Hans-Ulrich Pönack
Hans-Ulrich Pönack (* 30. Mai 1946 in West-Berlin) ist ein von Sat1 bezahlter Choleriker, der mehrfach wöchentlich von der Anstalt zum Frühstücksfernsehen gefahren wird, um sich dort über täglich neu erscheinende Filme aufzuregen, die er alle nicht gesehen hat und danach durch seine Rage die Moderatoren in schlecht gespielte Angstzustände versetzt. Pönack lebt sein Talent zu apodiktischen Aussagen und ausfallenden Beleidigungen gegen fiktive Personen in schlechtem Berlinerisch sowohl "beruflich" als auch privat aus. Gerüchte kursieren, dass er mit seinen vernichtenden Worten schon einmal eine Eintagsfliege nur acht Stunden nach dem Schlüpfen in den Selbstmord geredet haben soll, als er, mit verstohlenem Grinsen über eine Fruchtschale gebeugt, ihre Choreographie und Soundtechnik beim Nektarinennaschen verurteilte.
Pönacks rhetorische Realfoltern haben ihn weit über die Grenzen seiner "Berufs"zunft zu einem einflussreichen, wenn nicht dem einflussreichsten Film- und Medienritiker überhaupt gemacht. Er hat mit seinen wild in der Gegend umherfliegenden Händen bereits zwei schlecht leserliche Bücher über Filmkritik geschrieben, deren Herausgabe er aber verzögert, damit nicht andere hinter seine interessante Herangehensweise an Filme kommen. Außerdem ernennt er jährlich die Jurys für die goldene Henne und den deutschen Filmpreis. Filme bekommen bei Pönack absteigend nach dem Grad ihrer Schlechtigkeit sogenannte Pönis, gegen die selbst schnöde Oscars oder gar Michelinsterne blass aussehen. Pönack ist international mittlerweile so angesehen, dass er selbst das renommierte kritische Filmbewertungsportal Rotten Tomatoes bewerten durfte. Er gab ihm 3 1/2 von fünf möglich Pönis. Bis heute hat er nicht begründet, wieso.
Leben & Familie
Kindheit und Jugend
Hans-Ulrich Pönack hatte es schwer. Nach Kriegsende in eine westdeutsche Beamtenfamilie geboren, wuchs er in den Zeiten des Wirtschaftswunders auf und wurde anstelle seiner Eltern vom aufkommenden Briefmarkenfernsehen erzogen, das ihn mit Bonanza, alten Edgar Wallace-Wiederholungen und dem Sandmännchen schrittweise in einen Zyniker verwandelte. Gleichwohl war Pönack ein Kind, das sich ausdrücken musste und das tat er auch, wenn er von 20:00 Uhr bis 03:00 Uhr morgens das Testbild anschrie, weil ihm die Grautöne darin nicht kräftig genug waren.
Weil ihn niemand vor den Gefahren des Röhrenbildschirms gewarnt hatte, musste Hans-Ulrich bereits mit vier Jahren eine dicke Hornbrille tragen. Eine normale Schule konnte er wegen seiner Kleinwüchsigkeit nicht besuchen, die bedingt war durch seine ausschließliche Mangelernährung mit Butterpopcorn und roten Lakritzstangen. Er glich daher seit der Vorschule eher einem Kreis mit Armen, als einem normalen Kind und im Sportunterricht fiel er bei den Ertüchtigungsübungen durch; durch die Sprossenwand. Pönack hat sich weder in Statur noch in Größe seit den 60er Jahren signifikant verändert, obwohl er es seit den frühen 80ern sogar mit Schulterpolstern probierte.
Als Heranwachsender machte Pönack den großen Fehler, jede seiner jungen Angebeteten ins Kino mitzunehmen, um meist auch noch in Vorstellungen für die neuesten Filme zu gehen. Oft endeten diese Besuche vorzeitig in wilden Wutausbrüchen, Popcornwürfen gegen die Kinoleinwand und Beschimpfungen der Kinobesucher als Bastarde und Kulturschweine, unabhängig davon, wie gut oder schlecht der Film war. Später brachte Pönack nicht mehr die Energie auf, um Frauen kennenzulernen. Ihm genügte eine verstörende, auf Schmerzensgeldzahlungen und einer einstweiligen Verfügung beruhenden Beziehung zu einer jungen Dame, der er vor Spannung über den Ausgang des letzten Star Wars-Teils ein Stückchen Ohr abgebissen hatte. Seit Basic Instict fand Pönack dann auch heraus, dass er keine realen Frauen in seinem Leben benötigt.
Pönack vergraulte bereits mit 13 Jahren seinen Privatlehrer, weil er es nicht lassen konte, entnervende Fragen an den Unterrichtsstoff zu stellen, die er mit ein bisschen Nachdenken selbst hätte beantworten können. Zwar holte er das meiste an Allgemeinwissen ab 1971 aus den wöchentlichen Sendungen mit der Maus, sein moralischer Kenntnisstand blieb aber auf dem frühpubertärem Status Quo eines Dreizehnjährigen stehen. Das bedeutet, dass Pönack bis heute alles gerechtfertigt findet, was er selbst auf Anhieb versteht und das ist demnach nicht allzuviel. Was sonst wäre für ihn also nach Abbruch der Privatschule eher in Frage gekommen, als eine Laufbahn im öffentlichen Dienst, natürlich in einer renommierten Rundfunkanstalt?
"Berufliche" Karriere
Schon ab 1969 begann er seine Karriere auf unkoventionelle Art, indem er einfach ungefragt in RIAS-Sendungen am Mittwoch Morgen hereinplatzte und dort unter wilden Diffamierungsarien gegen mutmaßlich kommunistische Nachbarn seine Meinung zu den neuesten Heimatfilmen und Western ins Mikrofon brüllte. Auf Fachbegriffe aus Film- und Gesellschaftswissenschaften legte der junge Pönack keinen Wert, bei ihm hießen sie alle "Dings" und alle Personen "der eine da", "der olle" oder "kennste". Als freier Journalist und Medienkritiker war Pönack mit seiner gefragten Sachkenntnis in den Folgejahren vor allem eins: arbeitslos. Eine Karriere bei der GEZ scheiterte 1985. Er musste bereits drei Monate nach Dienstantritt um seine Versetzung bitten, weil ihn einige Mitarbeiter beim Fernsehrat diffamiert hatten, die mitgehört hatten, wie Pönack GEZ-Kunden, die kein Zweitradio anmelden wollten über Telefon mit dem Tod bedroht hatte. Er ging zum RIAS 2 und bekam dort eine Anstellung als Moderator einer zweistündigen Filmbewertungssendung, die bis 1992 auf eine Stunde heruntergekürzt wurde, nicht etwa, weil das Budget fehlte, nein, sondern weil Pönack die Zuhörer damit verstörte, dass er ununterbrochen drauf los redete und dabei minütliche Stimmungsschwankungen vom ergriffenen Schluchzen bis zum wütenden Hyperventilieren durchlief. Der längste Satz, den er einer Radiosendung am 16. Februar 1988 zur Kritik einer Alffolge absonderte, dauerte von 16:12 Uhr bis 16:57 Uhr. Er enthielt 187 Kommata.
Bis auf einige Szenen aus dem 1973 erschienen Film "Karate Girl" und "The Fog - Nebel des Grauens" gefiel Pönack in seiner Zeit als Radiomoderator kein einziger Film. Zur Premiere von Manta Manta verfiel er 1991, trotz der avantgardistischen Verarbeitung von Klischees aus Versatzstücken der rheinischen Kulturllandschaft dem Wahsinn und zog sich für mehrere Jahre aus dem Kritikergeschäft zurück. Mit Filmen wie Fight Club, Pulp Fiction, The Sixth Sense, der König der Löwen oder Heat begann für ihn eine lange Durststrecke, die erst mit Haialarm auf Mallorca enden sollte. Ende der 90er begann er auch, einen Dreispitz zu tragen, orchestrale Soundtracks aus Science Fiction-Filmen zu sammeln und sie zu Hause jeden Sonntag so laut wie möglich zu hören, um dazu wild mit den Armen in der Luft herumzufuchteln als würde er ein unsichtbares Orchester dirigieren. In dieser Zeit, verblüfft von den Wundern der neu aufziehenden Medien, gründete er Pönis Filmclub für alle Freunde niveauvoller, cinematographischer Abendunterhaltung, dem Pönack selbst als einziges Mitglied bis heute angehört. Den Spitznamen "Pöni" hat er sich traurigerweise selbst verliehen.
Im Jahr 1999 entdeckte Sat1 Pönack und junge, unverbrauchte Serienmacher versuchten ihn im Frühstücksfernsehen zu einem etablierten Kultkritiker zu machen. Etabliert ist er mittlerweile. Die Nervosität steht dem hyperaktiven Filmexperten bei jedem seiner Auftritte ins sauertöpfisch dreinblickende Gesicht geschrieben, wenn er frühs um fünf bei Sat1 mit einem unglaublichen Enthusiasmus erklärt, wann er Martin Scorsese im letzten Sommerurlaub ein Eis essen gesehen hat. Das Publikum der Sat1-Sendung, das zu dieser Zeit überwiegend aus einsamen Polizeibeamten, übermüdeten Putzkräften und Perversen besteht, wies die Fernsehmacher schon öfter auf Pönacks aufgedrehte Art hin und lange Zeit standen schwere Vorwürfe gegen Sat1 im Raum, nach denen Pönack deswegen so aufgedreht gewesen sei, weil er vom Sender dauherhaft im Studio festgehalten und die Nächte über mit vier Litern Filterkaffee wachgehalten worden sei. Pönack selbst nahm zu diesen Vorwürfen nicht Stellung. Wer weiß, vielleicht regen ihn auch die bunten Lichter und die High Heels tragenden, grinsenden Frauen auf, wenn er frühmorgens völlig benommen ins Studio torkelt? Jedenfalls schien Pönack schnell Gefallen am Privatfernsehen zu entwicklen und ärgerte sich über die Jahre durch diverse Late Night Talk-Shows der TV-Landschaft. Ruhm und Einfluss scheinen ihm recht zu geben, der 68jährige ist in der Blüte seiner Jahre scheinbar gefragt wie nie und man munkelt, er soll sogar Gernot Hassknecht in der nächsten heute-show-Staffel als Nebendarsteller begleiten.
Pönack rastet aus
Hans-Ulrich Pönack bezeichnet sich selbst als unbestechlichen Kritiker und das kann er bis zum heutigen Tage mit Fug und Recht tun, ist er doch vor allem bis heute unbestochen. Doch auch, wenn sich Hollywood um ihn reißen würde, würde sich Pönack für kein Geld der Welt verbiegen lassen, denn Pönacks Kritiken sind nichts für die bezahlten Mainstream-Meinungen gieriger Hollywoodkritiker, die sich mit einem Teil der Produktionskosten ihre Mägen füllen. Nein, Hans-Ulrich Pönack ist ehrlich, klar und direkt. Sieht Hans-Ulrich Pönack eine rote Wand, so spricht er aus, was alle denken und zwar : "Diese Wand ist rot". Und wehe, da soll ein Farbenblinder kommen, der etwas anderes behauptet! Eine höhere Auffassungsgabe als beim Durchschnittsmenschen ermöglicht Hans-Ulrich Pönack, seine Zuschauer mit interessanten Beobachtungen zu vollkommen unbekannten und vor Pönacks Filmkritik nicht sehenswerten Filmen zu verblüffen und darin gleich unverbindliche Empfehlungen zu legen, wie: "Diese Filme sind der Highlight". Wie sonst sollte der herkömmliche Zuschauer wissen, dass er gerade eine Komödie in der Vorschau sieht, wenn nicht Hans-Ulrich Pönack im Zusammenhang mit dieser Vorschau etwa 27 mal in 30 Sekunden das Wort Komödie aussprechen würde? Selbst wenn es ein Thriller ist?
Doch Pönacks Talente, die in seinen Kritiken ganz einzigartig daherkommen, zeigen sich auch auf eine andere Weise. Eine Kritik absondern bezeichnete Pönack einst als Genugtuung, die ihm eine Befriedigung verschaffe, wie anderen ein Dopaminausstoß durch Schokolade oder Geschlechtsverkehr. Die entstehende überschüssige Energie und die frenetische Ausgelassenheit muss Pönack als extrovertierter Mensch körperlich ausdrücken, was nicht selten bei seinen Kritiken dazu führt, dass er die Zuschauer bewegt und abholt, wenn er wieder einmal kopfschüttelnd mit den Fäusten wedelt, weil ihm anscheinend die Schriftart in einem Abspann nicht gefallen hat, obwohl er tatsächlich nur versucht, eine hartnäckige Fruchtfliege zu vertreiben.
Egal ob Pönack einen Film schlecht oder nicht so schlecht fand, scheint sich nicht ganz so tief in ihm drin nach jeder Beurteilung ein bisschen Wut aufzustauen, das er er nur schwer selbst kontrollieren kann. Allerdings schaffft es Pönack jedesmal diesen für den Zuschauer zerreißenden Kampf gegen sich selbst für sich zu entscheiden und provoziert damit eine groteske Gestik, die selbst ein ADHS-Kranker auf Ecstasy, der kurz vor einem epileptischen Anfall steht, so nicht hinbekommen würde. Pönack macht damit mehrmals wöchentlich live deutlich, worum es bei einem Film letztlich geht: nicht um die schauspierische Leistung, die Regie, kunstvolle Fotografie oder den Inhalt, sondern allein um die Kritiken.
Wer Hans-Ulrich Pönack bei der Arbeit zusieht, merkt schnell, dass er nach bestimmten Bewertungsschemata vorgeht. Meist sitzt er schon lange vor seinem dreiminütigen Auftritt vor der Kamera im Off und überlegt sich einen Text zu einen Film, über den er einige schlaue Fakten im Internet recherchiert hat. Läuft dann ein kommentierter Trailer und hat der Moderator seine Begrüßung beendet, sprudeln die sorgfältig zurechtgelegten Informationen aus Pönack nur so heraus und übersähen sein Gegenüber mit einer Legion aus Spucketröpfchen und abgehackten Nebensätzen, die sich mit zunehmenden Redefluss vom eigentlichen Thema wieder entfernen. Um keine Spoilergefahr darzustellen, achtet Pönack stets darauf, nichts von der Handlung zu verraten und konzentriert sich stattdessen auf überinterpretierte Randdetails und die Worte, die er den fiktiven Figuren in den Mund legt, die sich nicht gegen seine Interpretation wehren können. Das macht Pönacks Kritik letztlich auch nicht kritisierbar, denn wie bei einer Rede der Kanzlerin sind es für ihn die vielen Kleinigkeiten, auf die es ankommt und nicht sowas unwichtiges wie Handlung, Inhalt oder Struktur. Das ist der Trick: der Zuschauer weiß gar nicht, was er daran auszusetzen hat, denn er weiß eigentlich gar nicht so recht, was er da gerade gesehen hat. Er wird quasi selbst zum Pönack..
Impressionen seines Könnens
Pönack greift bei seinen Kritiken gern auf deutliche, plebiszitäre Sprache zurück, weil er so meint, den Schwarz/Weiß-Kontrast zwischen schlechten und weniger schlechten Filmen besser erfassen zu können. Auf diese Weise hat er bereits 233 gesehene Filme zu den besten aller Zeiten und 586 zu schlechtesten Filmen aller Zeiten gekürt. Dennoch hat auch Pönack, ein bestimmtes Muster für seine griffigen und aussagekräftigen Kommentare im Kopf, wie es sich sich sehr schön anhand einer neueren Filmkritik nachvollziehen lässt.
„ | Du es ist so, dieser Film, dieser Film, ich hab den Namen schon wieder vergessen, aber dieser Film ist so spannend, herrlich bekloppt, widerlich, erotisch, magersüchtig und pass auf, mir fallen noch mehr Adjektive ein, verstehste, es ist einfach nicht, was man erwartet, weil wer hätte bei dem Film nicht erwartet, dass es eigentlich nur um Leichenfledderei und Rumgeballere geht, aber es ist viel mehr als das, es ist charmant, jung, erfrischend, witzig und wie das aufgemacht ist neeeee, klasse, klasse, klasse. Verstehste, was ich sagen will? Man könnte jetzt ewig um den heißen Brei reden, sagen dies und das passt mir nicht oder es einfach so pointiert formulieren und die Hauptdarstellerin, das ist eine von der Sorte, die sagt nicht dies und das, die sagt klar, was sie denkt, straight to the heart und das ist das verblüffende daran, dass jeder so direkt ist, dass sie sagt, was sie denkt, dass sie einen berührt, verstehste, überall berührt! Ich habe von dem Ding erfahren, da hab ich gleich gewusst, dass ich das toll finde, da wäre mir fast die Blumenspritze aus der Hand gefallen, als ich gerade Magnolien gießen war, auf meinem Balkon, in Marzahn, nackt, aber das führt vom Thema ab, weißt du was ich meine? Ich war im ersten Moment so begeistert, ich musste raus, ich musste allen von dem Film erzählen, ich habe Leute getroffen, in der Bahn, beim Bäcker, am Bus, im Bus, unterm Bus, beim unerlaubten Pinkeln in die Spree, im Polizeiwagen, in der U-Haft, vor Gericht, beim Bewährungshelfer, den musste ich das alles erzählen. Dieser Film ist so, ist so... super, super, wahnsinn,... der ist so... Ey du weißt doch, kennste doch, in der Charlottenburger Straße, wo der Friseur ist? Daneben? Und da wohnt einer, weißte? Son kleener Vietnamese! Und der verkauft gefälschte Ipods. Und da bin ich hin und hab mir einen gekauftt! Nicht wahr? Und da hab ich mich gefreut! Was habe ich mich gefreut. Und genauso ist dieser Film! ... |
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Originalzitate
- "Balla, bum, päng, abgeknallt, abgekratzt!"
- "Richtig geile Geilheit!"
- "Er ist so flauschig!"
- "Einfach scheiß, doof, dumm - ich kann nicht mehr!"