Heinz Schenk

Heinz Schenk (eigentlich Heinz-Ernst Baldrian Schenk), ein Name, zwei Welten bzw. zwei Berufe, zwei Namen, ein Programm und immer dieselbe Masche.

Schenk in der Endstufe als "Der blaue Bock" bei einem Treffen von Schauspielern in der Reality-Doku-Soap "Hartz IV" (wurde aus finanziellen Gründen abgesetzt)

Wirkprozess-Anordnung

Erste Stufe: Der Heinz

Der hessische Spaßmacher hat das Urprinzip der humoristischen Wirkung auf das Publikum verstanden. Vor allem braucht es Sympathie, aber zumindest eine gewisse Unauffälligkeit, mit dem der Künstler vors Volk tritt, auf dass sich der einzelne in Schenks Falle sofort mit diesem versoffenen, kleinwüchsigen, breitgrinsenden Heinz identifizieren kann: Er stellt dämliche Fragen und kommt mit bauerntölpelhaftem Symbolismus daher, glotzt seiner ewig unverfänglichen Assistentin in den Ausschnitt und fasst auftretenden Künstlerinnen mit Verlaub und nicht ohne Zoten an den Arsch.

Der Mundschenk

Natürlich ist bei augenscheinlich fadenscheinigem Trivialhumor immer die Gefahr gegeben, dass man Grapschereien und Flachwitze missversteht und hinter den großartigen Gesten und einer Sprache wie nach einer schweren Gaumen-OP - frisch betäubt - nicht das eugenspielerische, schalkhafte zynische Moment entdeckt, das man in der tumben Gewissheit des nicht ohne Arroganz erwarteten riesigen Beifalls geistig still vor sich hin onaniert.

Dann droht die Stimmung eigentlich zu kippen, wenn, ja, wenn keine weinselige Stimmung gegeben wäre, die jede Kritik mit dem Alkohol-Tod von Myriaden hinter die Binde gekippter Gehirnzellen ertränkt und einen gutmenschlich über diese psychologisch raffinierten Gags dumm lachen lässt. So wird ein nur scheinbar schwacher Witz, dessen Tiefe nicht nur durch den eingeschenkten Alkohol nicht erkannt wird, deswegen nicht zerrissen, weil man in benebelter Weltumarmungs-Motorik im Rundumschlag sowieso keinem böse sein kann, am wenigsten einem Männchen auf der Bühne, das einem selbst so unglaublich ähnlich sieht.

Ein anderes kleineres Lager trinkt während seiner Veranstaltungen nichts alkoholisches, weil es im Zweifel bereits erfolgreich Entziehungskurzen absolviert hat und vielleicht doch den Geist hätte, seichte Witzeleien als solche zu erkennen, aber aus Angst vor Enttarnung sympathisch mitlacht oder freilaufende Hessen einfach witzig findet.

Der Schenker (i.S.v. Weihnachtsmann)

Davon getrennt muss man die stete einlullende Konformität aller seiner Auftritte und der bei ihm auftretenden sehen. In großartigen Gesten des kleinen Mannes ertappt sich der gemeine Zuschauer stets bei dem Gefühl, vom Heinz beschenkt zu werden, als sei der ganze Quatsch tatsächlich für ihn intiiert worden, als sänge Anneliese Rotenbaum-Chaussee in Glaserklingen-Qualität für ihn vom Land des (blöden) Lächelns, wo sie noch nie gewesen ist. Immer im augenzwinkernden Dialog mit der Kamera weiß er den Zuschauer um seine Wurstfinger zu wickeln, als sei er sein Freund, für den dies alles nur veranstaltet wird.

Und die Masse strahlt und hört Anneliese zu. Operettenkünstlerinnen wurden stets mit gebleckten Zähnen und frisch geleckten Lippen präsentiert, dem Zuschaueropfer also burschikos unterstellt, dass er genau das hören wollte, was dieser dann komischerweise auch glaubt.

Schenk celebriert das Erheischen dieser stillen Laszivität ohne Leidensdruck, diesen auenzwinkernd eingepflanzten kinderaugenfeuchten Glauben, dass Gutes einem widerfährt, bevor er fortfährt.

Anfang

Da fragt man sich: "Wie fing alles an mit diesem Heinz?" Früh schon wusste er, dass es für ihn nur einen Weg geben könne, erfolgreich zu sein. Er konnte eben nichts anders als unwitzig sein und sann nach Möglichkeiten, diese Begabung zu vermarkten. Allerdings musste er sich in der Anfangszeit seiner Karriere mit einer Anstellung als Radiomoderator zufrieden geben, weil man ihn sowieso viel eher hören als sehen konnte. Mit der Verbesserung der Kameralinsen in den sechziger Jahren bekam er jedoch eine erste Chance im Fernsehen.

Otto der Schreckliche

Nachdem der "Blaue Bock" als psychedelische Volksvereinheitlichungsmaßnahme bis Mitte der 60er einen unheimlichen Ruhm aufbauen konnte - schließlich gab es keine anderen, noch nicht einmal Sendungen mit ähnlichem Konzept - riss ein größenwahnsinnig gewordener Moderator Höpfner das Budget mit gigantischen Gehaltsforderungen in tiefrote Zahlen.

Davon sollte sich die Sendung nie mehr erholen: nachdem eine eklatante Abfindung an Höpfner gezahlt worden war, war man gezwungen, einen Kleinverdiener, wofür Schenk nun prädestiniert war, einzustellen und bedeutende Änderungen in Form von Einsparungen vorzunehmen.

Heinz hat nichts zu verschenken

So musste - wenn es eben ging - Schenk die Wirtin Lia Wöhr und den Wing-Tsun-Kabarettisten Reno Nonsens selbst spielen. Selbst gewisse Kamerabewegungen wurden vorab programmiert, um den sonst eher statischen Charakter der Aufnahmen trotz ernster Musik und steifer Gäste ohne Bildtechniker etwas aufzulockern. Am Ende des kostenlosen Auftritts als Benefiz-Gala für den veranstaltenden Hessischen Rundfunk wurde dem Künstler ein Bembel ausgehändigt, der deswegen immer gleich aussah, weil es auch immer der gleiche war und nach der Sendung zurückgegeben werden musste.

Es ist und bleibt allerdings ein Faszinosum, warum im Grunde das ganze "Hot Volet" der damaligen Showbranche wie Heino, die Jacobs Sisters, Heintje oder Roy Black sich auf ein solch caritatives, aber wenig anspruchsvolles Parkett niederließen, und kann eigentlich nur mit dem sich in späteren Künstlergenerationen auf Entwicklungsländer konzentrierende Engagement zur Pflege des Images, der Geltungssucht und der steuerlichen Absetzbarkeit von Werbungskosten erklärt werden.

Die billigen Jokes verfehlten ihre Ziele allerdings nie, nicht nur deswegen nicht, weil die jubelnden Zuschauer zumeist alles doppelt sahen, sondern weil die Protagonisten auch noch selbst darüber lachen konnten und Lachen steckt bekanntlich an und ist weniger vom Inhalt abhängig.

Das Ende des Tilgungsplans

Das war auch gut so, Heinz schrieb ja nahezu alle Texte für die Sendung selbst und so wurde letztlich eben nicht nur an Witz gespart, sondern durch die Gagenersparnisse für richtige Komiker so viel Geld, dass die Raten regelmäßig bedient werden konnten. Schließlich wurde 1987 die letzte Tilgungsleistung nicht ohne Stolz überwiesen und damit konnte Heinz entlassen werden. Damit nahm sich der Hessische Rundfunk vor, nie wieder solch exorbitante Ausritte in die Untiefen der medialen Kultur zu unternehmen und sich auf das, was man beherrschte, Filme über idyllische Fressorgien mit Flußufern im Hintergrund und unverfängliche Nachrichtensendungen, die keiner sieht, zu konzentrieren. Das war auch gut so, weil Peter Zwegat damals noch selbst Schulden machte.

Freuden der Pension

Mittlerweile ist das düstere Finanzmiseren-Szenario verklärt, über damals auftretende Künstler wird nicht mehr gesprochen, weil sie zumindest medial tot sind, weil es keinen "Brot-für-die Welt-Sender" mehr gibt, der ihnen ein Parkett bietet. Heinz aber lebt noch und freut sich wie ein kleines Kind, wenn er aus dem Archivschrank geholt und um das Repitieren reicher Erinnerungen gebeten wird. Auf seine alten Tage schafft es sogar noch mal eine Idee von ihm ins Fernsehen, wenn auch nur in einen Regionalsender. Mit Criminal Mainz ist eine süffisante Meenzer Variante der Regional-Scripted-Reality-Soft-Crime-Soap gelungen, die freilich nicht wirklich von "Criminal Heinz" selbst produziert wird.

Verworfene Nachzüchtungen

So ein Schenk ist nicht nur in Kriegszeiten ein willkommenes Propagandainstrument zur Besänftigung kochender oder zumindest besorgter Volksseele. Statistische Erhebungen zeigten, dass von 100 Besuchern/Zuschauern des "Blauen Bocks"

  • 10% sich das Zungenpiercing entfernen ließen, um genauso zu sprechen wie er.
  • 25% hoffnungslos betrunken waren und blieben
  • 35% 14 Tage lang über eine beidarmige Schüttellähmung klagten
  • 10% ein Wachkoma erlitten, mit dem sie aber noch arbeiten gehen konnten.

So begann man bereits Anfang der 70er Jahre mit Nachzucht-Versuchen, da ein Schenk ja nicht ewig lebt (und ein Blauer Bock schon mal gar nicht). Mit Erschrecken stellten die Wissenschaftler fest, dass vermutlich durch eine Verwechslung von Präparaten zwar der Unwitz erhalten blieb, aber der einlullende hessische Dialekt sich zu einem hirntoten Plapperberlinerisch gewandelt hatte. Sofort wurden die Versuche abgebrochen: ES konnte allerdings aus den Labors entfliehen und läßt sich nun vor allem auf jahrmarktähnlichen Veranstaltungen und im TV als eine Art "Comedy-Elephantman" bestaunen und auslachen.

Asoziale Assoziationen

  • Schenk für " Schenk mir noch einen lustigen Witz ein (versuchs wenigstens)"
  • Ebbelwoi saufende Hessische Frohnatur, immer mit einer Hand an Lia Wöhrs linker Brust
  • dumm brabbelnder Gartenzwerg mit tief sitzenden Eiern, gierig hängenden Augen und triefender Zunge
  • Sendung:"Zum Blauen Bock" wobei er sowohl der blaue, als auch der (geile) Bock war
  • bringt Erwachsene bzw. Betrunkene dazu, sich hin und her zu bewegen und dabei auch noch dämlich zu grinsen und zu singen, ohne dass sie es selbst nach dem Abbau von zwei Promille peinlich finden

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