Grenzzaun
Der Grenzzaun wird sehr gerne zur Abgrenzung des Grundstückes genommen, egal wie groß es ist. In Deutschland hat man mittlerweile davon Abstand genommen, ihn als Grenze zu anderen Ländern zu gebrauchen. In Brandenburg und Sachsen haben die Einwohner in zwanzigjähriger Aufbauarbeit gelernt, mit Worten über die grüne Grenze zu schießen. Ansonsten dient er politisch extremen Regimen als Meinungsverstärker ihrer Akzeptanz nach innen und Schutz ihrer Akteptanz nach außen. Gerade in sicheren Tritt- und Zukunftsländern ist so ein Grenzzaun eine billige Variante zur früher beliebten Grenzmauer, auch wenn man den Maschendraht gelegentlich von hängengebliebenen Zivilisten reinigen muss. Der Grenzzaun ist modern und wird immer moderner, denn das einzige, was ihn überwindet, ist ein Festentschlossener mit Seitenschneider, Flex, Schaufel oder so einem Teil, mit dem man starke Industrietackernadeln aus Holz zwickt und diese Werkzeuge werden in Zeiten der zunehmenden Digitalisierung bald vom Markt verschwinden. Spätestens dann ist ein Grenzzaun unüberwindbar und hält selbst starkem Beschuss stand, weil die Kugeln nämlich einfach durch ihn durch fliegen.
Herstellung
Ein Grenzzaun wird gewöhnlich über Nacht hergestellt und durch ein Planungskommando nach strengen Richtlinien auf einem kargen und wenig einladenden Untergrund errichtet. Die damit Begrenzten werden davon nicht unterrichtet, um Bauprojekte nicht stellenweise durch Einsprüche zu verzögern. Sie sehen es ja am nächsten Morgen eh.
Durch die Lösungsmitteldämpfe des frisch gebürsteten Metalls verenden in den ersten 24 Stunden ungeheuer viele Tiere und Bauarbeiter in einem Umkreis von einem Meter um die Bebauungsgrenze. Um ihnen die letzte Ruhe zu gönnen, versehen Ingenieure einen Grenzzaun oft beidseitig mit einem sogenannten Todesstreifen und sperren ihn sicherheithalber für Passanten. Je nach Bedrohungslage müssen noch Zusatzmaßnahmen für diesen Streifen ergriffen werden. Ganz gefährlich sind Menschen, die friedlich von A nach B laufen und dabei zufällig den Zaun passieren wollen. Sie könnten seine aggressive Grundaussage ad absurdum führen. Gegen sie hat die befriedete Zone vor dem Zaun daher verschiedene Abwehrmechanismen, die manchmal völlig vergessen werden und nach 60 Jahren durch Wühlmäuse wieder an die Oberfläche gelangen, worüber die ehemaligen Erbauer dann mit hochrotem Kopf herzlich lachen müssen.
Ein Grenzzaun ist robust, fest verankert in heimischer Muttererde und wird von starken patriotischen Gefühlen betoniert, die manchmal jahrzentelang anhalten können. Wie jedes größere Bauwerk muss er von der internationalen Bauaufsicht technisch abgenommen werden, um sicherzugehen, dass Völkerrechtsorganisationen ihn nicht durch Vorwurfshagel oder andere feindliche Niederschläge frühzeitig erodieren. Sollte das der Fall sein, hilft nur ein wirksames Mittel, um den Zaun trotzdem noch bauen zu können, nämlich, ihn trotzdem zu bauen. Sowas nennt sich Politik.
Aufbau
Material
Ältere Grenzzäune bestanden oft aus Holzspalieren gefällter Schlagbäume, die mit Vollpfosten zusammengehalten wurden. Mit der Zeit haben sich jedoch Metallvarianten durchgesetzt, weil es durch das harte politische Klima und die ein oder andere Sicherheitslücke immer mal wieder hieß, der Erbauer hätte nicht mehr alle Latten am Zaun.
Heute bestehen Grenzzäune überwiegend aus fehlendem Draht zu benachbarten Botschaften, Tennisplatzbeleuchtung und den Grundpfeilern des Staates, zumindest in manchen Ländern. Meistens halten gut biegbare und auf Krawall gebürstete Metalle dafür her, die mit einer fremdenabweisenden, braunen, wahlweise weißen Legierung übergossen werden. Zusammengehalten wird der Zaun durch unglaublich viele Nieten, die umso größer sind, desto stärker das politische Sicherheitsbedürfnis im Land ist.
Formen
Die Form eines Grenzzauns passt sich seiner Funktion an. So haben Grenzjägerzäune, genau wie Grenzwildzäune zwar scheinbar durchlässige, weite Rauten. Diese unterstreichen aber den offensiven Charakter des Zaunes, sind sie doch nichts weiter als Schießscharten für dahinter sitzende Grenzer. Besonders aggressive Jägerzäune haben sogar die Aufgabe, zum Zwecke der Volksernährung alles zu erlegen, was sich ihnen auf 300 Meter nähert. Dazu gibt es expansive Jägerzäune, die jeweils pro Monat einen halben Meter in FeindesNachbarsland vorrücken, um Raum zu gewinnen.
Umweltfreundliche Menschenhasser bevorzugen die grüne Variante des Grenzjägerzauns, die Dornenhecke. Sie ist etwas für Liebhaber und dauert in der Aufzucht ein wenig länger als ein Kunstzaun, zumal der Boden erst durch Pionierpflanzen wie Brennesseln vorbereitet werden muss. Das Ergebnis an hängengebliebenen Verzweifelten kann sich aber sehen lassen und die politische Selbstkompostierung verspricht eine militärische Mehrbelastung von 0 Euro. Außerdem fühlen sich Igel hier heimisch und man will ja auch nicht zu den falschen Gästen abweisend sein, wenn der harte Winter kommt.
Eher nostalgische Regime bevorzugen Grenzschrägzäune, um auch herannahende Reiterhorden aus dem fernen Osten abhalten zu können. Modernen beisspielweise koreanischen Panzern dürften die zwar nicht standhalten, aber man weiß ja nie, ob die Panzer des Feindes nicht doch aussehen wie die mittelalterlichen Kampfpferde. Das hat ja schon einml geklappt.
Fungieren aufgestellte Bauzäune als Grenzzäune, heißt das vielleichtt für den Passanten, dass er sich durch den Kauf eines überteuerten Tickets das Recht erwerben kann, auf den dahinter liegenden Zeltplatz zu gelangen und ein Stoffbändchen um den Arm bekommt, auf dem Ort und Zeit seines Eindringens in fremdes Gebiet vermerkt sind, damit er später vor seinen Freunden damit angeben kann.
Ansonsten sind Flecht-, Ring und Maschdrahtzäune sehr beliebt, wenn man zwar zeigen will, was es im eigenen Land alles gibt und was man Passanten alles vorenthalten will. Diese Zäune weisen auf einen ausgedehnten Niedriglohnsektor mit viel Handarbeit hin, denn natürlich sind die engen Zwischenräume von patriotischen Kindern hergestellt worden, die es kaum abwarten konnten, mit in ihrem jungen Händen die miesen Maschen des Vaterlandes mitzuweben. Mauern oder Betonzäune, wie sie in Regimen ohne Grenzen heißen, sollen hingegen eher dem Gegenteil dienen, nämlich die politische Unordnung im eigenen Land zu verstecken. Muss ja auch nicht jeder wissen, warum der andere 800 - 2000 km seines Staatsgebiets versteckt, denn wie heißt es so schön? My home is my castle.
Farbe
Damit ein Grenzazun für alle, die er abhalten soll, gut aussieht, muss er gestrichen werden. Leider sind die meisten Zäune durch die natürlichen Hinterlassenschaften von Hunden, Katzen oder auch stark besoffenen Menschen, vorzüglich Männern, schon nach kurzer Zeit ganz bunt (urin-gelb und durchfall-braun). Deswegen setzen viel Zaunbesitzer ihren Grenzzaun unter Strom.
Gemein ist es besonders, wenn Vandalen oder gar ausgegrenzte Minderheiten von außen den Zaun mit Sachen wie „Viktor ist schwul“ oder „Volker war hier“ besprühen, denn es kann ja keiner rauskommen und es wegmachen. Auch die früheren, barbarischen Methoden, einfach dicke, nackte Frauen am Zaun zu postieren, damit die oben aufsitzenden Grenzer mehr als nur einen Streit vom Zaun brechen sind teilweise noch im Einsatz.
Deswegen konzentrieren sich fremdenfeindliche Regime auch auf die Verschönerung des Zauns von innen. Schließlich gehört es heute zum guten politischen Ton, den Wählern in halbdemokratischen Regimen völkerrechtlich wasserdichte Weltoffenheit vorzugaukeln, indem z.B. die Zäune wie in einer riesigen Truman-Show in der Farbe der Umgebung gestrichen werden, um sie nicht wahrnehmen zu müssen. Erst wenn die vereinten Kräfte und Blicke des Landes nach innen gerichtet werden, kann man nämlich realistisch entscheiden, wie man der Situation in der bösen Außenwelt reflektiert und verantwortungsvoll begegnet. Dabei muss man den anstürmenden Horden aus den umliegenden Feindländern ja nicht ins Gesicht schaun, es reicht ja, dass man durch staatliche Medien erfährt, dass sie ein Gesicht haben. Die politische Coleur vieler Grenzzäune kann man also erst verstehen, wenn man selbst zu den Begrnzten gehört. Daher ist es auch überhaupt nicht zielführend, als zaunloses Regime Gespräche über die das Einreißen von Grenzzäunen zu führen, weil die unbedarften Weltbürger überhaupt nicht begreifen, was es heißt, in einem Käfig zu leben, den man sich selbst gebaut hat. Da könnn nicht einmal Wellensittiche ein Lied von singen.
Wo gibt es Grenzzäune?
Grenzzäune gibt es günstig bei Obi in vielen cleveren und preiswerten Varianten. So hat der "Flüchtling 3000" der Marke Orban&Sons ein aufgesetztes Maschendrahtrollnetz, um zusätzlich Friedenstauben vom Niederlassen abzuhalten und eine blaugraue Farbe, mit kugelförmigen, helmartigen Aufsätzen, um einerseits Interventionstruppen der UNO in die Irre zu führen, anderseits störenden Durchreisenden eine ungemütliche Einöde zu suggerieren. Die Luxusvariante Erdozaun vom gleichnamigen türkischen Hersteller besitzt dazu noch politische Widerhaken um den nachhaltigen Hass auf Passanten in der Bevölkerung zu verankern.
Durch kleine Postentürmchen in Grenzzäune können die beigefügten Sicherheitskräfte heranlaufenden Frauen und Kindern Willkommensböller hinschmeißen, während sie herannahende Waffenkonvois sicher durch das verminte Grenzgebiet lotsen.
Grenzen überwinden
Für den schwierigen Fall, dass ein Grenzzaun widerrechtlich passiert werden muss gibt es verschiedene Möglichkeiten und Präzendenzfälle. Neben der oft schwierigsten Variante, so lange drumherumzulaufen, bis sich irgendwo der Eingang findet einmal abgesehen, kann man
- mit einem Pogostab heranhüpfen und den Draht aufbiegen
- einen Tunnel drüberweg bauen
- mit einem Heißluftballon dagegenfliegen und den Zaun einreißen
- am Tor klingeln und fragen, ob jemand aufmacht
Der gebildete deutsche Nachbar kennt allerdings nur eine wirklich sichere Variante durch einen Zaun zu gelangen, nämlich sich in Streitfällen entweder der Situation zu stellen oder die Gartenzwerge aus dem verfeindeten Vorgarten zu entführen, um dem Besitzer zur Durchsetzung seiner Forderung das ein oder andere Porzellanohr zu schicken. Aber zurück zum Zaun. Statt die Bedingungen seines Bestehens zu verhandeln, sollten lieber die Ursachen bekämpft werden. In solchen Fällen muss Franz Obst kommen, ein professioneller staatlicher Mediator und Mauerabrisshelfer von 1989-1992. Er tut so, als könnte er wichtige internationale Konflikte schlichten, aber mal ehrlich, er kann gar nichts schlichten, sondern nur helfen, das wirkliche Problem zu erkennen. Das ist natürlich der Zaun, den Franz Obst abreißt und damit allen Parteien zum dauerhaften Frieden verhilft. Er ist die Lösung und die Rettung vor so vielen Problemen in der Welt. Vielleicht.