Jakob
Isaaak, der Sohn Abrahams wurde Vater zweier Söhne, Esau und Jakob. Jakob (hebr. f. Sockenhalter, da er sich bei der Geburt an Esaus Füßen klammerte) war der Zweitgeborene und dadurch nicht am großen Erbe ->Isaaaks beteiligt.
Satellit! Der nachstehende Text erweitert den Zusammenhang des Hauptartikels Judentum. |
Auf den Brüdern Jakob und Esau lag nun eine hohe Verantwortung. Opa und Vater waren mittlerweile Erzväter und damit ungemein wichtig. Ihr Vater Isaaak hat es zu Reichtum gebracht und von seinen Söhnen sollte einer Stammhalter der Tradition und natürlich des Vermögens werden. Es lag nahe, dass dies Esau als der Erstgeborener und gleichzeitiger Liebling Isaaaks, dieses Erbe antreten wird.
Doch die Brüder waren charakterlich so verschieden, wie es konträrer nicht gehen konnte. Esau war fleißig und half seinem Vater bei allen anfallenden Arbeiten. So erschlich er sich die Liebe seines Erzeugers. Jakob hingegen wurde zum Muttersöhnchen, brauchte nie mit aufs Feld und spielte lieber mit Puppen. Instinktiv setzte er auf die Mutterliebe. Im Vergleich zu seinem stämmigen Bruder war er feingliedrig und von zarter Statur. Und insgesamt intelligenter. So konnte er Esau bereits frühzeitig das Recht des Erstgeborenen abkaufen, als dieser erschöpft von der Feldarbeit nach Hause kam und erst mal Hunger hatte. Folgender Dialog ist aus der Genesis überliefert:
Esau: „Hunger!“
Jakob: „Ach, lieb Brüderlein, die Mutter ist außer Haus. Aber sieh, ich habe ihre Kleidung an und kann dir ein gar lecker Mahl bereiten!“
Esau: „Gut, mach. Und Bier!“
Jakob brachte seinem Bruder ein Bier, öffnete die Flasche und schenkte ihm ein. Dann begab er sich in die Küche und brutzelte ein wohlriechendes Gericht.
Esau: „Geht das nich schneller?“
Jakob: „Ja, gleich fertig.“
Ein verführerischer Duft zog durch die Hütte. Esau lief das Wasser im Mund zusammen.
Esau: „Hmm, jamjam.“
Jakob nahm den Topf vom Herd und hielt ihn Esau unter die Nase. „Möchtest du?“, fragte er und schmiegte sich an seinen Bruder und strich ihm über den Kopf.
Esau: „Ja, ja, ja. Mach!“
Jakob stellte den Topf wieder zurück auf den Herd und kam mit einem Stück Papyrus zurück. „Bevor du jetzt dein Mahl erhältst, bitte ich dich, dieses Schriftstück zu unterzeichnen.“
Esau: „Was ist das? Ich will essen.“
Jakob: „Das? Ach nichts. Wir sind doch Brüder, wir sind Zwillinge und es ist doch vollkommen egal, wer von uns zuerst das Licht erblickte, oder? Du schreibst hier unten einfach deinen Namen hin und bestätigst, dass wir gleichzeitig, sagen wir, ich vielleicht ein bisschen früher, aus der Mutter kamen. Das Schreiben ist doch ohne Bedeutung. Es ist nur für mich, damit ich mich nicht immer als Zweitgeborener fühlen muss. Der Vater behandelt mich so schlecht.“
Esau: „Naja, wenn es ohne Bedeutung ist, gib her. Ich unterschreib. Und gib mir vor allem was zu futtern.“
Dann füllte Jakob seinem Bruder auf und erwarb sich durch diese List alle Rechte des Erstgeborenen.
Dieses Beispiel ist stilprägend für das Psychogramm Jakobs. Rücksichtslos, dynamisch, machthungrig, geldgeil und mit Ellenbogenmentalität ausgestattet, gilt es bis heute ein biologisches Wunder, dass Jakob sich bei der Geburt noch nicht vorgedrängelt hat. Gepaart mit instinktiver Schlauheit und dem Drang, sich und seinen Charakter fortzupflanzen, gilt Jakob heute als Wegbegründer der -> israelitischen Stämme.
Das Erstgeborenenrecht damaliger Zeit war nicht nur abhängig von schriftlichen Dokumenten, es bedurfte auch des Segens des Familienvorstandes und, wenn erforderlich, auch noch von Gott. Seinen Vater konnte Jakob leicht überlisten, da dieser erblindete und Jakob mit verstellter Stimme Esau nachahmte. Seine Mutter half ihm bei diesem Betrug. Nachdem der Vater irrtümlich seinen Segen gab, befand Gott, dass Jakob mit diesen Tricks nicht durchkommen darf und schickte seinen stärksten Engel, der Jakob kurzerhand beseitigen sollte. Doch Jakob, auch wenn er von zartem Wesen war, konnte sich wehrhaft verteidigen. Er kratzte, biss und spuckte den Engel an. Dieser war von der Gegenwehr so überrascht, dass er in einem unbedachten Moment von Jakob in den Schwitzkasten genommen werden konnte und sich ergab. Isaaaks Sohn ließ erst von dem Engel wieder ab, als er von diesem den Segen Gottes erhielt. Jetzt war das Erstgeborenenrecht juristisch in festen Tüchern und unanfechtbar.
Nachdem Esau bemerkte, dass er über den Tisch gezogen wurde, besann er sich auf Rache. „Den hau ich zu Mus!“ grollte er. Sara, die Mutter der beiden, schickte ihren Liebling sicherheitshalber zu Verwandten ins Ausland. Hier war er sicher vor Esaus Zornausbrüchen.
Jakob lebte sich schnell ein und schwängerte alles, was nicht schnell genug vor ihm flüchtete. So erhielt er seinen Kindersegen nicht nur mit seiner Ehefrau, sondern auch mit Dienstmädchen, Putzfrauen und Cousinen. Aus Furcht vor Alimentezahlungen, schließlich zeugte er zehn Kinder, flüchtete er mit Rachel, seiner Frau, nach Kanaaan, seiner alten Heimat, jedoch nicht, ohne seine Gastfamilie bei der Abreise noch zu bestehlen.
In Kanaaan lebte er glücklich und in Reichtum. Als dort schließlich eine Hungersnot ausbrach und er sich auch mit seinem Geld keine Lebensmittel mehr kaufen konnte, holte ihn Josef, einer seiner zurückgelassenen Söhne, zu sich nach Hause und versprach, ihn zu pflegen. Als Dank dafür sagte Jakob: „OK. Du darfst mir helfen, aber nur wenn du mir deine beiden erstgeborenen Söhne überlässt und deinen Segen dazu gibst, den Zweitgeborenen als Erstgeborenen zu benennen.“ „Wie jetzt? So geht das aber nicht!“ wandte Josef ein, besann sich dann aber eines Besseren, da seine Söhne so Anspruch auf das Erbe Jakobs erhielten. Also willigte Josef ein und Jakob hatte nun zwölf Kinder, aus denen die 12 Stämme Israels hervorgingen.
Abrahamische Pentologie
Zur Vervollständigung der Abrahamgeschichte siehe auch