Spiegelwelten:Keksüberraschung in Küstenstreifen
Dies ist ein vom Ministerium für Wohlfühlfernsehen und Einlullung herausgegebener Bericht der Ereignisse am Abend des 5. August 2017. Er stammt von Superwachmann Alfons G., der an diesem Abend als Wachmann für den Bezirk Kasinoallee/Hafen eingeteilt war.
Dieser Artikel ist zwar im Namensraum Spiegelwelten zu finden, er spielt aber in der Orbis Alius. Was ist die Orbis Alius? • Was sind die Spiegelwelten? |
"Ja, also wir haben unseren Dienst pünktlich um 23:30 angetreten. Wir, das sind ich, Helmut und Wolfgang von der Wache 7. Die liegt direkt neben der Kasinoallee, in der alle Gebäude die Hausnummer 7 tragen müssen. Natürlich haben wir alle die Meldung von der Anlieferung von diesem Keks gesehen und als wir uns so auf der Wache trafen, sagt Wolfgang nur: "Dat gibt sicher Probleme." Recht gehabt hat er. Kommt nämlich so dieser Schwallbart, unser Vorgesetzter, an und sagt uns, wir solln noch alle Stunde die Lagerhalle abgehen, wo der Keks gelagert wird. Nich dass den einer klaut oder so.
Kurz nach halb zwölf sind wir dann los, ab auf unsere Segways und erstmal mitten auf die Kasinoallee. Hier reiht sich eine Spielhalle an die nächste, Roulette hier, Poker da, Automaten dort. Küstenstreifen ist übrigens das einzige Land auf der Welt, in denen man in allen Kasinos immer gewinnt. Wir können uns dat halt leisten! Und weil die Leute dat oft nich fassen können, dass sie schon wieder zwei, drei Millionen gewonnen haben, ist hier immer die Hölle los. Gut, um die Herzanfälle kümmert sich die Ambulanz, aber dat is trotzdem ein Mordsstress hier.
Im "Lucky Goldrush" zum Beispiel gab et nen Tobsuchtsanfall, wo einer eine Spieltaktik erproben wollte, die versprach, dass er in zwei Dritteln aller Spiele gewinnt. Aber er hat immer gewonnen und konnte es nich fassen und hat beinahe alles kurz und klein geschlagen. Wir haben den dann erstmal in die Ausnüchterungszelle gepackt, hoffentlich gefällt ihm unsere hübsche Weinkollektion da.
Oder diese kilometerlange Automatenspielhalle, da is eigentlich immer am meisten los, weil die Gewinner immer neidisch sind auf die Supergewinner und die sind wiederum neidisch auf die Megagewinner, die auf die Gigagewinner, und so weiter. Wieviel ein Yottagewinner kriegt, darf ich gar nich sagen, dat is Staatsgeheimnis.
Jedenfalls warn wir ziemlich froh, als wir die Kasinoalle komplett abgegangen waren und rüber in den Hafen konnten. Da is nachts immer nich so viel los, jedenfalls im Frachtbereich, weil nachts Anlegeverbot besteht. Dieser historische Leuchtturm, der am komplett falschen Platz neu aufgebaut wurde, hat n paar Schiffe fehlgeleitet und in die Docks von Ilog gelenkt. Den Rest können Sie sich denken.
Also ab in den Frachthafen. Da mussten wir erstmal drei dutzend Lagerhallen abgehen, alle voll mit Kunst und so nem Gerümpel, wat internationale Bosse hier lagern, weils billig ist. Massenhaft Gemälde und anderer Krempel, zum Glück dauert dat nich so lange, weil die ganz zuverlässige Praktikanten als Archivare haben und die selber aufpassen können. Ein bisschen später warn wir dann auch an der Halle mit dem Riesenkeks. Als wir rein sind und als Helmut so dat Licht anmacht, da sehen wir, was dat für ein Oschi is, dieser Riesenkeks, locker zwanzig Meter im Durchmesser!
Und, ganz typisch Kalmar, mit Tabasco oder so ner ähnlichen scharfen Soße gefüllt, als wir zu nah ran sind, mussten wir niesen. Fürchterlich! Wolfgang musste natürlich trotzdem kosten, und mit den Worten "Wat solln wir denn sonst damit machen?" greift er zu und hat plötzlich lauter Fusseln in der Hand. Rote Fusseln. Und dann wackelt die Stelle und ein Mann fällt raus. Ein Mann in archaischer Rüstung. Ich dachte erst, dat wär eins dieser Hologramme aus dem Historischen Museum, die sich manchmal davonmachen und die Stadt aufmischen, wie neulich Dschingis Khan zusammen mit Kaiser Bokassa. Der Kerl sah nämlich aus wie ein Wikinger.
Und da schreit Helmut auf: "Verdammt, das ist ein trojanischer Keks!"
Und wie der Kerl seine Lanze zieht und hochhebt, denk ich, jetzt isses aus. "Alfons, jetzt isses aus.", hab ich zu mir gesagt. Und da fängt dieser Wikinger an zu erzählen:
„ | Kommt Paul Hilton in eines seiner Hotels. Fragt ihn der Portier: Welches Zimmer hätten Sie denn gern? Und Hilton sagt: die Imperatorensuite natürlich. Sagt der Portier: Ham wa nich, wird erst morgen wieder frei. Noch ist da die Kalmarer Botschaft. Hilton geht nach Hause, beschließt, Kalmar aus der Botschaft zu werfen, und kommt am nächsten Tag wieder. Die Suite ist aber immer noch nicht frei, jetzt ist das Z-Monster drin. Hilton geht wieder nach Hause, kommt am nächsten Tag wieder, das Z-Monster ist tot, aber jetzt sitzt Erich Honecker drin. Hilton fragt: Wann wird die Suite denn endlich mal frei? Antwortet der Portier: Keine Ahnung, wieso soll ich das wissen? | “ | Olaf oder so |
Da fällts mir natürlich wie Schuppen von den Augen: dat is ein Kalmarer Krieger im Witzkrieg! Wobei es eigentlich verboten ist, das Territorium des Gegners zu betreten. Und Kalmarer Staatsbürger haben sowieso Einreiseverbot, das ist dieser Viking Ban*, den Paul Hilton erst vor kurzem unterzeichnet hat. Aber da klärt Helmut mich auf: der Kerl ist kein Kalmarer, sondern aus dem Zungenland!
Da muss ich erstmal überlegen, an welcher Arschbacke der Welt war das denn, an der linken oder an der rechten? Keine Ahnung, is aber auch egal. Da wir uns offensichtlich mit ihm im Krieg befinden, kommt er halt in Kriegsgefangenschaft. Und wie wir den grad abführen wollen, da zerbröselt der ganze Keks und drei Dutzend Wikingerkrieger kommen raus und überschütten uns mit schlechten Witzen. Immerhin weiß ich jetzt einiges mehr über die Eltern unserer Staatschefs. Also vor allem die Mutter von Paul Hilton.
Ich, Helmut und Wolfgang rennen jedenfalls schreiend raus und werden von den Wikingern durch die halbe Stadt verfolgt. Auf der Hälfte der Strecke heften sich die Kuratoren vom Historischen Museum an uns ran, weil sie denken, die Wikinger sind eins ihrer Hologramme. Irgendwann klärt sich die Sache aber auf und weil der einzige Ort, an dem Kalmarer, Blömmenger oder Zungenpierciger sich in Küstenstreifen legal aufhalten können, das Experimentiermuseum brutale Folter- und Exekutionsmethoden ist, bringen wir und unsere Kollegen sie erstmal dorthin. Seltsamerweise leisten die Wikinger trotz martialischer Bewaffnung quasi keinerlei Widerstand. Dafür finden sie auch nich wirklich Spaß dran, sich mal ne Eiserne Jungfrau von innen anzusehen. Aber egal. Es is 2:30, meine Schicht hier is eh zu Ende ... ach, und das is eh schon das letzte Wort. Na gut, nochmal:
ENDE
* Überhaupt nicht wikingerfeindlich, wie kommen Sie denn darauf?