Diverses:Africo
Die mit poppigen Ethno-Hits beschallte "Afrika-Simulatoren"-Ecke einer großen Elektronikmarkt-Kette in nicht allzu ferner Zukunft: Im Spieleregal liegt eine in knalligen Farben verzierte PC-Hülle. Auf dem Cover prangt ein Aufkleber: Von den Machern des lustigen Tyrannei-Games Tropico kommt jetzt der neue Absolutismus-Hit. Auf der Rückseite steht in kreativ verzierten Lettern:
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Spiele A f r i c o! Sei dein eigener autokratischer Herrscher und befehlige öl-getränkte Sonnenstaaten! Was willst du sein?
- Ein mächtiger Befehlshaber aus Militär und/oder Erbdiktatur? Dann freue dich darüber, von deinem ersten Arbeitstag an mit Geld, Gold und Glück überhäuft zu werden. Wähle aus tausenden
Palästen, Statuen und Prestigeobjekten. Sandstein, Marmor oder Mahagoni, deine Wahl ist nahezu grenzenlos. Selbst für die Bevölkerung stehen bis zu 3 verschiedene Typen Blechhütten
zur Verfügung und im Add-On „ L u x u r y W o r l d “ sogar ein Wasserhahn für die Großsiedlung.
- Aber auch die Politik lässt nicht lange auf sich warten: Soll dein Staat die lange afrikanische Tradition der Apartheid fortsetzen? Du hast die Wahl zwischen offensichtlicher (Typ 20. Jahrhundert) und nicht-offensichtlicher (Typ 21. Jahrhundert). Keine Sorge, keins von beiden ist eine Behinderung für dein großes Spielziel: Von Angela Merkel als „wichtiger Partner auf dem afrikanischen Kontinent“ im Kanzleramt begrüßt zu werden.
- Dein Staat verfügt über sprudelnde Rohstoff und Hilfsgelder-Einnahmen. Gleichzeitig grassiert die Armut, die Kindersterblichkeit und wer das Telefonbuch lesen kann, gehört zur geistigen Elite. Also nimmst du deine Einnahmen, gibst sie deinen lieben Freunden in der Verwaltung und im Ausland und genießt die Sonnenseite des Lebens. Mit der Option „Konvertieren in Landeswährung“ kannst du die praktischen Zuschüsse von der hilfsbereiten UN in eine proportionale Zahl Mercedes-Limousinen umwandeln, alternativ ist der Bau-Mogul deines Landes bereit für 10.000 € Bau- und für 990.000 € Verwaltungskosten eine 3- Zimmer- Grundschule zu bauen, wenn du auf „humanitäre Hilfe“ klickst.
- Als letzten großen Schritt musst du den Ethnien-Simulator bedienen. Dein Land ist bevölkert von 200 verschiedenen Ethnien, die nach jahrhundertelanger Kolonialherrschaft nicht mehr friedlich miteinander leben können. Du kannst die „deutsche Option“ wählen und missliebige Ethnien ausrotten, damit aber den Unmut der ehemaligen Kolonialmächte auf dich ziehen. Also wählst du „Ethnien-Bonus“ und bevorteilst eine Ethnie strukturell, wohingegen die andere Repression erfährt.
Dummerweise können nie Tuareg, Islam-Anhänger usw. mit Sub-Sahara-Bewohnern, Christen usw. zusammen leben und das Gekloppe ist unausweichlich. Ups, schon passiert! Dein Staat wurde gespalten. So ein Malheur! Aber kein Problem, Konflikte gehen über die willkürlichen Linialgrenzen weit hinaus, die dein Land markieren.
- Du möchtest das alles nicht und einen freien und sozialen Staat nach westlichen Vorbild bauen? Dann wähle den „Hardcore-Modus“ und kämpfe nun alleine. Es stehen dir mehrere nicht-funktionierende Optionen zur Verfügung. Setzt du auf den Wohlfahrtsstaat, versickert das Geld in den vorhandenen oligarchischen Strukturen und füllt das Goldbecken der Reichsten deines Landes. Drehst du am großen Rad und bekämpfst korrupte Strukturen, darfst du deine persönliche Ermordungsart wählen.
- Im Bereich der Sicherheit belaufen sich deine spaßigen Optionen auf „Polizeistaat“ und „Bürgerkriegsstaat“, wobei du allerdings eine große Auswahl bei den Regionen hast, die du den Rebellen und unkontrollierten Gruppierungen überlässt.
Gleichzeitig wirst du von westlichen Ländern nicht mehr als Garant für Stabilität betrachtet und wer weiß, wie das die USA finden? Aber keine Sorge! Sammelst du viel Geld an und investierst genug in die Wissenschaft, kannst du auch in diesem Modus gewinnen:
- Wähle die Entwicklung „Zeitmaschine“, reise Jahrhunderte zurück und verhindere die Kolonialisierung Afrikas. Sofort verwandelt sich dein failed state in die primitive und
brutale Region, die er mal war. Hurra!
A f r i c o!
Ab sofort in der Demokratischen Republik Kongo, Swasiland, Süd- und Nord Sudan, Mali, Äthiopien und vielen weiteren Ländern.
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