Event-Fan

Ein Event-Fan, Pseudo-Fußballfan, Eventspacko oder Mitläufer-Fan ist ein vermeintlicher Fußballfan, der exakt alle zwei Jahre zur Europa- und Weltmeisterschaft aktiv wird. Vor allem seit 2006 kriecht er immer pünktlich zum ersten Spiel mit deutscher Beteiligung aus seinem Loch. Dann gräbt er seine Vuvuzela aus und mutiert schließlich zum allergrößten Fußballfan,-experten und -kritiker, als hätte er seit jüngster Kindheit jede freie Minute mit Fußball verbracht und verschwindet jedes Mal nach spätestens vier Wochen wieder spurlos.

Keine Ahnung? Kein Problem! Einfach nach jedem Vorrundenspiel das Deppenfähnchen ans Auto und SCHLAND, SCHLAND, SCHLAND! rufen.

Während der Nicht-WM/EM-Zeit (also während der Bundesligasaison) lässt bei ihm das rege Interesse am Sport schlagartig nach. Wenn der Event-Fan von den Medien oft genug darauf aufmerksam gemacht wird, schaut er sich vielleicht sogar ausnahmsweise ein DFB-Spiel der Qualifikationsphase an. Da kann der DFB-Tross immerhin wieder zwei Jahre lang gegen Mannschaften wie die Färöer-Inseln und Irland glänzen und Béla Réthy kann mal wieder die Spiele akustisch verhunzen.

Ein Eventfan ist in der Regel ein Fußball-Analphabet, er kennt zu Beginn einer Europa- und Weltmeisterschaft kaum die Namen der Nationalspieler. Offenbar ist er unfähig, das Wort Deutschland zu sprechen oder zu schreiben und verkürzt daher andauernd den Namen seiner Nation. Der Fan trifft sich überwiegend mit anderen Vuvuzela-Trötern und Schland!-Grölern auf Public Viewings und Fanmeilen, wo er die Sportfreunde Stiller nachsingen kann. Typisches Motto: „Wen juckt das Spiel, man geht dahin, um Spaß zu haben!“ Vergeblich hofft er nebenbei, schnellen Sex mit sturzbetrunkenen Teenies zu bekommen - scheitert aber oft daran, dass er unter seinem AXE-Fan-Trikot nicht einmal das dazugehörige Deodorant an seine Haut gelassen hat.

Er weiß auch bis kurz vor Anpfiff nicht so recht, welches Trikot die deutsche Nationalmannschaft trägt und auf welcher Seite die Tore fallen sollen. Er schaut die Spiele, „weil ja die Stimmung so toll ist“, weil es gerade „in“ ist oder „die Spieler so schön aussehn“. Das ist eigentlich nichts schlimmes, solange er beim Public Viewing seine Fresse halten würde: Entweder kommentiert er aber ständig Randerscheinungen, wie das Outfit von Angela Merkel, oder kennt sich als selbst ernannter Fußballexperte dank der BILD-Zeitung plötzlich besser mit Aufstellungen und Taktiken aus, als der Bundestrainer selbst, obwohl er in Wirklichkeit einen Fußballplatz nur aus dem Fernsehen kennt.

Sein Auto ist liebevoll mit vier Deutschland-Flaggen und stylischem Spiegel-Verhüterli von der örtlichen Tankstelle versehen. Schließlich möchte man ja auch im Straßenverkehr zeigen, dass man besonders viel Ahnung von Fußball hat. Die Verkleidung des Event-Fans kann dann schon einmal aufwendiger gestaltet sein als zu Karnevalszeiten. Er sitzt auch mit schwarz-rot-geilen Fanfarben und Hawaii-Ketten (1 Stück für 1,95 Euro) sowie einem Nivea-Fanshirt (Jogi Löw-Edition) im Biergarten unter Ballermann-Atmosphäre, ignoriert dabei das aktuelle Spiel und jubelt bei abgepfiffenen Abseitstoren am längsten. Um ja nichts vom Spiel mitzubekommen, trägt er unter seinem lustigen Hut manchmal eine Atzenbrille und schwenkt dauernd seine Fahne. Wenn alle jubeln, jubelt er halt mit. Wichtig ist nur, dass hinterher das Ergebnis stimmt. Auch sonst ist er im Leben meistens nur ein Mitläufer, daneben ist er oft Mitglied einer Kirmesjugend oder eines Karnevalvereins.

Er veranstaltet bereits während der ersten Spiele der Gruppenphase mit zahlreichen anderen Event-Fans ausgiebige Autokorsos mit Laolas und Silvesterknallern, wie zum Beispiel nach dem peinlichen Gegurke gegen Algerien oder Ghana bei der WM 2014.

Weibliche Event-Fans

Besonders Frauen mutieren oft zu Event-Fans und Trikotmodels, wahrscheinlich, um damit anziehender auf Männer zu wirken. Sie bewerten übrigens Spieler nicht nach Kriterien wie "Fehlpässe", "Einsatz" oder "Tore", sondern ausschließlich nach "Körperbau" und "Frisur". Während des Spiels posten sie den Spielstand ins Fratzbuch (Liveticker Facebook - Damit es auch ja alle mitbekommen) und planen in einer Whatsapp-Gruppe bereits den Autokorso nach dem Spiel (mit welchem Auto gefahren wird, welche Person fährt, ob alle in ein Auto passen oder sie doch lieber mit zwei Autos fahren sollen, wer wo sitzt usw.). Das natürlich alles ohne das Spiel zu verfolgen. Um sie zu erkennen, kann man die Mädels mit der nervigen Kreischstimme, der dicken Flagge im Gesicht und einer Flasche Becks Gold in der Hand einfach mal fragen, was „Abseits“ bedeutet. Sorry liebe Frauen, Fußball scheiße finden, aber sich zur WM bemalen und in Schland-Farben rumlaufen passt irgendwie nicht zusammen.

Event-Fans bei der EM 2012

„Schlaaand!“

Schon nach dem Viertelfinale gegen den Fußballriesen Griechenland fühlte sich der Eventfan bereits als Europameister. Er postete bei Facebook unzählige wahnsinnig komische und kreative Bildwitze über Holländer, Griechen, Italiener etc., die jeder Depp bereits zuvor geschätzte 250 Mal im Internet gesehen hatte.

Zu Beginn des Halbfinales gegen Italien schimpfte er über die Aufstellung der Spieler, die er eigentlich bisher so toll gefunden hatte. Noch während der Halbzeit des Halbfinales holte er die Fahnen rein und ging weinend ins Bett, bevor es noch angefangen hätte zu regnen oder die Schminke verlaufen wäre. Nach dem Spiel schrieb er bei Facebook einige Postings wie „Europameister der Herzen <3 <3“, oder „Ich ess nie wieder beim Italiener *heul*“, bevor er die Blumenkette wieder für die nächsten zwei Jahre auf im Keller verstaute. Sämtliche Deutschlandfahnen waren bereits nach dem Halbfinale wieder spurlos verschwunden. Aus „WIR“ wurde wieder „die Deutschen“. Das Finalspiel der EM 2012 schaute sich der typische Event-Fan nicht an, weil er sich sowieso nicht für Fußball interessierte. Der Event-Fan konnte sich nun schon während der EM wieder seinen Fernsehserien oder TV-Shows wie beispielsweise „Henssler hinter Gittern“ widmen, bevor er 2014 zum nächsten Turnier wieder aus seinem Loch gekrochen kam.

Event-Fans bei der WM 2014

Manche Event-Fans tarnen ihr Haus perfekt um ja nicht entlarvt zu werden

Nach dem Spiel gegen Portugal beteiligte sich der Event-Fan am Ronaldo-Gebashe im Netz, ohne jemals ein Spiel der Primera División gesehen zu haben. Beim Spiel gegen Brasilien begann er bereits während der Halbzeit mit dem Autokorso und kehrte zum Wiederanpfiff nicht wieder zurück. Anschließend twitterte er einen ausgelutschten Witz (irgendwas mit einem Niederländer in einem Supermarkt), obwohl die Supermärkte längst geschlossen hatten. Nach dem Finale postete die fette Losersau in Unterhose am Sofa mit Bierwampe bei Facebook ein „Selfie“ von sich und schrieb „Weltmeister!!“ darunter.

Event-Fans bei der EM 2016

Wer am nächsten Tag im Büro oder Pausenhof nicht wusste, warum Manuel Neuer Boateng als Nachbar haben sollte, hat verloren. Daneben wurde eine Szene auf der Trainerbank heißer diskutiert als alles andere auf dem Platz. Politclowns aus der linken Ecke sowie Gutmenschen mutierten ebenfalls zu Eventfans und fielen durch wiederholt wahnsinnig komische und kreative Boateng-Nachbar-Gauland-Handspiel Gags auf. Island entpuppte sich als „Jutebeutel der Fußball-Hipster“ (Haha Sigthorsson, was für ein lustiger Name), doch Einhörner und Fußballwunder sind halt sehr selten. Nach dem Halbfinale analysierte der Eventfan messerscharf: Deutschland hat kein Tor geschossen, weil der Schiedsrichter Italiener ist.

Zitate

  • Wie ich mir die 11880 merke? Ganz einfach: 11 Mann, 88€ für das passende Outfit zum Event und 0 Ahnung von Fußball!
  • Wo ist eigentlich der Ballack?
  • Wer ist Lahm? Hauptsache Party!
  • Wieso spielt denn der Özil für Deutschland? Nicht weil er Türke ist...aber der spielt doch in England?
  • Hey, was passiert, wenn der Kevin-Prince seinen Bruder überredet für Ghana zu spielen, dann haben wir ja einen Verteidiger weniger im Kader!
  • Boah, hast du gesehen der Gomez, macht der voll die Drehung, bevor der den reinschießen tut?
  • Der Kahn war vor seiner Tätigkeit als ZDF-Experte auch mal so ein billiger Manuel Neuer-Verschnitt?
  • Hurra Hurra Deutschland hat gewonnen! WUHUUUUU, wie geil, LEIDER GEIL, Gott, sind WIR endkrass. Erst haben wir die Käseköppe besiegt und jetzt die Dänen plattgemacht! Die Dänen können halt nur mit Lego spielen, WIR spielen Fußball! Und am Freitag gibt es Gyros! NIEMAND kann uns stoppen! Wer ist eigentlich Spanien und Italien? SCHLAAAND!“ (Vor dem Viertelfinale der EM 2012)
  • Ständig muss der Löw einen mitnehmen, der noch nicht einmal die Nationalhymne mitsingt!
  • Der ist so schlecht, der Özil!“ (Nach zwei Aktionen im Spiel gegen Ghana, an denen Özil gar nicht beteiligt war.)
  • Wie oft darf der Löw eigentlich wechseln?“ „Drei Mal!“ „Pro Halbzeit?
  • Wer von denen ist jetzt dieser Rüdiger? Der Blonde dort in der Mitte, oder?
  • Wer? Hää? Future? Young Sack? Kenn' ich nicht, ich höre nur Musik wie Mark Forster und Andreas Bourani
  • Und ich dachte, der Robben spielt bei Bayern.
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