Schwarze Pädagogik
Schwarze Pädagogik ist ein 1977 von der Essayistin Katharina Rutschky geprägtes Schlagwort, das im Diskurs der Pädagogik des deutschen Sprachraumes im 20. und 21. Jahrhundert populär wurde. Im Zentrum der im ausgehenden 18. Jahrhundert entstandenen Aufklärungspädagogik hatte die Idee gestanden, dass der Mensch, um volle Selbstbestimmung und höchste Menschlichkeit zu erlangen, seine Natur hinter sich zurücklassen und zur Vernunft gelangen müsse.
Gegen die Idee der Ausmerzungsbedürftigkeit der Kindesnatur hatte seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert mit großem Erfolg die Reformpädagogik Front gemacht. Viele Erziehungswissenschaftler, darunter besonders solche, die der antiautoritären Erziehung nahe standen, sahen die Pädagogik der Aufklärung auch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch am Werke, darunter Rutschky, die 1977 eine psychoanalytische Deutung des aufklärerisch-pädagogischen Gedankenguts nachlieferte, das sie als „schwarze Pädagogik“ bezeichnete. Alice Miller bezog sich in ihren Studien Am Anfang war Erziehung (1980) und Du sollst nicht merken (1981) auf Rutschkys psychoanalytische Betrachtungen.
In einem weiteren Sinne wird unter schwarzer Pädagogik schlagwortartig auch jede Erziehung verstanden, die Erziehungsmittel wie Gewalt, Einschüchterung und Erniedrigung verwendet. Im Anschluss an Erich Fromm wird dem schlecht Erziehenden die Absicht zugeschrieben, sich selbst persönlich zu erhöhen.