Kurfürstentum Sachsen
Das Kurfürstentum Sachsen, kurz auch Kursachsen oder Chursachsen, war ein Territorium des Heiligen Römischen Reiches.
Territorium im Heiligen Römischen Reich | |
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Kurfürstentum Sachsen | |
Wappen | |
Karte | |
Das Kurfürstentum Sachsen nach der Leipziger Teilung 1485: Die „ernestinischen“ Länder sind in Rot, die „albertinischen“ Länder in Gelb gehalten. Von 1485 bis 1547 lag die Kurwürde bei der ernestinischen Linie, sodass nur ihre Länder (rot) in diesem Zeitraum ein Kurfürstentum stellten. Obwohl im Leipziger Vertrag die Herrschaften Beeskow und Storkow und Herzogtum Sagan als gemeinsamer Besitz bezeichnet wurden, bestritt der ernestinische Kurfürst bis 1518 die Herrschaften für sich selbst; der albertinische Herrscher war seit 1472 als Herzog von Sagan tätig. Herrschaft Sorau ist 1512 verloren gegangen. | |
Bestehen | 1356–1806 |
Entstanden aus | Hzg. Sachsen-Wittenberg |
Herrschaftsform | Kurfürstentum |
Herrscher/ Regierung | Kurfürst |
Heutige Region/en | DE-SN, DE-ST, DE-BB, DE-TH, DE-BY, PL, CZ |
Reichstag | Kurfürstenrat & Reichsfürstenrat |
Reichskreis | Obersächsischer Reichskreis |
Hauptstädte/ Residenzen | Wittenberg bis 1547, danach Dresden zeitweilig Meißen (15. Jh.), Torgau (16. Jh.) |
Dynastien | Askanier, Wettiner |
Konfession/ Religionen | katholisch bis 1525/1527, danach lutherisch |
Aufgegangen in | Königreich Sachsen, Sächsische Herzogtümer |
1356 wurde das Herzogtum Sachsen-Wittenberg durch Kaiser Karl IV. in der Goldenen Bulle zu einem der Kurlande ernannt. Ab da stellten die Askanier einen Kurfürsten. Nach dem Aussterben der sächsisch-wittenbergischen Linie der Askanier im Mannesstamm 1422 belehnte 1423 der römisch-deutsche König Sigismund den meißnischen Markgrafen Friedrich den Streitbaren aus der Linie der Wettiner mit dem Herzogtum, wodurch auch die sächsische Kurwürde 1423 an diesen überging. Aufgrund der Kurwürde des Herrschers wurde in der Folge der Name Kurfürstentum Sachsen auch für die meißnischen und thüringischen Besitzungen der Wettiner verwendet, obwohl die Kurwürde nur an einen Teil der kurfürstlichen Gebiete, die Kurlande, geknüpft war. Im Fall des sächsischen Kurfürstentums war dies der Kurkreis, das Gebiet des früheren Herzogtums Sachsen-Wittenberg.
Im Leipziger Vertrag von 1485 wurde die Teilung des wettinischen Adelshauses in die Ernestinische Linie und die Albertinische Linie vereinbart, wobei der Kurkreis an die Ernestiner ging. 1547 fielen in der Wittenberger Kapitulation Kurkreis und Kurwürde an Herzog Moritz von der Albertinischen Linie. Die Albertiner blieben Kurfürsten bis zur Auflösung des Heiligen Römischen Reiches 1806 und erlangten danach durch ein Bündnis mit Napoleon die sächsische Königswürde. Aus dem Kurfürstentum Sachsen wurde das Königreich Sachsen, ein Mitgliedsstaat des Rheinbundes.
Das Land entwickelte eine für diese Zeit starke und effektive Verwaltung, es besaß eine diversifizierte Wirtschaft bei gleichzeitig hohem Wohlstand. Gesellschaftlich blieben die bürgerlichen Strukturen im Vergleich zu den westlichen Staatswesen dieser Zeit wie beispielsweise den Generalstaaten zurück und wurden durch den Adelsstand und die Verwaltung in ihrer Entfaltung eingeschränkt. Dafür kamen von Sachsen durch die von dort ausgehende Reformation wichtige humanistische und bildungsorientierte Impulse. Kultur und Künste blühten im 18. Jahrhundert auf.
In der Frühen Neuzeit war das Kurfürstentum bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts für etwa 200 Jahre das zweitbedeutendste Territorium und Schutzmacht der protestantischen Fürstentümer im Heiligen Römischen Reich. Zur Zeit seiner größten Ausdehnung 1807 (ein Jahr nachdem es zum Königreich erhoben worden war) hatte Sachsen eine Größe von 636,25 Quadratmeilen, was 34.994 Quadratkilometern entspricht, und eine Bevölkerung von 2,010 Millionen erreicht.