Diverses:Erlebnisse im Stau vor Unterputzbach

Mein Name ist Frank Pudelberg. Ich bin bekennender Stausteher. Leider. Da ich aber jeden Tag nach Unterputzbach pendeln muss, habe ich wohl keine Wahl. Damit hier mal jeder ein Bild davon bekommt, was in so einem Stau alles passieren kann, erzähle ich euch mal, was mir letzte Woche Mittwoch im Stau passiert ist. Es begann wie ein ganz normaler Tag im Dezember...

Es gibt keinen Weg aus dem Stau. Da kann er noch so lange suchen.

6:01 Uhr

Kurz vor Unterputzbach kommt der Verkehr zum Erliegen. Wie erwartet. Ich hole meine Thermoskanne hervor und gieße mir erstmal einen Kaffee ein.

Das wird dauern, aber ich bin vorbereitet.

7:04 Uhr

Nachdem jetzt die ersten Leute ihre Fahrzeuge verlassen haben, um sich die Beine zu vertreten, stelle ich meinen Sitz nach hinten und hole meine Zeitung raus.

8:12 Uhr

So langsam langweile ich mich. Die Zeitung habe ich bereits durchgelesen. Also steige ich aus. Schnee, soweit das Auge reicht. Und Tannen. Kurzentschlossen hole ich die Axt aus dem Kofferraum und starte ein Massaker biblischen Ausmaßes. Keine Panik, war nur ein Witz: In Wirklichkeit schlage ich mir einen Weihnachtsbaum. Den schnalle ich auf meinen Dachgepäckträger und setze mich wieder ins Auto.

9:44 Uhr

Nach einem kurzen Nickerchen erwache ich wieder. Die Autos stehen nach wie vor. Ich steige aus und gehe die Autoschlange entlang. Ein paar Wagen weiter bringt eine junge Frau gerade ein Kind zur Welt. Passiert hier öfter, in Unterputzbach steht das einzige Krankenhaus der Umgebung. Wenn morgens dann die Wehen einsetzen, wird das Baby im Stau geboren.

Routiniert hole ich das Kind auf die Welt, trenne die Nabelschnur mit der Axt durch und bringe der Frau noch ein paar Handtücher aus meinem Kofferraum. Nachdem ich nun noch die Beschneidung durchgeführt habe verabschiede ich mich mit einem freundlichen Lehitraot und gehe zu meinem Auto zurück.

13:32 Uhr

Auch bei schönem Wetter nicht viel schöner.

In der Zwischenzeit habe ich 3-4 Kreuzworträtsel gelöst, als mir plötzlich auffällt, das sich die Autokolonne in Bewegung versetzt. Ich bleibe ruhig und fahre ebenfalls ein bisschen an, stoppe dann allerdings auch schon wieder. Nach ein paar Sekunden bleiben die anderen Autos auch wieder stehen. Plötzlich höre ich es rumsen. Der Stauanfänger hinter mir hat meine Stoßstange einem Test unterzogen. Nicht bestanden. Kopfschütteltend steige ich aus.

Ich erkläre dem Mann, das die anderen nur kurz angefahren sind, damit die Reifen nicht festfrieren. Der Kerl scheint sich seiner Schuld bewusst zu sein und zückt schon sein Scheckbuch, aber ich winke ab. So kleine Reparaturen kann man prima während des Staus in Ordnung bringen. Nachdem ich also die Stoßstange wieder angebracht habe, denke ich mir, das ich gleich noch ein paar andere Reparaturen machen kann.

15:21 Uhr

Zündkerzen ausgewechselt, Lichtanlage justiert und Radaufhängung kontrolliert. Das reicht fürs erste, zudem hat es inzwischen angefangen zu schneien. Ich steige wieder ein und werfe den Holzkohlengrill aus dem Handschuhfach an. Noch schnell die Steaks aus dem Kühlschrank des Beifahrerfußraums mariniert und die Heizung auf dem Rücksitz hochgedreht, schon kann ich mich zurücklehnen.

Kurz bevor die Steaks durch sind, hole ich noch die junge Mutter von vorhin zum mir ins Auto. Die hat sicher Hunger. Nach dem Essen unterhalte ich mich eine Weile mit der Frau, bis ich auf einmal einen Hubschrauber höre. Der ist sicher wegen dem Baby hier. Ich schalte das Hubschrauber-Warnsignal auf meinem Dach an, so das der Hubschrauber die junge Frau schließlich findet und mitnimmt. Wenig später setzt sich das Auto vor mir plötzlich in Bewegung. Der Stau löst sich auf.

17:00 Uhr

Pünktlich zur Spätschicht bin ich in Unterputzbach angekommen. Der Chef lobt mich wiedermal für meine Pünktlichkeit.

Ich gehe entspannt an meine Arbeit. Gut, wenn man rechtzeitig losfährt!

Zu guter letzt noch etwas Zukunftsmusik.
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