Räter
Die Räter waren ein Volk oder eine Gruppe von Völkern der Antike im Bereich der mittleren Alpen.
Die deutsche Bezeichnung geht auf die seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. in antiken griechischen und römischen Quellen erscheinenden Ῥαιτοί (Rhaitoí) bzw. Raeti zurück. Teils heißt es darin, die Räter seien durch die keltische Invasion der Po-Ebene (um 400 v. Chr.) in die Alpen vertriebene und dort „verwilderte“ Etrusker gewesen. Ungeachtet der zweifelhaften Historizität dieser Darstellung gilt eine sprachliche Verwandtschaft zwischen dem Rätischen und dem Etruskischen heute tatsächlich als gesichert.
Die Räter wurden im 1. Jahrhundert v. Chr. dem römischen Reich eingegliedert und im Verlauf der römischen Herrschaft romanisiert. Die römische Provinz Raetia wurde nach ihnen benannt, obgleich ursprünglich nicht alle ihrer Bewohner als Raeti bzw. Rhaitoí bezeichnet worden waren und obgleich südalpine (dem einen oder anderen Autor zufolge) „rätische“ Stämme nicht diese Provinz, sondern das Gebiet der älteren Provinz Gallia cisalpina bewohnt hatten, unter Augustus den Regiones des römischen Kernlands Italien zugeordnet wurden und mit dem römischen Bürgerrecht ausgestattet worden waren.
Der Begriff Räter unterlag voneinander abweichenden Vorstellungen, sodass manchmal die Ausdrucksweise „Räter im Sinne von …“ angebracht wäre. Aus archäologischer und sprachwissenschaftlicher Sicht werden sie heute mit den Trägern der Fritzens-Sanzeno-Kultur und der Magrè-Gruppe bzw. mit Bewohnern Tirols, Südtirols, des Trentino, des westlichen Venetien und eventuell angrenzender Gebiete identifiziert.