Spiegelwelten:Itzerdeutsch
Allgemeines
Etabliert wurde das Itzerdeutsch erst am Ende des 18. Jahrhunderts im Zuge der Entstehung des Vereinigten Königreiches. Zwar hatte es auch zuvor Ansätze zu einem allgemeingültigen Schriftsystem gegeben, doch wurde dieses immer wieder von Schriftstellern torpediert, die auch in Sachen Schriftbild auf ihrer künstlerischen Freiheit beharrten. So entwickelte Wotan Rolfsang, der Autor der lesefeindlichsten Romane Hinterwalds, die sogenannte Hinterwalder Schrift, die auf importierten arabischen Schriftzeichen beruhte (vgl. Kunst und Kultur Hinterwalds. Allerdings konnte diese sich nicht durchsetzen, weil sowohl Rolfsangs Künstlerkollegen als auch der ganze Rest die Resultate ziemlich gruselig fanden. Rolfsang schmollte daraufhin lautstark, konnte aber nicht verhindern, dass sich statt der Hinterwalder Schrift mehr und mehr das an der Itzer Universität übliche Itzerdeutsch durchsetzte.
Linkschreibung
So ähnlich sich Deutsch und Itzerdeutsch auch sind, in einigen Bereichen gibt es doch Unterschiede. So führt es zu Problemen, wenn ein Tourist in Hinterwald von Rechtschreibung spricht - in Hinterwald ist sie unbekannt. Korrekte Schreibweisen werden stattdessen unter Linkschreibung zusammengefasst. Überhaupt handelt es sich bei links und rechts um ein regelrechtes Minenfeld, wenn man in Hinterwald unterwegs ist - man kann nie genau sagen, welches Verständnis für welchen Bereich gilt: heißt es nun Gelinkigkeit oder Gerechtigkeit, und spricht man von Link und Ordnung oder Recht und Ordnung - zu raten ist eigentlich nur, weitestgehend auf die Verwendung von Begriffen wie links und rechts zu verzichten, am Ende gibt es doch bloß Ärger.
Hebreutsch
Itzerdeutsch ist kein Hebräisch. Zwar verwendet man in der schriftlichen Form des Itzerdeutsch dieselben Schriftzeichen, doch diese erscheinen in völlig anderen Bedeutungen. Im Ergebnis mag es bei Israelis und/oder Leuten, die des Hebräischen mächtig sind, zu gewissen Irritationen kommen: Vielleicht liest sich die itzerdeutsche Schreibung von „Hallo, ich hoffe dir geht es gut und du hattest einen angenehmen Tag“ im Hebräischen wie „Deines Haustühr stronkt mir was, du Knüpphl“, oder auch „Jkvdhgaju vdmasdfh dskj fdalööd“ – solche Überschneidungen sind jedoch rein zufällig und keinesfalls beabsichtigt.
Einige Scherzkekse sowohl in der Alten Welt als auch in Ozeanien waren jedoch der festen Überzeugung, Itzerdeutsch stelle eine Parodie auf das Hebräische dar, mehr noch, selbst der Name „Itz“ (sowohl Land als auch Stadt, vgl. Hinterwald) leite sich vom Schimpfwort „Itzig“ ab und stelle somit eine gelungene Verschaukelung Israels, der Juden und des Hebräischen dar. Besagte Leute verbanden solche Überlegungen gern mit dem eigenartigen Nachsatz „…und das ist richtig so“. Sie waren sich auch nicht zu schade, mit der einen oder anderen antisemitischen Phrase herumzuspielen.
Das Publikum lauschte anfangs irritiert, dann aber immer interessierter. Einige besonders Interessierte gingen nach den Vorstellungen zu den Witzbolden und luden sie zu einem kleinen weiterführenden Gespräch in vertraulicherem Rahmen ein. Dieses fand zum Leidwesen der Komiker bedauerlicherweise im Hauptquartier des Inlandsgeheimdienstes HINTERHALT statt (vgl. hierzu den Abschnitt Innenpolitik Hinterwalds), wo man die heiteren Gemüter mit Nase und Ohren an eine Schulbank nagelte, auf der sie zuvor eintausendmal zu schreiben hatten: "Ich soll keine dummen Witze über Dinge machen, von denen ich nichts verstehe." – Die Scherzkekse waren leider an das falsche Publikum geraten:
- Geheimdienstler hassen es, wenn sie den Leuten den Witz erklären müssen.
- Sie hassen es noch mehr, jemandem sagen zu müssen, dass „Itz“ nur die Essenz aller deutschen Städte ist, die auf „-itz“ enden, die slawischen, nicht jüdischen Ursprungs sind und von denen es bekanntlich recht viele gibt.
- Sie hassen es auch, erklären zu müssen, dass man die hebräische Schrift für das Itzerdeutsch genommen hatte, weil über neunzig Prozent der Hinterwalder Linkshänder waren und sind.
Am allermeisten aber hassen es Geheimdienstler, wenn eine Meute von Stammtischkomikern Witze an Stellen sieht, wo keine sind – deshalb nahmen die in diesem Fall beteiligten Agenten zum Annageln der Scherzkekse ziemlich rostige Nägel und einen etwas größeren Hammer.
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