Erziehungscamp
Ein Erziehungscamp ist eine Einrichtung zur Rehabilitation junger Straftäter, die mit dem Brechen ihres kriminellen Willens durch seelische und körperliche Grausamkeiten, wie etwa Zigaretten- und Alkoholentzug frühem Aufstehen und Arbeit gezwungen werden sollen, sich endlich gesellschaftlichen Regeln zu unterwerfen.
Grundgedanke
Eltern haben einerseits immer weniger Zeit für ihre Kinder, um ihre Einkommen trotz des propagierten Wirtschaftswachstums bzw. des Glaubens an dieses seitens der Bundesregierung an die Inflationsrate anzupassen. Daher werden grundsätzlich den Neuerungen der Familienpolitik von der Leyens bezüglich Kinderhorten und -krippen als Lizenz zum noch längeren Arbeiten und zur Verlängerung der kinderfreien Zeit dankbar entgegen gesehen. Doch die entstandenen elternfreien Freizeiten der Kleinen schaffen Freiräume, die ein jugendlicher Geist oftmals mit nicht altersgemäßen oder gar unerlaubten Tätigkeiten füllt.
Das Problem ist bei unter 14-Jährigen dabei die fehlende Strafmündigkeit: Nachdem entsprechende vorsichtige Versuche, diesen Status anzutasten und nach unten zu korrigieren, barsch verurteilt wurden, suchte man nach anderen Möglichkeiten. Wie so oft half ein Blick über den großen Teich, wo man sich schon seit langem ziemlich wenig um das Alter der Delinquenten scherte, sondern nur die strafwürdige Tat an sich sah.
Man verpackt dort die Abstrafung im Rahmen eines sogenannten Camp-"Aufenthaltes" einfach als Erziehungsmaßnahme, die Jugendlichen werden also nicht bestraft, sondern erzogen! Sie werden nicht gegängelt, gequält und auch nicht schikaniert. Sie werden nicht psychischer Folter ausgesetzt, das ist Pädagogik. Man versucht, sie zu durch eine Hardcore-Schule zu Softies zu machen.
So wurde von den Unionspolitikern der Vorschlag gemacht, dies doch - zusätzlich mit der Anwendung des Erwachsenen-Strafrechts auf 18-21jährige - endlich mit dem Endziel der Gesetzes-Verabschiedung hier in Deutschland auf den steinigen Weg der politischen Diskussion zu bringen. Die SPD hingegen verwahrt sich gegen solche Ambitionen. Das Jugendstrafrecht in seiner jetzigen Fassung reiche völlig aus.
Die Verkündung
Das hinderte aber den NRW-Familienminister namens Bernd Böing (hat nichts mit dem Flugzeughersteller zu tun - noch nichts) nicht, um für sein Bundesland einen persönlichen Vorstoß zu unternehmen und lauthals zu verkünden, dass in Nordrhein-Westfalen demnächst das erste Erziehungscamp entstehen werde. Nachdem die erste Anrufswelle eher masochistisch geprägter Erwachsener einigermaßen überstanden war, verhaspelte sich Böing bei der Bekanntgabe des Standortes, der in Neukirchen-Vluyn angesiedelt sei.
Peinliche Verwechslungen
Glücklicherweise wusste niemand, wo das lag, außer die Leute in Neukirchen-Vluyn, daher war das empörte Echo gering. Doch einmal angezählt, bekam Böing kein Bein mehr auf den Boden. Entseelt verkündete er weitere Standorte, wie etwa Köln, Münster und Düsseldorf, wo die Proteste entsprechend lauter wurden. Schließlich hatte er ein doch noch kleineres Dörfchen als Neukirchen-Vluyn gefunden, nämlich Bedburg-Hau im Kreis Kleve. Da soll es jetzt hin kommen.
Aufbau und Struktur
Warum?
Der Anlass zu einem Aufenthalt in einem solchen Camp kann vielfältiger Natur sein. Hier sind alle nicht gesellschaftskonforme strafbare Handlungen relevant, insbesondere Einzelmord, Einzeltotschlag, Betrug (darunter nicht Steuerhinterziehung oder Versicherungsbetrug) und Drogendiebstahl.
Wie alt und wie viele?
"Ich habe nur die Orte verwechselt, alles andere stimmt" beteuerte Böing kleinlaut. Nach eingehender Prüfung kann das nicht moniert werden. Es besteht kein Unterschied, ob das Camp, wie zuerst verkündet, zwischen 20-25 Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren aufnimmt oder ob es, wie letztlich verlautbart, 8 Jugendliche zwischen 12 und 15 Jahren beherbergt. Jugendliche mitten in der Pubertät gelten ja als deutlich schwieriger. So gleicht sich das wieder aus.
Was es alles nicht (so schnell) geben wird
Es wird nur für die Betreuer Zigaretten und reichlich Alkohol geben, die Jugendlichen müssen sich dieses Recht zunächst verdienen. Zunächst wird es aber so bei anderen, mit Suchtpotential belegten Gegenständen des täglichen Verbrauchs genau so bestellt sein. Man verdient sich das Recht auf
- Frühstück
- Mittagessen
- Abendessen
bei entsprechendem Betragen.
Was es alles geben wird
Nach amerikanischem Vorbild wird in einem deutschen Erziehungscamp ein Übermaß an frischer Luft, Schlafmangel und Arbeit herrschen. Die Erzieher bzw. Betreuer werden alle mit wenigstens abgeschlossener Facharbeiterausbildung aus den Bereichen Straßen-, Garten- und Landschaftsbau und archaischer Schwermetall-Verhüttung dafür sorgen, dass sich die Eltern der betroffenen Kinder keine Sorgen mehr um den Fortschritt ihrer Zöglinge zu machen brauchen. Die deutsche Industrie hat schon eine Umsiedlung von ausländischen Betriebsstätten in Erwägung gezogen, falls diese Form von erzieherischer Institution Schule machen sollte.
Wie lange?
Grundsätzlich werden die jungen Übeltäter so lange gecampt, wie sie als ältere Straftäter eine Haftstrafe hätten absitzen müssen. Dabei ist man sich noch nicht einig, wie lange zu lebenslang Verurteilte campen müssen, damit die politischen Vordenker ihr Gesicht nicht wegen der dann zu Erfolglosigkeit verurteilten Maßnahme verlieren.
Weitere Sanktionsmaßnahmen
Bei kleineren Vergehen sind u.a.
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- warme Duschen (bei pubertierenden Jungen) und
- Dishygiene (bei pubertierenden Mädchen)
konzipiert.
Bleibt das gewünschte Verhalten trotz aller Erziehungsmassnahmen aus, werden die Delinquenten aus der Gruppe ausgegrenzt und einer Art Einzelvegetation ausgesetzt. Man bekommt ein einzelnes Zelt, ohne Satelliten-TV, Heizung und DVD-Player und muss sich das Recht auf Gemeinschaft erst wieder verdienen. Verdient man es sich in einem festgesetzten Zeitraum nicht, wird man vom Erziehungscamp ganz ausgegrenzt und wieder in der Gesellschaft ausgesetzt, was gemeinhin als die schlimmste Strafe unter den vielen berüchtigten Strafen eines solchen Camps angesehen wird.
Alternativen
Als interessante Alternative für politisch unkorrekte Jugendliche wird die Überführung in anders ausgerichtete Einrichtungen als Schocktherapie diskutiert, so für junge Linksradikale Wehrsportgruppen, wie z.B. die "Horst Wessel"-Jungpioniertruppe oder die Bundeswehr und für junge Rechte Einzelunterbringungen in Gastarbeiterfamilien.