McCarthy

McCarthy stammte aus einer reichen Familie von Medieninhabern, die in Bushland eine monopolähnliche Stellung hatten und vor allem mit Klatschblättern, anfangs noch im Still der Bild- und Kronenzeitung die Meinung der Massen stark beeinflussten. Das Niveau dieser Zeitungen war von Anbeginn an bereits sehr tief, jedoch niemals so stark politisch gefärbt, wie in McCarthys Händen, der schon in seinen jungen Jahren das gesamte Medienimperium erbte. So fiel es dem Burschen leicht, mit dieser Rückendeckung zum republikanischen Senator auf Druck der halbanalphabetischen Leser seiner Zeitungen gewählt zu werden.

In den ersten Jahren seiner politischen Tätigkeit fiel er noch nicht übermässig auf und dennoch kritisierte er lautstark die im zweiten Weltkrieg betriebene Rationierung und Enführung von Bezugsscheinen als "kommunistisch". Seine erste große Kampange zur möglichst schnellen Abschaffung dieser Maßnahmen in Amerika und im besetzten Deutschland hatten Erfolg und führten tatsächlich dazu, dass sich die Läden mit Waren füllten. Der Präsident dieser Zeit und der gesamte Bushclan verhielten sich eher zurückhaltend und überliesen die Politik immer stärker ihren Günstlingen zu denen McCarthy zunehmend aufstieg.

Als der kalte Krieg immer stärker in der Luft lag und Bushland auch innenpolitisch seitens der diskriminierten Afrikaner unter Druck geriet, ergriff die Bevölkerung eine panische Angst vor der Rache Derselben. Der weiße, bushländische Pöbel hantierte mit Baseballschlägern und zerschmetterte die Fenstergläser der Parteizentralen der kommunistischen Partei und einiger, mehr oder weniger im Untergrund agierender Gewerkschaften der afrikanischen Plantagearbeiter. McCarthy ergriff seine Chance und schwang sich zum Sprecher der wütenden Menge auf, indem er prompt ein KP-Verbot forderte. Obwohl er nicht einmal die republikanische Partei von seinen Plänen vorher unterrichtet hatte, zogen die meisten seiner Parteikollegen dennoch mit, die nicht in die Defensive gedrängt werden wollten und setzten gemeinsam das Verbot durch, wodurch McCarthy immer populärer wurde und man in der gesamten konservativen Gesellschaft nicht mehr um ihn herum kam. Seine Rivalen wurden zu psychischen Wracks gemacht und aus dem Senat systematisch herausgemobbt. Ein gemässigter Republikaner, welchem der große Pressechef McCarthy mit einer riesigen Verleumdnungskampange drohte, beging sogar Selbstmord.

Doch bald hielt der verschlagene McCarthy nach noch effektiveren Methoden Ausschau, unbequeme Kritiker von der Regierung fern zu halten. Da die üblichen Sensationsstories nicht mehr ausreichten, veröffentlichte McCarthy seinen klatschsüchtigen Anhängern eine Liste von Kommunisten im Bereich der Ämter und der Politik und meinte, eine gewaltige Unterwanderung Bushlands durch Kommunisten aufgedeckt zu haben.

Da zu diesem Zeitpunkt die Sowjetunion die Atombombe entwickelt hatte und in China ein neues riesiges kommunistisches Land zu erwachen drohte, fragte kaum jemand, ob McCarthys Anschuldigungen gerechtfertigt oder plumpe Erfindungen seien.

Zahlreiche Personen, die auf dieser Liste standen waren sicherlich nicht rein zufällig (potentielle) Konkurrenten, doch viele davon betroffene Politiker höheren und niedrigeren Ranges traten zurück, um dieser großen Peinlichkeit zu entgehen.

McCarthy galt inzwischen als einer der reichsten und mächtigsten Männer in ganz Bushland und wusste eine mächtige Fraktion von Politikern, Paramilitärs und Redakteuren hinter sich, aber er war klug genug, sich nicht mit der herrschenden Familie Bush direkt anzulegen, welche den rapiden Aufstieg des jungen Senators immer misstrauischer betrachtete. Jeder weitere offizielle Aufstieg aber hätte zweifellos den Bogen in den Augen der Bushs überspannt, die über das Machtmonopol ihrer Dynastie strengstens wachten, so dass MacCarthy zu einem einfachen Trick griff. Einerseits nahm er von jeden Ansprüchen auf die begehrten höchsten Ämter Abstand. Doch gleichzeitig vergrößerte er seine Macht, indem er neue Ämter gründete, darunter das mit Funktionären stark besetzte Komitee zur Aufspührung unamerikanischer Aktivitäten. Dieses Komitee wurde zum Fehlschlag, weil es versehentlich gegen Coca Cola vorging.

Das wichtigste Amt jedoch, welches McCarthy sich selber schuf, war der Wohlfahrtsausschuss, der ihm juristische Sondervollmachten außerhalb der eigentlichen staatlichen Gewalt verschaffte. Von hier aus leitete er die erste Untersuchungskommission zur Aufspürung von Kommunisten ein. Die Untersuchung stellte allerdings sehr schnell fest, dass es in keinen nennenswerten politischen Ämtern Kommunisten gäbe.

McCarthy, voller Zorn, lies sämtliche Mitglieder der Kommission (unter dem Vorwand, sie seien selber Kommunisten) entlassen und ersetzte sie durch seine Günstlinge, die nun alles "Kommunistische" in Bushland zu benennen und abzuurteilen hatten. In Wirklichkeit hörte fortan diese Behörde faktisch auf sein Kommando und er lies gleich 50 weitere linksgerichtete Personen auf ihren Ämtern entfernen.

Um als "linksgerichtet" eingestufft zu werden, reichte es bereits aus, wenn man sich für eine Entspannungspolitik mit der UDSSR oder mit China aussprach oder wenn man die Sinnhaftigkeit der militärischen Aufrüstungspolitik Bushlands in Frage stellte.

Die neue Zusammensetzung des Senates führte zu einem drastischen Rechtsruck in der Politik in allen Instanzen, was für die ethnischen Minderheiten nichts Gutes verhieß und zu einer Massenauswanderung führte.

McCarthy hatte die republikanische Partei und damit auch die absolute Mehrheit im Senat fest im Griff, sodass er seine Tätigkeiten nunmehr umfassender gestallten konnte. Diese richteten sich nicht mehr bloß gegen Politiker, sondern bald im gleichen Maß gegen die Literatur, Kunst und sogar gegen die Kirche und das Militär. Sein größter Erfolg war der Verbot des Gemeineigentums in Klöstern, weil er dieses eben für kommunistisch hielt. Die Polizei stürmte Bibliotheken, wo sie kommunistische Inhalte vermutete und im ganzen Land wurden Bücher haufenweise verbrannt.

McCarthys antikommunistische Hysterie wurde nun langsam selbst in den Augen Bushs zu viel. Zunächst versuchte er den "Eifer" seines jungen Günstlings durch eine verbale Rüge zu bremsen, doch 1848 kam jedes Einlenken zu spät, weil nicht nur Schwarze und Indianer, sondern auch weiße Bürgerrechtler zu bewaffnetem Widerstand griffen. Von Florida bis Kalifornien standen die Menschen in allen größeren Städten auf den Barrikaden und das Land überzogen Streiks und Aufstände der in sklavenähnlichen Bedingungen arbeitenden Afrikaner, die Baumwolle verbrennen liesen.