Vertrag von Versailles

Der Vertrag von Versailles oder auch Versailler Vertrag ist der beste Beweis dafür, dass man einem Kind keinen Freigutschein für einen kostenlosen Einkauf im Bonbonladen schenken sollte, weil es dann nämlich mit einem LKW ankommt und den gesamten Laden leerräumt. Nur, dass der Bonbonladen beim Versailler Vertrag auf internationaler Ebene stand. Genauer gesagt in Deutschland. Wer sonst sollte auch einen Krieg verlieren, obwohl er zu Beginn von allen die größte Armee hat.

Geschichte der Geschichte

Nachdem Deutschland den ersten Weltkrieg knapp verloren hatte, weil es so blöd war, Passagierdampfer der USA zu bombardieren, hielten es die Alliierten für eine klasse Idee, nicht nur Polen zurückzuerobern (dies sollte im Verlaufe des Jahrhunderts noch mehrere Male geschehen und ist auch heute noch ein konstanter Streitpunkt bei Treffen der EU), sondern "das Bier zu trinken, solange es kalt ist". Während Deutschland nun alle politische Dummheit auf das Inland konzentrierte, trafen die Aliierten die Vereinbarung, es kräftig auszupressen. England legte Mitte 1918 einen ersten Entwurf vor, der die Reduzierung des deutschen Heeres auf 20.000 Mann und die Zahlung von 500 Milliarden Mark Reparationen vorsah. Noch am selben Tag wurde der Plan verworfen, da man sich einig war, dass dies zu milde sei. Ein neuer Plan wurde in schweißtreibenden 60 Minuten ausgearbeitet, der dann schließlich den Deutschen auch mit einem breiten Grinsen vorgelegt wurde.

Als der deutsche Minister den Vertrag überflog, protestierte er energisch und warf den Aliierten kriegerisches Verhalten vor. Als Zeichen seines Protestes entleerte er an Ort und Stelle spontan seinen Darm auf den Vertrag. Die Aliierten entsorgten das übelriechende Papier, beschafften ein neues und drohten mit mehr Krieg, falls er nicht unterschreiben würde. Allein wegen des extrem dicken Vertrages kostete jeder Neudruck die Alliierten nämlich ein Vermögen.

Die Bestimmungen wurden nicht etwa ab 1990 wegen besserer diplomatischer Beziehungen aufgehoben. Die USA und England berieten sogar anfangs über ein vorzeitiges Vertragsende, doch Frankreich, das immer noch wütend war, von 1914 bis 1945 zweimal von Deutschland überrannt worden zu sein, probte den Aufstand und verlangte eine Auszahlung bis zum bitteren Ende. 2010 war dieses bittere Ende dann endlich erreicht, Deutschland zahlte die letzte Rate und hatte danach trotzdem nicht mehr Ansehen als vorher, geschweige denn Geld. Da hätte man den Krieg eigentlich auch durchziehen können.

Vertragspunkte

Der erste Vertragspunkt, das Zahlen von Reparationszahlungen, rief wüste Ausschreitungen in ganz Deutschland hervor, da die Summe 200% des damaligen Welt-Geldbestandes entsprach. Das Problem wurde von der deutschen Regierung schließlich kreativ angegangen, indem man ab 1919 künstlich eine Inflation auslöste und somit jährlich problemlos mehrere Trillionen Mark bezahlen konnte. Schwierig nur für den kleinen Handwerker, der für jedes Bauernbrot 370 Millionen Mark zu zahlen hatte - eine Summe, die in keine heutige FDP-Limousine passen würde.
Leider durchschauten die Alliierten den Trick recht schnell und erzwangen 1924 die Einführung einer neuen Währung.

Punkt zwei, der Kriegsschuldparagraph, erwies sich als der fairste. Um lange Streitigkeiten zu vermeiden, hatte die britische Führung festgelest, dass nur der Krieg am Krieg schuld sei, was Deutschland auch rasch akzeptierte. Wäre ja noch schöner, wenn Deutschland die Schuld hätte tragen müssen, nur weil es verloren hatte. Noch unfairer wäre es gewesen, wenn Österreich-Ungarn dann absolut keine Schuld getragen hätte.

Der dritte Abschnitt, die Rückgabe von diversen Ländereien, erwies sich als schwierig. Die Deutschen wollten die eroberten Teile Russlands, Elsass-Lothringen sowie alles als "ehrlich erobert" andere behalten. Schlägereien im Saal folgten (bei denen auch durch buchstäbliche "Übergabe" ein weiterer Vertragsentwurf zerstört wurde), bis der Vertrag endgültig unterschrieben wurde. Allerdings nur unter der deutschen Bedingung, auch die eroberten Teile Frankreichs abgeben zu dürfen.

Folgen

Da in Deutschland damals noch das Äquivalent zur heutigen CDU regierte und diese schon damals auf "Schuldenabtragung" gepolt war, erhöhte man sofort die Steuern um 400%, um die Reparationen zahlen zu können. Viele Deutsche wurden somit gezwungen, in den Hungerstreik zu treten und auch konsequent zu sterben - alles im Namen des Landes, wie man behauptete. Das wiederum rief weitere Ausschreitungen hervor: Zahllose SPD-Arbeiter aus dem Ruhrgebiet prügelten 1923 mit mitgebrachten Rohren auf aus dem Reichstag kommende Abgeordnete ein, bis sie vom auf 5.000 Soldaten reduzierten Heer erschossen wurden. Dieses Ereignis ging als "Rohrkampf" in die Geschichte ein.

Und weil wegen der Reparationszahlungen keiner mehr was zu essen hatte, setzte bei den meisten Leuten das Gehirn aus und die Nazis wurden an die Macht gewählt.

Mögliche Alternativen

  • Deutschland hätte theoretisch darauf bestehen können, die schärfsten Restriktionen zu mildern oder ganz aus dem Vertrag zu entfernen. Es hätte sogar erfolgreich sein können, schließlich hat Hitler bis 1938 auch die Hälfte Europas annektiert, ohne beachtet worden zu sein. Wenn es nicht funktioniert hätte, wären die Alliierten halt einmarschiert - und dann? Die deutsche Armee war längst besiegt. Was hätte man getan, um die Deutschen für ihre Sturköpfigkeit zu bestrafen? Wahllos Städte in die Luft zu jagen hätte sicher nicht dem Alliiertenkodex entsprochen, genausowenig wie der Raub an deutschen Gütern. Die Aliierten hätten also ihre Flagge auf den Reichstag gesetzt und wären wieder verschwunden. Und direkt danach wäre die Flagge wieder abgenommen worden. Beim nächsten Staatsbesuch wäre die Fahne wieder ausgetauscht werden, sodass niemand je davon erfahren würde.
  • Man hätte den Krieg tatsächlich weitertreiben können. Die deutsche Situation war zwar unsagbar schlecht, aber die Defensive hätte vermutlich funktioniert. Mit Schützengräben überall im Land hätte man die Invasion des Reichtstags vielleicht bis 1933 herauszögern können; danach hätte Hitler mit seiner SA alle in den Kriegsdienst gezwungen und das Ganze hätte in einem lustigen Atomkrieg geendet. Den hätte Deutschland sicherlich verloren - aber zumindest hätte man noch ein paar Häuser auf der Gegnerseite kaputtbomben können.
Fröhliche deutsche Minister nach der Unterzeichnung des Vertrages
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