Beleidigter Leberhorst

Beleidigter Leberhorst, der, ugs. auch Beleidigte Köhlerwurst, (*31. Mai 2010, gest. mit sofortiger Wirkung)

Inzwischen verschwundene Varietät des repräsentativen Kümmerlings .

Entstehungsgeschichte

Der beleidigte Leberhorst begann undiagnostiziert und weitgehend symptomlos als Horst Köhler, allseits missachteter Darsteller des Bundespräsidenten. Nachdem der verdiente Sparkassenmitarbeiter eine Lehrzeit beim IWF (ImmerWährender Fasching) hatte verstreichen lassen, die zu einer neoliberalen Aufsättigung bis in die Nähe der unerschütterlichen Schicksalsergriffenheit führte, erwachte in Bundeskanzlerdarstellerin Angela Merkel der Wunsch nach Höherem: In einer einmaligen Realsatire installierte sie (es) Hotte als bananenrepublikanischen Grüßaugust und schenkte damit sich ein pflegeleichtes und abwaschbares Denkmal, dem Pöbel eine Internats-…Institutions-…Integral-… , ach egal, Figur halt, sowie ihrem privaten Gruselkabinett "freie Bahn mit Nazipan". Hasse gedacht.
Da der spätere Leberhorst sich in den Niederungen der Bürgernähe, also ganz unten, beim Volkssouverän, durch seine einfältige, zusammenhangs- und grammatikfreie Kommunikationsweise stilsicher bewegte, kam es zum GAU (Gröbster auszudenkender Unfug): Realitätskontakt.
Die heftigen kognitiven Dissonanzen durch den zwangsläufig unmittelbar einsetzenden, rapiden Erosionsprozess des neoliberalen Denkersatzgerüstes (auch als Moralprothese bekannt. Nein, nicht Denker-Satz), führten zum unweigerlichen Zerfall der Amtswürde (was kümmert es den Bundestag, wenn sich ein Staatsoberhaupt an ihm reibt?).

Die Krise

In keiner Weise von Respekt seitens der Regierung eingeengt, begann der Leberhorst, seine Rolle als Hüter der freiheitlich-demokratischen Grundordnung sehr freiheitlich zu interpretieren und nutzte den unlängst erlittenen Einbruch des Realen in die Politik (im folgenden Realpolitik genannt), nachdem er seine Kontrollfunktion entdeckte, um diese auf "AUS" zu setzen und aus dem Systemstartprotokoll zu verbannen, worauf er im Zustand geistiger Übernächtigung dem amtierenden Volkssouverän fernmündlich die Notwendigkeit von realen Verfassungs- und Völkerrechtsbrüchen zur höheren Ehre Mammons näherfaselte. Der so implizit hergestelle Interessensausgleich zwischen einer grenzdebilen Bevölkerung und einer kriminellen Regierung ("die Politiker") wurde, trotz des Horsts besten Absichten, von beiden Seiten nur mit verhaltener Begeisterung aufgenommen, da er die Kulissen des allseits seit acht Jahren genossenen Schmierentheaters "Kollateralschaden für den Weltfrieden" zum Wanken brachte. Auch eine verzweifelt vom Bundespräsidialamt vorgebrachte, in bester Zweckfreiheit vollkommen sachfremde Erläuterung, die Äußerung habe nicht nur nichts mit Afghanistan zu tun, sondern sei auch auf Somalia nicht anwendbar, sei vielmehr grundsätzlich völlig daneben und somit gegenstandslos, mithin nicht der Rede wert, konnte nichts mehr ändern am Sturm der Entrüstung von rüde um ihre mühsam erquatschte Deutungshoheit geprellten Gutmenschen. Schließlich erreichte die Schockwelle dieser kognitiven Blendgranate auch die Presse, die ihre ausführlich zelebrierte Inkompetenz nach dieser Steilvorlage durch wahlloses Abschießen meinungssimulierender Nebeltöpfe in alle möglichen und unmöglichen Richtungen kompensierte.

Der dröhnende Abschuss

Jetzt erblühte der beleidigte Leberhorst in seiner ganzen Pracht und verkündete medienwirksam, ein seine Aufgabe wahrnehmender Volkssouverän lasse den nötigen Respekt vor Profikriminellen vermissen und beschädige somit die Würde seiner Repräsentanten. Und Onkeln. Und er gehe jetzt, und zwar sofort. Menno. Eine Freude sei das gewesen, die ganze Meshpoke an den Untiefen der Verfassung vorbeizumogeln, solange keiner zuhört. aber so nicht.
Aus, Ende, Moskau.
Scheiß die Wand an.
(Inwieweit der Kleine noch angepisst oder einem akuten Ödipuskomplex erlegen war, nachdem Mutti (Merkel) ihm bei den ersten Trotzreaktionen telefonisch den Marsch geblasen hatte, ob er eigentlich noch ganz sauber sei, was ihm denn einfalle als Staatsoberhaupt ihr hier Probleme zu machen, wo sich doch im ganzen Land gerade jetzt kaum noch jemand außer er von ihr verarschen lasse, ist natürlich ins Reich der Spekulationen zu verweisen).

Kulturgeschichtliche Nachbeben

Mit "den Horst machen" hinterlässt uns der beleidigte Leberhorst ein schon heute allseits beliebtes Sprichwort, ist es doch in geradezu idealtypischer Weise treffender Ausdruck eines stilbildenden Verhaltens der Postmoderne, Spiegel wahrhaft moderner Lebensauffassung und Ausdruck zeitloser Verpisseritis. Man möchte sogar noch einen Schritt weiter gehen:
Noch bevor sich irgendwer beschweren, oder nur nachfragen kann, was das Gefasel bitte soll, oder auch nur anfangen, die Grütze anzuwerfen, weil's nämlich noch gar nicht gespeichert ist, möchte der verfassende Vollnerd hiermit als Autor mit sofortiger Wirkung zurücktreten.

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