanzierten sich dabei hauptsächlich über mit den Veranstaltern ausgehandelte Antrittsprämien (sogenannte „Startgelder“), deren Höhe sich üblicherweise nach der jeweiligen Zuschauerattraktivität richtete. Dieser Entwicklung beugte sich schließlich auch die CSI und verzichtete ab 1931 in ihrer offiziellen Rennformel weitgehend auf jegliche technische Vorgaben, so dass die Grand-Prix-Teilnehmer nun praktisch mit jeder Art von Rennwagen antreten konnten, die vom jeweiligen Veranstalter akzeptiert wurde. Eine weitere Entwicklung zu mehr Volksnähe war auch die zunehmende Verbreitung von Rennen auf Stadtkursen. Erste derartige Veranstaltung war 1929 der Große Preis von Monaco, der ab 1933 in den Rang eines Grande Épreuve (die Unterscheidung war aufgrund der inflationären Verwendung der Bezeichnung Grand Prix auch für weniger bedeutende Rennen mittlerweile notwendig geworden) erhoben wurde.

Die technische Entwicklung führte jedoch bald darauf erneut zu einem derart rasanten Anstieg der Fahrleistungen, so dass sich die CSI 1934 doch wieder gezwungen sah, durch technische Restriktionen zu reagieren. Durch die Festlegung einer Gewichtsobergrenze sollten dabei allzu hubraum- und leistungsstarke Motoren verhindert werden. Von dieser sogenannten „750-kg-Formel“ profitierten dabei vor allem die beiden neu in den Grand-Prix-Sport eingestiegenen deutschen Automobilkonzerne, Mercedes-Benz und Auto Union, die angesichts ihrer technischen und finanziellen Möglichkeiten und nicht zuletzt mit Förderung durch das Nazi-Regime bezüglich Leichtbau und Fahrwerkstechnik einen Technologievorsprung erzielen konnten. So war der Grand-Prix-Sport in der zweiten Hälfte der 1930er durch die völlige Dominanz der deutschen Silberpfeile geprägt, während gleichzeitig der Automobilsport in den anderen traditionellen Motorsportnationen zunehmend in andere Rennkategorien abgedrängt wurde. So wendete sich das Interesse in Frankreich vor allem Sportwagenrennen mit großvolumigen Saugmotoren bis 4,5-Liter Hubraum zu, während in Großbritannien und schließlich auch in Italien die sogenannte Voiturette-Klasse mit aufgeladenen Motoren bis 1,5 Liter Hubraum von Jahr zu Jahr populärer wurde.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs musste sich der Automobilsport mit dem Wegfall der deutschen Grand-Prix-Rennställe daher zunächst völlig neu formieren. Hierfür wurde die für 1947 verabschiedete Internationale Grand-Prix-Formel stark danach ausgerichtet, was an Fahrzeugbestand verfügbar war. Ergebnis war somit im Wesentlichen eine Kombination der italienischen und britischen Voiturettes mit zu Behelfs-Rennwagen umgerüsteten französischen Sportwagen, in der Alfa Romeo das Geschehen bald absolut dominierte. Parallel dazu wurde für 1948 als Nachfolger für die auf diese Weise aufgewertete bisherige Voiturette-Klasse erstmals offiziell auch eine zweite Grand-Prix-Formel eingeführt, für die sich die Veranstalter von Rennen unterhalb der Ebene der Grandes Épreuves nun wahlweise entscheiden konnten. Um die beiden Formeln namentlich voneinander unterscheiden zu können, wurden anfangs Bezeichnungen wie „Formel A“ bzw. „Formel B“ verwendet, bis sich dann im allgemeinen Sprachgebrauch die Begriffe Formel 1 und Formel 2 nach und nach durchsetzten.

Für 1950 kündigte der mittlerweile in FIA umbenannte internationale Automobil-Dachverband schließlich die erneute Einführung einer Automobil-Weltmeisterschaft an (siehe Geschichte der Automobil-Weltmeisterschaft).

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.