Römisches Italien
Italia, auch römisches Italien, war das Kernland des Römischen Reiches. Die Konsolidierung Italiens zu einer Einheit erfolgte während der römischen Expansion auf der Apenninhalbinsel, als der Stadtstaat Rom mit den meisten lokalen Stämmen und Städten einen dauerhaften Verbund einging und das latinische Bürgerrecht an seine Bundesgenossen vergab. Die Stärke des italischen Bündnisses war ein entscheidender Faktor für den Aufstieg Roms, beginnend mit den punischen und makedonischen Kriegen zwischen dem 3. und 2. Jahrhundert vor Christus. Die Zeit zwischen dem Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. und dem 1. Jahrhundert v. Chr. war turbulent und begann mit Sklavenaufständen. Nach dem Bundesgenossenkrieg wurde das römische Bürgerrecht am Ende des Konflikts auch den übrigen Italienern zuerkannt und dann auf Gallia cisalpina (das heutige Oberitalien) ausgedehnt, als Julius Caesar römischer Diktator wurde. Im Rahmen des Übergangs von der Republik zum Kaiserreich schwor Italien Octavian (Augustus) die Treue und war anschließend in elf Regionen von den Alpen bis zum Ionischen Meer gegliedert. Es folgten mehr als zwei Jahrhunderte der Stabilität. Während im gesamten Mittelmeerraum römische Provinzen errichtet wurden, behielt Italien einen Sonderstatus, der es zur domina provinciarum („Herrscherin der Provinzen“) und – vor allem in den ersten Jahrhunderten der kaiserlichen Stabilität – zur rectrix mundi („Herrscherin der Welt“) und omnium terrarum parens („Mutter aller Länder“) machte. Die Einwohner Italiens besaßen das römische Bürgerrecht sowie religiöse und finanzielle Privilegien. Als Kernland des Reiches profitierte Italien von den Tributzahlungen aus den Provinzen und genoss einen hohen Wohlstand. Es verfügte dementsprechend auch über ein besonders dichtes Netz an Städten und römischen Straßen und vergleichbarer Infrastruktur.
Die Reichskrise des 3. Jahrhunderts traf Italien besonders hart, aber das Römische Reich konnte überleben und abtrünnige Regionen zurückerobern. 286 n. Chr. verlegte Kaiser Diokletian die kaiserliche Residenz für die westlichen Provinzen (das spätere Weströmische Reich) von Rom nach Mediolanum (heutiges Mailand). In der Zwischenzeit wurden die Inseln Korsika, Sardinien, Sizilien und Malta 292 n. Chr. von Diokletian zu Italien hinzugefügt und italienische Städte wie Mediolanum und Ravenna blieben wichtige politische Zentren. Der Bischof von Rom hatte seit der Herrschaft Konstantins allmählich an Bedeutung gewonnen und erhielt mit dem Edikt von Thessaloniki unter Theodosius I. das religiöse Primat. Italien wurde schließlich im 5. Jahrhundert mehrmals von den wandernden germanischen Völkern überfallen und fiel unter die Kontrolle von Odoaker, als Romulus Augustus 476 n. Chr. abgesetzt wurde. Nach einer kurzen Periode, in der das Byzantinische Reich Italien zurückeroberte, gab es in Italien keine einheitliche Autorität mehr. Erst im 19. Jahrhundert konnte mit dem Risorgimento die italienische Halbinsel wieder unter einer politischen Autorität vereinigt werden.